Aquarellmalerei eingebaut? – Gedanken zur Sony HX9V?

Ich traute meinen Augen nicht. Da erleben wir einen Nachfolger für die Sony HX5V und dieser scheint die Fotos nicht zu fotografieren, sondern zum Teil zu „malen“. Was damit gemeint ist, finden Sie zum Beispiel bei flickr. Diese Diskussion wird mittlerweile auch in einigen Foren geführt, z.B. hier.

Im Englischen sprechen einige von Smoothening. Das heißt zwar eigentlich Glätten, aber mich erinnern die Fotos auch an die Malerei-Software, bei der man aus einem Foto ein Gemälde machen kann.

Das ist eine persönliche fotografische Meinungsäußerung wert – und hoffentlich ein Firmware-Update.

Fotografie als Malerei?

Nun bin ich kein Techniktester, sondern ich schreibe über Kameras im Praxiseinsatz und nutze die qualifizierten Testseiten als Grundlage.

Daher möchte ich zunächst auf einen Artikel aufmerksam machen bei cnet.de. Einen Satz daraus möchte ich zitieren: „Angesichts ihrer Größe und ihrer Anschaffungskosten liefert die Sony Cyber-shot DSC-HX9V eine exzellente Bildqualität. Oder genauer gesagt: Die Bildqualität kann exzellent sein, wenn man die Aufnahmemodi der Kamera voll ausschöpft. Die einzige wirkliche Enttäuschung ist, dass die Aufnahmen auch bei den niedrigsten ISO-Empfindlichkeiten einfach nicht wirklich scharf aussehen. Zwischen ISO 100 und 400 sind praktisch keine Unterschiede zwischen den Aufnahmen feststellbar.“

Wenn man sich nun des eigenen Verstandes bedient, dann steht da doch, dass die Bildqualität anhand der Größe der Kamera (!) und der Anschaffungskosten (!) bewertet worden ist?!

Da muß man erst einmal drauf kommen! Bisher dachte ich eigentlich, dass Bildqualität an Kriterien wie Konturverlust, Detailtreue, Farbtreue etc. gemessen wird. Aber da habe ich mich wohl getäuscht.

Beispielfotos

Wie sie sehen, sehen Sie hier Fotos der HX9V, die ich jeweils komplett und/oder auf 100 Prozent Ansicht gestellt habe. Wenn Sie auf ein Foto klicken, öffnet sich ein neues Fenster und es wird größer.

Dieses Foto ist als Komplettfoto aus Nachbars Garten zu sehen.

Und hier dann ein Ausschnitt mit 100 Prozent.

Hier sehen wir den Hund, ca. 10 Meter entfernt.

Und hier eine 100 Prozent Ansicht vom Schwanz.

Hier eine Menschengruppe in ca. 20 Meter Entfernung.

Und hier eine 100 Prozent Ansicht.

So können Sie sich selbst ein Urteil über die Fotos bilden.

Nun einfach mal ein Beispiel aus der Vorgängerkamera (HX5V).

und hier nun eine 100 Prozent Ansicht

Irgendwie habe ich Probleme, diese Fotos der HX5V als „schlechter“ anzusehen bzw. die Bildqualität der HX9V als besser.

Und zum Abschluß mal ein Fotovergleich aus der Ricoh CX5 und der Sony HX9V. Bitte achten Sie einfach auf die Details bei den Bäumen.

Übrigens, auf dpreview gibt es jetzt auch einen Vergleich, da können Sie es mal selbst ausprobieren.

Perspektivenwechsel

Doch vielleicht sollte ich die Perspektive wechseln.

Man stelle sich vor, wir sprechen von einer Videokamera, die klein ist und unglaublich gute Videofilme in Full-HD mit einer Anfangsbrennweite von 24mm macht. Sie hat ein richtig gutes Zoom und sie ist schnell. Damit nicht genug. Zusätzlich verfügt diese Digitalkamera über einen Fotomodus.

Dabei kann man ohne viel Nachzudenken – und ohne größere Kenntnisse von Fotografie zu haben – einfach durch Auswahl am Einstellrädchen fast alle fotografischen Situationen lösen.

Über die Bildqualität kann man zwar streiten, aber sie ist nutzbar für das Internet und kleinere Ausdrucke.

Und wissen Sie, wie diese Kamera heißen könnte?

Sony HX9V könnte man sagen, wenn man es so sehen will.

Ich persönlich bin von der fotografischen Qualität enttäuscht. Das Problem besteht nur darin, dass z.B. die spiegellosen Systemkameras für mich keine Alternative darstellen. Zum Filmen finde ich sie zu unpraktisch und für Fotos zu laut und zu unbequem, weil man alles mit der zweiten Hand einstellen muss.

Daher sind Video-Reise-Fotokameras wie die Sony HX9V oder die Panasonic TZ22 oder die Casio Exilim EX-H20G sicherlich nützlich. Ob die Sony in der gerade aufgeführten Dreierreihe aber die beste Fotoqualität hat – da wird wohl ein begründeter Zweifel bleiben.

Das Beste wäre, es gäbe von Sony ein Firmware-Update und die Fotografenseele hätte Ruhe und die Firma Sony hätte gezeigt, dass sie auf technische Kritik an ihren Produkten konstruktiv reagieren kann.

Die Faszination des Handbuches

Ich möchte noch die Frage stellen, wer sich denn bei Sony hat einfallen lassen, ein Handbuch als HTML-Datei installieren zu lassen statt als PDF-Datei. Ich habe darin bis heute keine Suchfunktion gefunden und auch keinen Index.

So bleibt zum Beipiel eine so banale Frage unbeantwortet wie die nach dem Makromodus. Klar, in den Vollautomatiken gibt es den. Aber wenn man zum Beispiel in der überlegenen Vollautomatik auf eine Blume scharfstellen will, dann fangen manchmal die Probleme an. Da wäre es sehr hilfreich, wenn man ein Handbuch hätte, in dem man dazu etwas lesen könnte. Aber vielleicht kann mir ja jemand weiterhelfen, der dies hier gelesen hat.

So, damit kommen wir zu den intellektuellen Vorzügen des Handbuchs. Dort finden wir folgenden Abschnitt:

„Was ist der Unterschied zwischen „Überlegener Vollautomatik“ und „Intelligenter Vollautomatik“?

Im Modus „Überlegene Vollautomatik“ nimmt die Kamera Serienbilder auf der Basis der erkannten Szene auf und erzeugt dann ein Kompositbild von den Serienbildern (Überlagerungsaufnahme).
Die Kamera nimmt eine automatische Gegenlichtkorrektur und Rauschunterdrückung durch Überlagern der Bilder vor, so dass ein Bild mit höherer Bildqualität als im Modus „Intelligente Vollautomatik“ erhalten wird.“

Also dient die Intelligente Vollautomatik dazu, Bilder mit niedrigerer Bildqualität zu erzeugen? Ach so, denke ich mir, dann ist dies also ein Modus, um bewußt schlechtere Bilder zu erzeugen? Das ist eben dann ein besonders bemerkenswerter Menüpunkt, den bestimmt nicht so viele Kameras haben – oder habe ich da das Handbuch falsch verstanden?

So, ich hoffe, Sony wird die Kamera mit einem Firmware-Update vesehen, damit die Bilder vom Aquarell zum Foto gesunden und die 16 Megapixel besser genutzt werden. Vielleicht feilt Sony gerade an einem verbesserten Algorithmus, das wäre schön.

Ansonsten würde ich mich freuen, wenn meine hier geäußerten persönlichen fotografischen Ansichten zu neuen Einsichten führen – und zu einem Firmware-Update.

Nachtrag ein paar Wochen später:
Die Kamera hat mir keine Ruhe gelassen. Nach einigen Vergleichen und Praxiseinsätzen kann ich für die Kamera, die ich benutze im überlegenen Automatikmodus, folgendes feststellen. Wenn sie viele verschiedene Bildinformationen – wie zum Beispiel eine belebte Strasse mit vielen Menschen – aufnimmt, dann kommt dieses Aquarellartige auf den Fotos immer wieder heraus. Wenn ich dagegen ein Stilleben wie eine Parklandschaft fotografiere, dann ist die Kamera erstaunlich gut in Relation zu anderen Digitalkameras.

Ich vermute, dass man sich bei Sony gegen das Rauschen entschieden hat. Daher sind die Fotos dann eher glattgestrichen und haben deshalb auch Detailverluste, die dann unschön wirken können.

Vielleicht zeigt sich an der Kamera auch, dass es eben nur ein entweder oder gibt: entweder mehr Details oder mehr Rauschen.

So wird die Zukunft die Frage beantworten müssen, ob irgendwann beides möglich sein wird, eben ein detailreiches Bild ohne Rauschen auf einem kleinen Chip mit einem Pixelpitch von 1,3 μm.

Aber eigentlich wissen wir, dass es nicht gehen kann, wie auf 6mpixel.org ja nun schon lange Zeit beschrieben wurde.

BSI-Sensoren sind eben auch nur Sensoren und können geltende physikalische und optische Größen nicht außer kraft setzen.

Vielleicht wird die Lösung daher in neuer Software in der Kamera liegen, die immer mehr Fotos zusammenrechnet. Damit wird dann aber der Prozessor immer leistungsfähiger werden müssen etc.

Mal sehen!

 

One thought on “Aquarellmalerei eingebaut? – Gedanken zur Sony HX9V?

  1. Hallo,

    ich kann Dir nur zustimmen. Die HX9V geht wieder zurück. Bei 16:9 2MP sehen die Bilder schon besser aus. Doch 2MP sind nun mal zu wenig. Die HX9V ist wirklich mehr eine Videokamera als eine Fotokamera. Schade eigentlich.

    Beste Grüße

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