Die Offline und die Online Fotografie oder warum für Handyfotografen Demokratie und Datenschutz wichtig sind

Foto: Michael Mahlke

 

Ja so kann es gehen. Während ich und andere sich eine Menge Gedanken zum richtigen Umgang mit Persönlichkeitsrechten auf Fotos machen, ist die neue Onlinewelt schon weiter.

Folgende Informationen machen mich stutzig (leider habe ich bisher nirgendwo gelesen, dass dies nicht stimmt):

So gibt es also erhebliche Unterschiede zwischen der bisherigen digitalen Fotografie, die offline war, und der neuen Fotografie, die online ist:

  • Wer ein gedrucktes Fotobuch liest, der wird weder überwacht noch wird aufgezeichnet, was und wie lange er gelesen hat.
  • Wer eine normale digitale Kompaktkamera oder eine DSLR hat, der entscheidet selbst, was er mit seinen Daten auf der Speicherkarte macht.

Was bedeutet das?

Menschen neigen dazu, Dinge zu nutzen, die möglich sind.

Daher wird durch

  • die Speicherung dieser ganzen Daten im grossen Stil durch Privatunternehmen und ungeregelt von Staatsdiensten,
  • die fehlende Kontrolle der Daten durch die „Clouds“
  • und die weichen Datenschutzbestimmungen kaum etwas getan,

um die Menschen zu schützen. Und dieser notwendige Datenschutz ist ja auch nur in Demokratien mit Transparenz und Kontrolle möglich.

In anderen Ländern wurden und werden diese oder ähnliche Daten  ja schon heute gegen die Menschen eingesetzt: „Mitte 2009 wurde bekannt, dass die iranische Polizei Facebook-Profile verwendet, um bei Verhören den Freundeskreis von Regimegegnern und Demonstranten auszumachen und namentlich zu identifizieren.“

Und dieser Bericht von tagesschau.de, der in der wikipedia erwähnt wurde, ist mittlerweile spurlos gelöscht, so dass man diese Praktiken nicht mal mehr dokumentieren kann – wegen des Staatsvertrages (!!!).

Das läßt sich wohl endlos fortsetzen, je nach Land, Transparenz, politischem System und der Stabilität von Grundrechten, der Meinungs- und der Pressefreiheit.

Und gerade einige der Unternehmen, die diese Daten speichern, zeichnen sich z.T. nicht dadurch aus, Diktaturen oder politische Systeme mit einem intransparenten Verhältnis zur Demokratie besonders zu meiden, solange das Geld nicht stinkt – so ist zumindest mein Eindruck.

Und „Datenskandale“ gab es doch schon genug!

Man könnte aus der Geschichte lernen und dies rigoros lösen durch gute Gesetze und klare Kontrollen, zumindest in den Demokratien als Bollwerke. Doch da wird schon geschwächelt. Stattdessen wird es eher wie bei der Zerstörung der Welt sein. Wir können sie dokumentieren während andere davon profitieren, so paradox dies alles ist.

Hat das was mit Fotografie zu tun?

Wenn sie mehr sein soll als eine Blende und ein Verschluss, dann schon – zumindest hier, wo es um Dokumentarfotografie und Menschenrechte geht. Denn wer ernsthaft Dokumentarfotografie betreibt, für den sind die Themen und Probleme hier nicht überraschend.

Dokumentarfotografie zeigt ja gerade die Schattenseiten der Macht und des Menschen auch auf, wenn sie sie auch mit Licht malt….

Aber manchmal muss man sie auch in einen Zusammenhang bringen. Und die Frage nach den sozialen Gebrauchsweisen der Online-Fotografie führt automatisch zu der Antwort, dass man quasi zeigt, was man wann und wo fotografiert hat und mit wem man was, wann und wo was zu tun hatte.

Und sobald man dann Kerneuropa verläßt und in Länder kommt, in denen andere Regeln gelten, könnte das Handy oder Smartphone im Zweifel dort schon in den falschen Händen mächtig Ärger bedeuten. Und das kann spätestens Otto Normalverbraucher schon im „Urlaub“ passieren und Geschäftsleuten noch viel früher am Rande der EU oder darüber hinaus.

Daher lohnt es sich für Handyfotografen besonders, sich zu engagieren und sich für Demokratie, Datenschutz und Transparenz einzusetzen.

Und damit schliesst sich dann der Kreis. Denn wer für Grundrechte, Meinungsfreiheit und Pressefreiheit ist, der müsste logischerweise auch für das Recht am eigenen Bild sein.

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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