Persönliche Blicke auf die aktuelle fotografische Situation
Der Mut von Fuji und der Unmut der Käufer
Es gibt aktuell (11.01.2012) keine echten innovativen Neuerungen bei Digitalkameras. Das letzte Mal betrat Fuji mit der X100 Neuland und da muß noch etwas getan werden im Bereich Firmware, um daraus eine längerfristige Entwicklung zu machen.
Der Versuch mit der X10 ist zudem in meinen Augen noch in der Warteschleife, weil die Unberechenbarkeit beim Fotografieren in bezug auf die auftretenden „weißen Scheiben“ den Einsatz der Kamera zum reinen Fotolotto macht.
Ich denke, um aus einer Pioniertat keine Bruchlandung zu machen, ist noch einiges erforderlich. Und darauf warten offenkundig viele in diesem Fall immer noch.
Insellösungen
Nachdem Ricoh mit der GXR-Reihe den APS-C ähnlichen Sensor in die spiegellose Kamera geholt hat, kam Sony mit der NEX-Reihe, dann kam Samsung, aktuell Fuji mit der X-Pro 1 nach der X100 und nun kommt Canon mit der G1X.
Alle Hersteller verfolgen unterschiedliche Ansätze und setzen auf Insellösungen. Canon liefert eine Alles-In-Einem Kamera, Ricoh hat das flexibelste Modulsystem, Fuji wahrscheinlich den besten (optischen) Sucher und Sony die meisten Kameras in dieser Reihe. Mit allen grossen Sensoren wird man wohl gute bis sehr gute Fotos machen können, wenn auch jeder Hersteller seine Sensoren besonders loben wird.
Kundenfreundlichkeit
Stattdessen haben Panasonic und Olympus mit dem M43 (Micro-FourThirds) Standard ein für Kunden wesentlich freundlicheres System geschaffen. Hier ist es möglich, dass man beliebige Objektive des einen Herstellers mit Gehäusen des anderen Herstellers kombiniert.
Neu neben alt
Aktuell sieht man, wie versucht wird, die ausgebauten Systeme der DSLR-Kameras durch neue Systemkameras abzulösen. Da Canon und Nikon die am besten ausgebauten DSLR-Systeme haben, scheinen sie eher zurückhaltend. Das hat aber auch gute Gründe.
Für mich sprach gegen die bisherigen DSLRs insbesondere das laute Auslösegeräusch und die „Klobigkeit“ der Gehäuse (wichtig: ich spreche vom Konsumerbereich, nicht vom Semi/Profi). Beides hat z.B. Nikon mit der D3100 weitgehend beseitigt. Bei Canon stört mich das laute Auslösen immer noch.
Setze ich nun die vermeintlich kleineren Systemkameras dagegen, dann sind diese in meinen Augen
- nicht wirklich praxistauglich kleiner (schon gar keine Hosentaschenkameras),
- sie haben keinen so guten (optischen) Sucher (wenn überhaupt),
- sie sind sogar lauter im Auslösegeräusch und
- die optischen Gesetze waren auch bei den Objektiven nicht ausser kraft zu setzen.
Lichtstärke macht auch hier die Objektive schwer und groß. Man darf die Objektive übrigens nicht nur eingefahren und im Transportmodus sehen sondern auch ausgefahren.
Wenn man dann eine DSLR wie die D3100 neben eine Systemkamera hält, wird deutlich, wie gering die Unterschiede sind, wenn zum Beispiel zwei Gehäuse mit Sucher als Vergleich dienen.
Dennoch wird versucht, neue Absatzmärkte aufzubauen und die Systemkameras als die bessere Alternative aufzubauen. Bisher sehe ich aber nicht, dass auch nur eines meiner oben aufgeführten Argumente für DSLRs durch eine Systemkamera aufgefangen und/oder verbessert wurde.
Einzig die Canon G1X ist irgendwie sehr klug konzipiert. Wer eine DSLR mit lichtstarken Objektiven nutzt, der wird dies auch weiterhin tun (oder das Ricoh GXR-System). Dagegen kann die G1X nicht an. Aber als Ergänzung zur DSLR-Kombination ist diese Kamera sicherlich sehr sinnvoll. Wenn denn alles klappt und technisch ok ist, dann wird die G1X wohl Canon und den Kunden gemeinsam viel Freude bereiten.
Wie geht es nun weiter?
Es wird wohl eine Parallelität der Systeme geben. Die aktuellen Trends sind sehr vielschichtig.
Aber
- große Chips,
- Retrodesign,
- der Einbau von Suchern und
- Insellösungen
scheinen einige der Themen zu sein, die sich gerade entwickeln. Da fast alles jenseits der 500 Euro Marke (ca. 1000 DM) angesiedelt ist, wird auch zu fragen sein, inwiefern diese Preise durch fotografische Leistung und Mehrleistung gerechtfertigt sind.
Da werden wir alle noch viel Spass haben!