Update! Kommen aus Süddeutschland Erfolgsmodelle für digitalen Journalismus und Dokumentarfotografie?

Wenn man durch das Web surft, dann stösst man auf offenkundig erfolgreiche „Geschäfts“-modelle zum Thema Dokumentarfotografie und Journalismus. Zwei Modelle möchte ich hier vorstellen. Vielleicht helfen diese Informationen, um die neuen Wege im Internet besser zu finden.

Kontextwochenzeitung.de

Der Onlineblog www.kontextwochenzeitung.de hat zum Zeitpunkt als dieser Artikel entsteht 1108 Soli-Abonnenten. Diese haben ein Abo aber das ist kein Abo sondern ein „Abo“, eine Spende.

Wie das geht?

Das geht so: „Fördern Sie den Kontext:Verein für ganzheitlichen Journalismus e.V. durch Ihren regelmäßigen Beitrag. Dadurch gewährleisten Sie einen Qualitätsjournalismus, der unabhängig, investigativ und fair ist. Zugleich fördern Sie damit Kontext:Bildung und Kontext:Dialog, die zu den weiteren Säulen des Vereins gehören. Sie befinden sich damit übrigens in bester Gesellschaft. Der Kontext:Verein ist als gemeinnützig anerkannt; alle Zuwendungen sind von der Steuer absetzbar, also Mitgliedsbeitrag, Spenden und Solidaritäts-„Abo“ für unser online-Angebot. Das Internet ist frei, und jeder kann dort alle Kontext:Texte kostenlos lesen. Dieses „Abo“ ist also eine monatliche Solidaritätsspende aus der Bürgergesellschaft, damit die Redaktion weiter arbeiten kann.“

Ich habe das so verstanden: Man gründet also einen gemeinnützigen Verein, der Bildung in Schulen und Diskussionen anbietet. Dies wird vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt. Dieser Verein hat ein Onlineangebot. Dieses Angebot ist frei verfügbar im Netz. Wer nun das frei verfügbare Angebot im Netz unterstützen will, der unterstützt einfach den Verein in Form einer Spende. Diese Spende ist das „Abo“.

Eigentlich ganz einfach. Das ganze Projekt ist offenbar ursprünglich bei der taz entwickelt worden.

Ich halte dies für einen sehr guten Ansatz. Wenn man bedenkt, dass der Verein pro Monat aktuell 1108 „Abos“ hat, dann sind das pro Monat über 11.000 Euro für  das Onlineangebot und den Verein.

Das ist top und könnte doch als Vorbild für guten Lokaljournalismus dienen jenseits bisheriger Systeme. Das könnte auch für den Fotojournalismus und die Dokumentarfotografie neue Chancen ergeben.

Fotodoks.de

Ähnlich scheint es sich mit fotodoks.de zu verhalten. Das ist ein Verein mit einer Webseite, die gesponserte Fotofestivals in München veranstalten. Dazu gibt es die gut gemachte Webseite www.fotodoks.de, die über die Ausstellungen und Vorträge berichten. Dort lesen wir folgendes:

„FotoDoks e.V ist Veranstalter des FotoDoks-Festivals und ein eingetragener gemeinnütziger Verein. Wir freuen uns über Spenden und Fördermitglieder!… Wir stellen gerne Spendenbescheinigungen aus. Hinweis: Der Verein FotoDoks e.V. mit Sitz in München ist als gemeinnützig anerkannt. FotoDoks e.V. ist wegen Förderung der Kultur durch die vorläufige Bescheinigung des Finanzamtes München…“.

Ein Blick auf die Webseite genügt, um festzustellen, dass dies offenkundig ein Erfolgsmodell ist.

So scheinen sich in der Praxis erste Erfolgsmodelle für Journalismus und Dokumentarfotografie etabliert zu haben.

Führt der Weg zum Erfolg in Deutschland über die Gemeinnützigkeit?

Ein Thema scheint in beiden Fällen das Thema Gemeinnützigkeit zu sein: „Eine Körperschaft verfolgt gemeinnützige Zwecke, wenn ihre Tätigkeit darauf gerichtet ist, die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet selbstlos zu fördern.“

Um noch einmal die wikipedia zu zitieren: „Gemeinnützigkeit ist ein rein steuerrechtlicher Tatbestand. Gemeinnützigkeit ist einer der sogenannten steuerbegünstigten Zwecke und führt zu einer Steuerbegünstigung der Körperschaft. Die Anerkennung der Gemeinnützigkeit erfolgt durch das zuständige Finanzamt.“

So bieten sich neue Chancen für Online-Journalismus und Dokumentarfotografie auch in Deutschland. Ich kann in diesem Artikel nur auf die Webseiten und die Selbstdarstellung dort verweisen und muss davon ausgehen, dass die dort gemachten Angaben stimmen.

Nachtrag im März 2013

Bei Kontext stellt sich vieles doch anders dar. Da gibt es im Hintergrund tätige Personen und Institutionen, die als konkrete Ansprechpartner offenkundig sichere Geldquellen zu sein scheinen.

Aber dafür gibt es gute Nachrichten aus dem englischsprachigen Raum. Dort werden Autoren 800 Dollar pro Artikel bezahlt und Magazine rechnen sich.  Es ist ein ganz einfaches Geschäftsmodell. Es gibt 25.000 Personen, die pro Monat 1,99 Dollar zahlen und dafür alle zwei Wochen ein gut gemachtes Online-Magazin erhalten. Dieses Geschäftsmodell ist laut der Infos auf den Webseiten erfolgreich.

Es besteht aber im Grunde aus einer Ansammlung von Freiberuflern. Da in Deutschland kleinen Freiberuflern das Leben unglaublich schwer gemacht wird, ist dies für Deutschland keine Lösung. Allein die Progression in der Krankenversicherung frisst bei kleinen Freiberuflern in Deutschland fast alles an Einnahmen auf. Dann kommt noch das Finanzamt mit der Mehrwertsteuer, die freundlichen Herren von der IHK etc.. Im Ergebnis ist Deutschland für diese freien Berufe ein Desaster. Bei Anwälten und Ärzten mag dies anders und besser sein.

Auch der Preis der monatlichen App ist klar nach oben begrenzt. Mehr wird wohl nicht bezahlt. Aber dafür scheint das Verhältnis von Preis und Leistung aus Sicht der Kunden fair zu sein. Es macht eben die Menge.

So hat auch dieser Erfolg Licht und Schatten.

Wichtig: Dieser Artikel ist in keinster Weise ein juristische Beratung sondern lediglich eine Zusammenstellung von Informationen aus dem Netz, auf die ich jeweils verlinkt habe und meine eigenen Gedanken dazu.

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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