Saul Leiter

Dieses Buch ist ein Vermächtnis zu Lebzeiten. Aus Anlaß der Ausstellung im Haus der Photographie ist ein Buch im Kehrer Verlag erschienen, das dem fotografischen Werk von Saul Leiter einen weiter wirkenden Meilenstein setzt.

Ich habe Saul Leiter vor ein paar Jahren in Berlin kennengelernt. Er erzählte vor Publikum aus seinem Leben und davon, dass er sich nie darum gekümmert habe, was andere denken. Er hat einfach so fotografiert, wie es ihm gefiel.

In dem Buch lesen wir, dass er inspiriert war von dem Maler Richard Pousette-Dart und von Henri Cartier-Bresson. Aber seine Aufnahmen sind ganz anders. Es sind unpolitische Aufnahmen, die vor allem als Farbfotos wirken. Sie eignen sich als Fotokunst. Wahrscheinlich werden sie daher vom Kunstmarkt als zeitlose Objekte zunehmend verschlungen werden.

Denn sie eignen sich für Begegnungen mit Farbe und mit dem, was wir alle kennen und doch so nicht festgehalten haben. Ich finde, seine Fotos wirken gerade durch die Farbtupfer.

Das Auge findet immer einen oder mehrere Haltepunkte. Und es sind immer reale Fotos. Das ist vielleicht das besonders Besondere daran.

Ja, es ist eine Kunst, solche Situationen dann so einzufangen. Und seine Fotos gefallen. Sie erzählen aber weniger Geschichten sondern mehr über einen bestimmten farbigen realen Moment.

Sie wirken visuell farblich und erzählen etwas über Farben, die zu erkennbaren Elementen führen.

Das Buch ist mit einem schönen Leineneinband versehen und mit verschiedenen Papiersorten gemacht. So entstehen unterschiedliche Eindrücke in unterschiedlichen Kapiteln.

Es ist ein Katalog, ein Ausstellungskatalog. Aber von der Sorte, die ein Lebenswerk dokumentieren.

Offensichtlich hat zeit.de die Erlaubnis erhalten, einige der Fotos sehr gross abzudrucken. Daher sollten sie sich diese auch dort anschauen.

Nun ist Saul Leiter niemand, der endlos Fotos produziert hat. Und deshalb finden wir in diesem Buch viele Fotos, die ihn schon länger bekannt gemacht haben und einiges mehr.

Dazwischen sind dann Texte von Autoren, die zu Saul Leiter etwas schreiben sollten.

Mit diesem Buch kann man nichts falsch machen, weil es auch noch in einigen Jahren seinen Wert haben wird. Und es bereitet Freude, es durchzublättern. Es ist ein gestaltetes Werk, das den Fotos von Saul Leiter eine Form geben will.

Es hat Format.

Herausgeber: Brigitte Woischnik, Ingo Taubhorn
Autoren: Brigitte Woischnik, Carrie Springer, Christine Abbt, Ingo Taubhorn, Margit Erb, Rolf Nobel, Ulrich Rüter, Vince Aletti
Künstler: Saul Leiter

Leineneinband mit Banderole
22 x 26,4 cm
296 Seiten
155 Farb- und S/W-Abb.
Deutsch/Englisch
Lieferbar
ISBN 978-3-86828-258-0

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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