Der Gang der Dinge, hg. von Christiane E. Fricke

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„So folgt die Tätigkeit der Deutschen Fotothek der Überzeugung, dass die Bewahrung von Photographie stets mit ihrer Aktivierung einhergehen muss. Erst die Aktivierung durch Online-Präsentation sowie durch Ausstellungen und Publikationen sichert die bleibende Wertschätzung photographischer Oeuvres. Bewahren, Erschließen und Präsentieren wird als Einheit verstanden.“

Diese Sätze aus dem Artikel von Jens Bove und Sebastian Lux sind irgendwie Programm des gesamten Buches „Der Gang der Dinge. Welche Zukunft haben photographische Archive und Nachlässe?“, das von Christiane E. Fricke für die DGPH herausgegeben wurde. Es ist die Zusammenfassung einer Tagung, die es wert war, dokumentiert zu werden.

Zu viele Bestände landeten schon im Müll oder in unberufenen Hände. Zu viele bedeutende Bildsammlungen und Archive fanden im Ausland ihre Heimat. Ausgehend von dem interdisziplinären DGPh-Symposium „Der Gang der Dinge. Welche Zukunft haben photographische Archive und Nachlässe?“ im Jahr 2012 in Wolfsburg erläutert das Buch Herangehensweisen und neue Lösungsansätze für den künftigen Umgang mit photographischen Nachlässen und Sammlungen.

Das Buch ist sicherlich das deutsche Standardwerk zu diesem Thema. Jeder Artikel ist unglaublich interessant. Wir sehen, was Fotografie historisch als Gedächtnisarbeit heute leisten kann jenseits des Porträtcharakters. Dabei ist Fotografie dann auch ein Teil der Alltagsgeschichte.

Als Beispiel für die Fotografen und ihre Lebenstragödien ist die Familie Püscher aufgeführt, die Alfeld im Alltag fotografierte. Sie porträtierten die kleinen Leute und den Alltag im Siedlerheim. Aber es hat keinen sozialen Stellenwert wie wir hier sehen. Jede fotografierte Modekollektion scheint interessanter. Dabei ist dies das Tagebuch des kleinen Mannes in seinem Alltag. Nur ein Zufall rettete die Fotos als Dachbodenfund.

Das Buch geht aber viel weiter.

Was bleibt?

Die digitale Welt bleibt nicht. Es sind flüchtige Dokumente, die jederzeit gelöscht werden können und außerhalb der digitalen Kästen nicht existent sind. Papierabzüge bleiben, Computer und Betriebssysteme nicht.

Das Buch widmet sich den aktuellen Problemen, wobei es hier vor allem darum geht, Papierbestände zu sichern und diese online zu setzen.

Hochkompetente Autorinnen und Autoren haben Erfahrungen und Gedanken skizziert, die helfen, weiter zu denken.

Weiter so!

Das Buch ist im Fruehwerk-Verlag erschienen.

Autoren
Jens Bove und Sebastian Lux, Enno Kaufhold, Karolina Lewandowska, Sandrine Mahieu, Franziska Maria Scheuer, Simon Schwinge, Thomas Jahn, Karin Lingl, Sabine Krell, Bernd Rodrian, Christiane Stahl, Simone Klein, Marjen Schmidt, Florian Mercker und Christiane E. Fricke

Herausgegeben von
Christiane E. Fricke für die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh)

Format: 17 ° 24 cm, 190 Seiten,
durchgängig 4farbig, broschiert
ISBN: 978-3-941295-11-7

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/