Es gibt eine beeindruckende Bildgeschichte von Wolfgang Steiner, die eines der Tabuthemen unserer Zeit aufgreift, HIV. AIDS bzw. HIV ist deshalb ein Tabuthema, weil es zwar existiert aber verdrängt wird, da es tödlich ist und eine angeblich moralische Dimension hat.
Weil Sexualität einer der Kernbereiche des Menschen ist, bleibt dieses Thema aber nicht nur aktuell sondern es ist existenziell. Das Problem ist eben der Umgang damit.
Die frühere Herangehensweise mit „Pech gehabt“ oder die Diskriminierung sexueller Praktiken wird dem Thema absolut nicht gerecht, wie man gerade im Bereich der Dokumentarfotografie sehr gut sehen kann. Dokumentierende Aufklärung, schicksalhafte Geschichten zeigen, wie es wirklich ist.
Man muß sich nur folgenden Gedankengang vor Augen führen. Was wäre eigentlich, wenn man AIDS wie andere Virenkrankheiten mit einer Packung Antibiotika behandeln könnte und dann alles wieder ok wäre? Die Antwort ist ganz einfach: über AIDS würde man kaum noch sprechen.
Es kommt eben immer darauf an, welchen Massstab ich anlege. Damit zurück zur fotografischen Sichtweise.
Frank Röth hat dazu eine Slideshow über Südafrika gemacht.
Krisanne Johnson machte eine Story über Jugendliche in Amerika.
Die bekannte amerikanische Fotografin Nan Goldin hat mehrfach Fotos genutzt, um das Problem „sichtbar“ zu machen. Die Deutsche Aids-Hilfe hat dies im Rahmen der Ausstellung „Bilder vom Verlust des Lebens“ sehr differenziert dargestellt.
Wer die Wörter „ADS“ und „Slideshow“ bei Google eingibt, erhält viele Treffer.
Dass da noch mehr Fotojournalismus war und manches schon im digitalen Papierkorb verschwunden ist, zeigt die Seite von David Campbell.
Allein die aufgeführten Beispiele zeigen aber noch mehr. Sie zeigen globale Zusammenhänge, fehlende Aufklärung, strukturelle Gewalt nach Johann Galtung und Überlebenschancen je nach medizinischen Möglichkeiten.
Hier machen Fotos das, was sie sollen. Sie dokumentieren Momente von Menschen. Bei Fotos muß man nur hinsehen, um sie zu erfassen.
Es sind Blicke auf die Welt, die Hoffnungslosigkeit zeigen, die nur durch Güte und Zuneigung erleichtert werden können, wie Wolfgang Steiner so treffend dargestellt hat.
Aber sehr oft dokumentiert die Dokumentarfotografie eben auch die Hoffnungslosigkeit und den Umgang damit.
Denn hoffnungslos ist ja nicht herzlos und letztlich muß man sich fragen, ob die Absurdität der Existenz nicht ebenso hoffnungslos ist wie eine schwere Krankheit?
Fotos können dabei helfen, sich dem Thema in all seinen Facetten zu nähern. Vielleicht hat Pranee Porjai recht, wenn sie sagt: „Lach einfach und ertrage alles, was da kommen mag. Es ist der beste Weg, denn wir können es nicht ändern.“
Und ich frage mich, ob dies nicht die Antwort von Sisyphos im 21. Jhrdt. wäre….