Fotografieren im Museum zwischen Dallas und Düsseldorf

Foto: Michael Mahlke
Foto: Michael Mahlke

Vor ein paar Jahren war es noch erlaubt in Museen zu fotografieren. Wenn ich eine Fotoausstellung besuchte sagte man mir, ich darf nicht das einzelne Foto eins zu eins fotografieren aber die Ausstellung insgesamt schon.

Dann erlebte ich zunehmend, dass es wegen des Hausrechtes und wegen der Rechte der Eigentümer strikt verboten wurde, zu fotografieren. Einige Mussen wollten auch bei Fotos über die Hängung bestimmen und nur ihre eigenen Fotos von ihren Räumen zeigen.

So wurde die Fotografie verbannt.

Auf der Photokina 2012 zeigte dann Leica eine Fotoausstellung mit Bildern von Mccurry, Gurski und anderen.

Dort stand die ganze Welt und fotografierte die meisten Fotos 1:1 ab. Einige der Fotos fanden sich dann auf diversen Blogs wieder.

Daraufhin schrieb ich Leica an und fragte nach, wie es denn mit den Bildrechten aussehen würde. Ich bekam nie eine Antwort.

Das Ganze ist aber deshalb so interessant, weil Urheberrecht und Copyright weltweit verschieden gesehen werden.

Und wenn verschiedene Menschen und Rechtssysteme aufeinandertreffen, dann ist es nicht immer einfach, genau zu regeln, wer wo Recht hat.

Wenn der asiatische Besucher in Köln ein Foto macht und dieses Foto in Asien bloggt und dabei deutsches Urheberrecht verletzt, spielt das überhaupt noch eine Rolle?

Nun gibt es eine neue Diskussion – aber außerhalb von Deutschland.

In der New York Times hat Deborah Solomon darauf hingewiesen, dass das Dallas Museum of Art einen anderen Weg geht.

Da immer mehr Menschen mit Smartphones leben und in Museen auch damit fotografieren, um diese Fotos später zu sehen und zu posten, hat man im Dallas Museum of Art mit den Ausstellern versucht, die Fotografieerlaubnis zu integrieren.

Aus Sicht von Frau Solomon ist dies richtig, weil die Welt sich verändert hat und Fotos keine Kunstwerke zerstören.

Ob sich dies in Deutschland aber umsetzen läßt wird interessant sein zu beobachten.

Vielleicht gibt es in Deutschland vorher eine Art Gema für „Kunstwerke“.

Genau wie man Musik vervielfältigen kann und nutzt, muß man dann für das Vervielfältigen durch Abfotografieren bezahlen und bloggen kostet extra.

Denn es ist real egal und technisch identisch, ob ich Musik oder Fotos kopiere. Da das Internet durch den Datendownload ja immer „kopiert“ müßte eigentlich alles ununterbrochen bezahlt werden. Das wäre zwar der Tod des Internets aber es wird nur eine Frage der Zeit sein bis das angepackt wird.

Wetten, daß so ein Vorschlag in Deutschland schon in einer Schublade liegt und nur darauf wartet, Luft zu schnappen?

Aber bevor ich hier die Satire weiter verfolge möchte ich das Ganze noch einmal ganz konkret machen.

Im NRW-Forum wird gerade eine Ausstellung gezeigt „Foto von A-Z“.

Bildschirmfoto 2013-10-03 um 08.51.30

Dazu ist beim WDR eine Bilderstrecke publiziert worden, die einige Fragen offenläßt.

Denn nur weil es sich um ein öffentlich-rechtliches Medium handelt sind ja die Urheberrechte der jeweiligen Fotografinnen und Fotografen nicht außer kraft gesetzt.

  • So wäre zu fragen, ob die abfotografierten und beim WDR publizierten Künstler/Rechteinhaber alle ihre Veröffentlichungsrechte dafür abgegeben haben. Diese Rechte müßte ja das NRW-Forum haben und dann an den WDR weitergegeben haben. Der WDR selbst legt viel Wert darauf, die Bildrechte an den Aufnahmen zu besitzen und schreibt: Bildrechte: WDR/Phillip J. Bösel.
  • Darüber hinaus wäre zu fragen, ob diese Fotos auch von einem Blogger hätten gemacht werden dürfen und ob dieser Blogger dieselben Rechte erhalten hätte wie der WDR (Thema Journalismus).
  • Wie man dem obigen Foto entnehmen kann enthält die Hausordnung im NRW-Forum einen klaren Passus: „Das Fotografieren der Ausstellungsobjekte ist nicht gestattet.“ Gehen Sie doch mal hinein und fotografieren sie als Blogger und fragen sie um Veröffentlichungserlaubnis im Netz. Darf der WDR mehr als andere journalistische Medien?

Ein sehr bemerkenswerter Vorgang.

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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