Die Löwen sind los – ein Beispiel für Fineart Streetfotografie

Fineart-Streetphotography ist heute die neue fotografische Herausforderung. Es gibt aber immer wieder Debatten dazu. Ich erhalte einige Zuschriften, die das ablehnen, weil es zu schwierig erscheint.

Wer sich die Frage stellt, ob er/sie es schafft, diese Kritierien zu erfüllen, dem möchte ich an einem konkreten Beispiel zeigen, wie es geht:

Foto: Michael Mahlke
Foto: Michael Mahlke

Das Foto zeigt sehr schön, um was es geht. Es war nur ein Moment, ungefähr fünf Sekunden, als eine Mutter mit ihren beiden Töchtern vorbeiging und die Töchter spontan den Löwen anfassten.

Sind auf dem Foto die Kriterien für Fineart-Streetfotografie erfüllt?

1. keine entlarvenden und verletzenden Fotos

Offenkundig wird hier niemand auf dem Foto in einer entblößenden Weise dargestellt

2. immer geometrisch gestaltet

Die Kinder ziehen den Blick auf den Löwen und der Löwe dominiert nach der Drittel-Regel das Foto

3. die Achtung aller Persönlichkeitsrechte, d.h. entweder Einwilligung oder ohne direkte Erkennbarkeit fotografiert, das ist ja genau die Kunst

Niemand ist direkt erkennbar obwohl alle individuell sichtbar sind

4. optisch gestaltete Situationen, z.T.  mit Bokeh

Hier ist kein Bokeh angesagt sondern Tiefenwirkung. Es wäre aber auch möglich, das Foto mit Bokeh hier darzustellen. Dazu hätte man entweder bei der Aufnahme eine andere Kamera nehmen müssen oder einfach hinterher ein Bokeh (besser: Unschärfeverlauf) ins Fotos filtern können so wie hier:

Foto: Michael Mahlke
Foto: Michael Mahlke

5. die Fotos erzählen eine Episode bzw. Geschichte

Die Geschichte, die hier erzählt wird, braucht keine weiteren Worte.

Fineart-Streetphotography ist also jederzeit auch heute möglich mit allen Kriterien der klassischen Geometrie und des klassischen Anspruchs. Wenn man jetzt noch die monochrome Variante wählt, dann ist man wieder da, wo Cartier-Bresson war:

Foto: Michael Mahlke
Foto: Michael Mahlke

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/