„Schriftsteller haben immer zu tun… Manchmal schreiben sie auch nur Unsinn… Und eines Tages, nach unzähligen falschen Anfängen und jeder Menge zerrissener Seiten, entwickeln sich Story, Charaktere der handelnden Personen und Spannungsbogen… Fotografen geht es genauso.“
Mit solchen Worten führt uns David duChemin in seine Vorstellungen von Visionen ein. Und er zeigt den Prozess auf, der entsteht. „Ihre Sichtweise (Vision) und die Art, wie Sie sich ausdrücken (Ihre Bildsprache) entwickeln sich. Vision und Ausdruck sind so eng mit Ihnen verbunden, dass man sie unmöglich von Ihrer Persönlichkeit trennen kann.“
So kommt er nach wenigen Seiten dazu, seine Leser in indirekt-freundlicher Form dazu zu bringen, sich mit der eigenen Fotografie zu beschäftigen und irgendwie einen Punkt zu bestimmen. Es ist der Punkt auf der Linie einer langjährigen eigenen Entwicklung, der die Selbsteinschätzung ausmacht, welche Sichtweise man hat oder noch nicht und haben will.
Ich finde die ersten Seiten trotz einer angenehmen Sprache intensiv gut. Später kommt er dann zu der Frage, welchen Stil ich entwickeln will oder entwickelt habe und läßt alles in drei Fragen münden: „Was soll mein Bild kommunizieren? … Wie sieht eine Stimmung oder ein Gefühl aus? … Welche digitale Dunkelkammer steht mit zur Verfügung?“
Wer diese Fragen beantworten will und damit sich selbst auf eine sich weiter entwickelnde Reise schickt, der ist dann hier genau richtig.
Wie macht man dies alles, wie setzt man dies um? David duChemin gibt dazu Antworten mit einem Werkzeug aus der digitalen Dunkelkammer. Er nutzt dazu Adobe Lightroom, eine speziell für Fotografie entwickelte Software. Er zeigt die Werkzeuge von Lightroom im Entwickeln-Modul und wie man sie anwenden kann.
Und dann können wir seine Umsetzung von Visionen verfolgen in dem Kapitel „20 Visionen, 20 Fotografien“. Genau daraus bestehen die noch folgenden zwei Drittel des Buches. Er schildert an 20 Beispielen, wie er seine Fotos so mit Lightroom bearbeitet, dass sie seiner Vorstellung (Vision?) entsprechen. Fast alle Fotos sind aus Asien oder Indien. Genauso gute Motive kann man aber auch in Europa finden: Personen, Landschaften, Szenen aus dem Leben. Er beginnt mit einem einfachen Beispiel und jeder kann so die Arbeit mit Lightroom lernen.
Insgesamt ist dieses Buch ein Praxisbuch. Es ist rein praxisorientiert ausgerichtet. Es beschränkt sich auf das Entwickeln-Modul als Werkzeug zur konkreten Umsetzung von Sichtweisen/Visionen. Es ersetzt kein Handbuch.
Da er 20 Beispiele bringt, sind dies insgesamt 20 Lektionen, die man durcharbeiten kann, um seinen Stil und seine Visionen nachzuvollziehen und sich selbst dabei zu entwickeln. Mir persönlich gefällt dies besser als Lernvideos, weil in diesem Buch die Seiten nicht überfrachtet sind und weil er eigentlich nie zu viel auf einmal reinbringt. Er will seine eigenen Fotos nach seiner Vision verbessern.
So lernt man bei einem anerkannten und bekannten Fotografen gute Einblicke in die Praxis der digitalen Dunkelkammer am Beispiel von Lightroom.
Was will man mehr?
David duChemin:
Mit Lightroom entwickeln
Von der Vision zur Perfektion
ISBN: 978-3-8273-3039-0