Wer die Welt durch das Fotografieren entdeckt und beim Betrachten der Fotos die Situationen neu entdeckt, der lebt. Fotografieren ist dabei nicht Selbstzweck sondern Mittel zum Zweck – die Aneignung der Welt, so wie man sie sieht. Fotos halten Momente fest.
Damit ist die Kamera ein besonderes Instrument. Leider entsprechen heute die meisten Kameras nicht mehr meinen fotografischen Anforderungen.
Und das Foto ist natürlich ein besonderes Element der eigenen Lebenszeit. Beim Betrachten eigener Fotos setze ich mich selbst in ein Verhältnis zu der Situation. Ich weiß, sie ist vorbei und dennoch ist sie da. So ist das Leben mehr als Dasein, es ist die Verarbeitung der eigenen Existenz.
Ich bin sehr froh, dass mir Henri Cartier-Bresson und Albert Camus durch ihre Werke geholfen haben, meine Welt durch Schreiben und Fotografieren zu entdecken.
Dazu gehört aber auch die Pause. „Ein Bild ist plötzlich da und beisst dich.“ Dieser Satz von Elliott Erwitt zeigt, dass die Fotografie, die ich meine, nicht erzwungen werden kann.
Und dies ist diametral entgegengesetzt zu der heutigen Welt, die sich in der medialen Öffentlichkeit durch die tägliche Portion digitaler Kost definiert.
- Sich selbst wahrnehmen,
- Situationen mit Gefühlen auf sich wirken lassen,
- das Atemholen und die Pause bewußt wahrnehmen und
- die Ruhe als Bestandteil und nicht als lästige Überbrückung des Lebens zu sehen
- Fotografien zuzulassen
Das sind einige der Wirklichkeiten, die es unmöglich machen, ununterbrochen digital tätig zu sein.
Und die fotografische Pause in Theorie und Praxis ist die Voraussetzung für das Erleben der „bissigen“ Situationen.
Man nimmt nur wahr, was man sehen kann, bewahrheitet sich hier.
Nun sind diese Zeilen weder resignativ noch theoretisch. Sie sind höchstens praktisch-philosophisch und sie sind ein Kernelement des fotografischen Lebens.
Diese Pausen kann man übrigens gut nutzen, um sich ein bisschen mit dem Zeitgeist zu beschäftigen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und mir die richtigen Pausen, damit die Fotos so sind wie sie sein sollen und die Gedanken dazu so fliessen, wie es gut ist.