Reisefotografie in Meran – 8 Beispiele aus der Praxis

Ich möchte hier einige Beispiele für Reisefotografie (Reisefotos, Urlaubsfotos und Schnappschüsse) zeigen. Mir geht es dabei um die Frage, wie man eine Situation so aufnimmt, dass sie eine Geschichte, einen Ort oder ein Ereignis zeigt. Reisefotos sind immer erzählende Fotos. Sie sind Erinnerungen, die dazu dienen, in uns etwas wieder lebendig zu machen.

1. Foto

Dazu beginne ich mit einem Schwarzweissfoto. Eigentlich sind Urlaubsfotos ja bunt. Aber hier möchte ich einfach mal zeigen, dass Schwarzweiss teilweise schöne Impressionen zaubern kann.

Dieses Foto ist eine Situation mitten aus dem Leben und erzählt dabei mindestens eine Geschichte. Man sieht an den Helligkeitsstrukturen die Hitze und die Flucht der Menschen in den Schatten. Zugleich ist das Ausruhen sichtbar. Das Cafe und die Hitze werden einerseits durch Licht und Schatten sichtbar und andererseits durch das lichthelle Schild im Vordergrund und den lichthellen Sonnenschirm im Hintergrund. Dazwischen ist der Schatten und dort sind die Menschen.  Eine Lichterkette führt zu der Situation im Hintergrund und ein heller Streifen auf dem Boden im Vordergrund zeigt die „Lichtgrenze“.

Im Vordergrund entspannt sich ein Mann bei einer Zigarette, im Hintergrund sitzt eine ganze Gruppe im Schatten und unterhält sich. Dadurch dass der Mann sich gedreht hat, ist sein Gesicht nicht zu erkennen sondern nur ein Teil des Profils. Damit ist das Foto möglich. Zugleich „zieht“ der Mann als Eyecatcher im Vordergrund den Blick in der Schräge auf die Gruppe. Das Fahrrad unterstreicht die Schatten- und Ruhesituation. Was mir persönlich an dem Bild gefällt ist die Tatsache, dass es keine Stelle gibt, die langweilig ist und hier Geschichten wie in einer Zwiebel drinstecken, Schicht für Schicht.

2. Foto

Das nächste Foto zeigt eine Situation in den „Lauben“, einer Einkaufsstrasse in Meran.

Eigentlich schien die Sonne. Doch die enge Strassenschlucht hielt viel Sonnenlicht ab. Mir gefiel die Laterne am oberen Bildende, die sich durch die hohe Ausrichtung der Kamera sehr kontrastreich vom weit sichtbaren Hintergrund der Berge abhob.

Zugleich weisen die Sonnenschirme den Blick immer tiefer in die Strasse hinein. Die vielen Menschen sind durch den Schatten nicht identifizierbar aber sichtbar, so dass der Strassencharakter voll zur Geltung kommt.

Das Bild erzählt eine Geschichte vom Einkaufen, von der Geschichte einer Strasse, von entspannten Menschen und von der Region.

3. Foto

Jetzt kommt das Gegenteil. Ich habe wieder Schwarzweiss gewählt, weil es auf die Aussage des Bildes und nicht auf die Farben ankommt.

Es ist ein Foto für den zweiten Blick. Das Foto erzählt mindestens eine Geschichte und nimmt den Betrachter sofort in seinen Bann. Die Geschichte ist nicht schön, wenn man das Schicksal des Mannes sieht und doch ist dies Teil dieser Welt. Man kann die Augen davor verschließen oder diese Realität sehen.

4. Foto

Nun kommt eine völlig andere Ansicht. Es geht um Menschen in Meran von unten.

Hier werden mehrere Geschichten erzählt. Man sieht aber nur die Füße. Man erahnt, dass die Sportschuhe und die Jeans zu einem Mann gehören, der irgendwie verbunden mit den hochhackigen Schuhen und der Jeans der Frau davor zu sein scheint. Aber es kommen dann noch mehr Füße, Sandalen und Schuhe und Geschichten. Von rechts unten nach links oben verläuft eine Diagonale. Und ein Mensch muß es besonders eilig haben. Er läuft gerade links aus dem Bild und die Bewegungsunschärfe seines Fußes zeigt die Hast.

5. Foto

Das nächste Bild könnte von einem Maler oder einer Malerin stammen, der/die die Natur sehr mag.

Auf dem Bild schaut eine Taube friedlich herüber. Sie sitzt auf einer Säule und einem Holzdach mit Rosen. Man sieht weiter entfernt einen Baum und ältere Architektur. Es war ein Moment, der dieses Stückchen Frieden hervorbrachte. Harmonie direkt neben der Hauptstrasse.

6. Foto

Nun kommt ein Foto, welches viele Vorstellungen von dort enthält.

Hier findet man alle Waren zum Verkauf, die man aus den südlichen Ländern gerne hat. Das Problem war die Beachtung der Persönlichkeitsrechte. Es geland mir nur in diesem Moment, wo der Mann mit dem breiten Kreuz für einen Moment die Augen und die Gesichter der anderen verdeckte und dennoch alle drei eine Art Gesprächskreis bildeten. So erzählt das Bild etwas über Essen und Trinken und das Wetter in Meran.

7. Foto

Nun kommt ein Foto, das ich nachbearbeiten musste.

Dieses Foto zeigt in einem Cafe im Mittelpunkt die beiden Haupterfrischungsgetränke der Region. Einmal Aperol mit Prosecco und einmal Holunder mit Minzblättern und Prosecco. Und direkt darunter das Lieblingsgetränk eines kleinen Kindes in der Trinkflasche. Obwohl es eine öffentliche Situation war, habe ich drumherum einen Unschärfefilter gelegt, um die evtl. Rechte der fremden Personen am eigenen Bild zu wahren. Entstanden ist dennoch ein schönes Foto, wie ich finde. Mit gefällt besonders die Kombination aller drei Getränke. Das Foto ist auch ein Beispiel für die Grenzen von kleinen Kompaktkameras. Die Tiefenschärfe ist von Beginn an da.

Nur eine Kamera mit grossem Chip und ein Objektiv mit Blende 1,4 hätte hier den Hintergrund schon bei der Aufnahme unscharf machen können. Stattdessen musste bei einer kleinen Kamera hinterher der digitale Filter ran.

8. Foto

Zum Abschluß noch ein Foto, welches die Anziehungskraft von Meran zeigt.

Das Foto ist sehr einfach gehalten, es hat aber einen interessanten Inhalt. Man sieht nämlich, wer sich so alles in Meran aufhält. Die Vielzahl der Nummernschilder an den Motorrädern zeigt die deutschen Urlauber. Zugleich führt die Kette der Motorräder den Blick in das Bild und zeigt eine der Hauptstrassen von Meran.

Mit diesen 8 Fotos will ich enden. Gute Urlaubsfotos bzw. gute Reisefotos haben viele Gesichter. Aber es gibt überall interessante und informative Momente, die sich für Fotomotive lohnen – und dies immer wieder.

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