Das Auslösegeräusch als Hindernis für leise Fotografie

Foto: Michael Mahlke

Seit Jahren verfolge ich die Debatte um das leise Fotografieren. Dabei geht es darum, dass man unauffällig Fotos macht. Das kann Strassenfotografie sein, das kann aber auch in einer Theateraufführung sein.

Im Prinzip gibt es verschiedene Probleme im Zusammenhang mit dem leisen Fotografieren:

1. Ein Monitor

Wer einmal in einem halb abgedunkelten Raum gesessen hat und mit einem Digitalkameramonitor fotografieren wollte, der weiss, was ich meine. Auffälliger geht es kaum. Automatisch wenden sich andere Zuschauer dem Licht zu. Das geht gar nicht!

2. Eine grosse Kamera

Eine grosse Kamera erfordert immer ein grosses Volumen, beim Transport, beim Anpacken und beim Benutzen. Im Zeitalter der Handys sind grosse Kameras zudem nicht normierte Teile am Menschen. Während Handys in Händern kaum noch wahrgenommen werden, würde man bei dicken Kamerabrocken sofort hinschauen. Das geht gar nicht!

3. Ein lautes Auslösegeräusch

Das lauteste Problem. Alles kann klappen, wenn es keiner merkt. Aber ich war schon sehr enttäuscht über die vielen neueren Kameras – auch Systemkameras – die wie Schüsse knallen, wenn sie auslösen.

Aktuell finde ich die Idee von Nikon sehr gut, die bei der D3100 und der D7000 mit dem Quiet-Modus am besten verwirklicht wurde. Aber auch die Pentax K5 ist sehr leise. Und ich finde die Lautstärke bzw. die fehlende Lautstärke der Fuji X100 sehr gut. Das reicht alles fürs normale Leben, aber für Kirche, Theater oder Wildlife würde es nicht reichen. Dort haben die Tiere feinere Ohren und bei  Chorauftritten oder im Theater oder bei Vorträgen ist oft absolute Ruhe angesagt. Da geht es wirklich nur ganz ohne Geräusche und blitzen ist ebenfalls out.

Bei den Kompaktkameras kenne ich keine lautlose mit optischem Sucher und relativ guter Bildqualität außer der Olympus C70 Zoom, der Canon S80 und der Nikon P6000 – oder in der Gehäusegröße von Systemkameras mit Einschränkungen die Nikon P8400 und die Nikon P7000 und die Powershot G11+G12-G15.

Nachtrag:

Mittlerweile gibt es neue Systemkameras mit Sucher wie die Nikon V1 oder die Panasonic G5 und Kompaktkameras mit Sucher wie die Fuji X10 plus Nachfolger, die auch lautlos fotografieren und lichtstark sind.

2015 sind noch mehr Kameras hinzugekommen, die diese Ansprüche erfüllen. Aber alle Ansprüche erfüllen nicht alle.

So ist zwar das Neue manchmal der Feind des Guten, aber das Alte öfter immer noch besser als das Neue?!

Man kann es auch anders sagen.

Langsam sind einige neuere Kameras so gut wie einige ältere Kameras schon sind.

Nachtrag 2016:

Dieser Artikel erschien ursprünglich 2011. Seitdem wurde er zigtausendfach gelesen. Und 2016 kann ich feststellen, daß nun fast alle Hersteller Kameras mit lautlosem Verschluß anbieten. Geht doch!

12 thoughts on “Das Auslösegeräusch als Hindernis für leise Fotografie

  1. Also ich bin zwar ein Canon-DSLR-Jünger, muss aber eingestehen, dass ich die Quite-Modus-Idee von Nikon wirklich grandios finde. Der Modus verhindert so manchen Ärger.

    Man stelle sich vor (unabhängig mal vom hell aufleuchtenden Monitor), dass man als Fotograf im Theater sitzt und dort Aufnahmen machen muss. Fürchterlich, wenn einen die Leute ständig anschauen oder man ihnen zumindest den Klangspaß durch stetiges „klick, klick“ verdirbt. Da dreht sich mir als Klangfan doch der Magen um.

  2. Die Diskussion ist so alt wie die Fotografie. Naja fast. Mit Ausnahme der Digitalkameramonitore.
    Das Auslösegeräusch als KO-Kriterium war (ist?) das schon immer am meisten bemühte Argument der Messucher-Fetischisten vs. Spiegelreflex-Anwender.
    Die Leica wurde deshalb stets als „ideale“ Reportagekamera propagiert. Welche Bauart sich allerdings bei der überwiegenden der Masse der Bildreporter durchgesetzt hat, wissen wir. Und das trotz der Geräuschkulisse von Springblende und Spiegelschlag.
    Ich frage mich aber:
    Wer außer Spionen, Spannern und Bildjournalisten in Nordkorea muss sich vor dem/den Fotografierten verstecken?
    Wer fotografiert heimlich und unter Verletzung diverser Urheberrechte in einer Theateraufführung, statt mit entsprechender Akkreditierung in der Presseloge zu sitzen, wo das Fotografieren niemanden stört?
    Worin liegt der Reiz, bei der sogenannten „Streetfotografie“ fremde Menschen unbemerkt (=ohne ihre Einwilligung) abzuschiessen, ohne dass die dabei entstandenen Bilder jemals ohne Verletzung von Persönlichkeitsrechten veröffentlicht werden könnten?

    1. Hallo,
      ich denke, dass das Theater als Metapher steht für jede Art von Veranstaltung mit diesem Problem. Egal ob beim Weihnachtskonzert in der Kirche oder bei einer Autorenlesung etc. Dort gibt es nie Presselogen (das wäre schön) und dort geht es auch nicht um heimliches Fotografieren unter Verletzung von Urheberrechten. Da geht es darum, dass zum Beispiel beim Singen eines Solos – wenn alles mucksmäuschenstill ist – dennoch schöne Fotos gemacht werden können, die eben keine störenden Geräusche bei der Entstehung produzieren (gilt übrigens auch für Autorenlesungen). Und die Künstler sind in der Regel froh über solche Aufnahmen.

      Die Frage des „Abschiessens“ von Menschen bei der Streetfotografie wird immer wieder diskutiert. Es gibt viele sog. Streetfotografen, die sich nicht an Urheberrechte halten und es gibt viele, die so fotografieren, dass nur die Situation aber nicht die Person erkennbar ist. Für letztere Gruppe habe ich auf fotomonat.de einen Praxiskurs. Aber es ist schon erstaunlich, dass zum Beispiel vor kurzem ein Streetfotograf interviewt wurde, für den die Frage der Rechte nicht so wichtig war, wenn ich das richtig verstanden habe.

    2. . . . es gibt Menschen, die fotografieren nicht nur andere Menschen – wild lebendes Rotwild hört das Auslösegeräusch meiner Nikon bei Windstille auf eine Distanz von drei- bis vierhundert Metern und quittiert es mit Flucht. Die Diskussion um leises Fotografieren gibt es schon lange und treibt mitunter bizarre Blüten.

      Die Industrie hat hier ihre Aufgaben nicht gemacht: Meine DSLR ist laut, weil sie einen Spiegel hat, meine „Spiegellose“ Lumix ist lauter als die DSLR, weil ihr Verschluss doppelt klappert – meine Kompakte hat einen minisensor und ein miniobjektiv und ist quasi nicht hörbar aber Rotwild kann ich damit nicht fotografieren. Fazit: Bitte eine „Spiegellose“ ohne Verschluß oder eine Kompakte mit APS-C-Sensor und Wechseloptik. . . .

      Möglichkeiten gibt es viele, aber keiner macht´s. – dann lieber zum Mond fliegen, scheint einfacher zu sein.

    3. ich fotografiere gerne die Voltigierabteilung aus unserem Verein, leider erschrickt sich das sensible Pferd bei dem lauten Klickgeräusch und das gefährdet die Turner oben, die sich aber über Fotos freuen würden

  3. zu Auslösegeräusch der Kamera : Mit der Kodak z 1012 is kann man auch absolut geräuschlos fotografieren ! Wenn das LCD-Display wegen der Helligkeit stört, kann der elektronische Sucher (mit allen wichtigen Anzeigen) benutzt werden !Dazu das Spitzenobjektiv von Schneider Kreuznach.

  4. Wie ist die Lautstärke der neuen Sony NEX- und der neuen Olympus E Kameras? Auch gibt es eine ganz neue von Fuji.
    Aber nirgendwo konnte ich etwas erfahren über deren Auslösegeräusche. Auch ich fotografiere (im Auftrag! also nie „verbotenerweise) in theatern und in Konzerten, vor allem in den letztgenannten ist absolute Diskretion erforderlich.
    Auch wüßte ich gerne etwas über die SUCHERqualitäten: Vergrößerung (beim „Normalobjektiv“, also entsprechend dem 50mm bei Kleinbild 24x36mm), Schärfe (bei EVF-Suchern oft ein Problem), „Refreshment-Rate“, und helligkeit (das letztere ist bei Spiegelreflexen, die kleinere Formate als KB haben, oft ein Problem, am schlimmsten naturgemäß bei 4/3).
    Marc

    1. Die Fragen sind alle richtig aber die Antwort ist schwer. Es gibt keinen Artikel, der diese Kameras alle auf Lautstärke untersucht. Es gibt ja kaum noch Tests, die diesen Namen verdienen. Es gibt zunehmend nur noch Vorarb-„tests“ bis die Kameras auf dem Markt sind. Und die Frage der Lautstärke spielt zwar in der Praxis eine wesentliche Rolle, aber bei den Tests kaum. Letztlich wird es auf den Besuch beim Vollsortimenter rauslaufen. Dort kannst du alle Kameras in die Hand nehmen und selbst den Test durchführen. Das ist oft sehr wichtig. Ich war zum Beispiel sehr überrascht wie laut die kleine Pentax Q ist, obwohl sie wegen ihrer Kleinheit eigentlich besonders leise sein müsste. Angenehm überrascht war ich über die fehlende Lautstärke der Panasonic G5, aber die braucht niemand, der eine G3 hat. Was die neuen Kameras angeht, so muss man wirklich selbst losgehen und hat dann den Vorteil, auch alle anfassen zu können. Da fällt dann manches Modell auch aus haptischen Gründen durch.
      Bezogen auf die Sucherqualität ist für mich der optische Sucher die bessere Wahl. Aber seit der Panasonic G3 und der Nikon V1 kann ich sehr gut mit dem EVF leben. Lustig ist immer nur das Flackern je nach Glühbirnenart im Schaufenster.

  5. Kameras mit „Mini-Sensoren“ gibt es, gab es schon sehr viele, und sie sind immer lautlos, weil deren Z-verschlüsse es sind. Die Fuji X100 ist eine große Ausnahme, denn obwohl sie auch lautlos ist, hat sie einen großen Sensor. ABER nur ein Weitwinkelobjektiv!
    Ich habe mir Ende März die GH3 von Panasonic angeschaut bzw. angehört, im „Leise-Modus“. Dabei wird der mechanische Verschluss deaktiviert, das Bild wird direkt vom Sensor abgelesen, nur dauert es eine Weile (Panasonic hüllt sich da in Schweigen), und zwar schätzungsweise 1/15 sec – deshalb ist in diesem Modus die Serienbildfrequenz auf maximal 6 b/s begrenzt -. Aber allzu störend wird es bei Konzertaufnahmen wohl nicht sein. Das Bild wird ja scharf sein, nur möglicherweise verzerrt, das kennt man seit mindestens 120 jahren bei langsamen Schlitzverschlüssen (Sigriste 1890).
    Schön wäre ein lichtstarkes Theaterobjektiv, z.B. ein 1,8/45mm und ein 1,8/75mm wie bei Olympus. Oder ein sehr gutes Zoom 2,8/20-75mm? (entspricht dann einem 40-150mm).
    Ich habe mir eine 4/3 Olympus gekauft, die PEN E-PL3, sie macht aber schon ganz schön viel Krach, wenn auch naturgemäß nicht so viel wie eine NEX.
    Marc Champollion, Freiburg.

    1. PS.

      Die G5 ist, wie die GH3, nur im „Leise-Modus“ leise. Und halb so teuer …
      Einen Lautstärketest im Laden durchzuführen ist meistens unmöglich, weil es dort viel zu laut ist. Auch dürfte es schwierig sein, in einem Laden alle Modelle FUNKTIONSBEREIT zu finden, die man vergleichen möchte.
      Wenn die Kameratester solche wichtige Aspekte wie Haptik, Lautstärke, Sucherqualität und Bedienbarkeit wirklich testen würden, so würden diese vielen, ja immer stärker um sich grassierende Krankheiten der Digicams endlich abnehmen. Ich bin bestimmt nicht er Einzige, der sich nach einer Kamera sehnt mit Zeit-, Blenden- und Entfernungseinstellungsringen mechanischer Art sehnt! Der Transporthebel ist ja glücklicherweise verschwunden, die o.g. Bedienungselemente aber leider auch, ersetzt durch eine Fülle von (oft winzigen) Knöpfen und Schaltern (neuerdings „versteckt“ auf „touchscreens“!), mit denen Hunderte von sinnlosen „Programmen“ abgerufen werden können.
      Nichts gegen Automatik, aber bitte sofort „korrigierbar“ mit einem Rändelrad zur schnellen Mehr- bzw- Minderbelichtung.
      EVFs ja aber bitte groß und fein und nicht mit hundert „Infos“ überfrachtet. Belichtungszeit wäre ausreichend.
      MC

  6. Ich staune immer wieder. Da bringt Sony 2014/15 mit der Alpha A6000 eine richtig gute Kamera heraus, die auch von der Form her gut ist und dann – dann hat die Kamera das laute Klacken beim Auslösen, das alles zunichte macht, was man so braucht, wenn es unauffällig sein soll. Allerdings sind die Objektive zu dick und zu schwer für die Alpha in meinen Augen. Ist also noch viel zu tun.

    Bei den DSLRs gibt es keine echt geräuschlose Kamera, bei den Spiegellosen hat es Panasonic z.T. echt gelöst. Wenn der Sensor kleiner wird, dann wird es zum Teil besser wie die Nikon V1 zeigt.

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