Freelens, Frontlens, Warlens, Streetlens, Artlens

Wir leben heute im Zeitalter der neuen Wörter. Deshalb möchte ich auf einige eingehen.

  • Freelens ist sicherlich ein Begriff. Es handelt sich um eine Organisation für Fotoreporter, die frei sind, also nicht fest angestellt. Daher das Adjektiv free für frei. Das Wort ist komplett in Englisch obwohl die Organisation komplett deutsch ist.
  • Frontlens ist  Begegnungsfotografie. Es ist Konfrontationsfotografie und Fotografie der direkten Begegnung mit der Wirklichkeit. Es kann auch Konfliktfotografie sein. Es geht um das, was vor die Linse kommt wenn man der Wirklichkeit begegnet. Daher handelt es sich nie um inszenierte Fotografie sondern um die Ausschnitte aus der Wirklichkeit, die mir begegnen und die ich so gestaltet dann festhalte. Front bedeutet Vorderseite. Es geht um das, was ich sehe, was mir begegnet. Was hinter meinem Rücken abläuft sehe ich nicht und kann es daher auch nicht bewußt gestalten.
  • Warlens ist eine Anspielung auf war photographer und auf war view, also Kriegsfotografie und Kriegsblick. Amerikaner sprechen auch davon, nicht länger durch die Brille des Kalten Krieges zu blicken und nennen dies Cold War Lens.
  • Streetlens ist ebenfalls ein Wort, das ich benutze, um den Bereich der Streetfotografie/Streetphotography/Straßenfotografie einzugrenzen. Es handelt sich teilweise dabei um Dokumentarfotografie und immer um Frontfotografie (Frontlens), weil es immer um gesehene Wirklichkeit geht.

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/