Der Blick über die Schulter von Henri Cartier-Bresson

Foto: Michael Mahlke
Foto: Michael Mahlke

Der Kreis hat sich geschlossen mit der Neuauflage des Buches The Decisive Moment bzw. Images a la Sauvette von Henri Cartier-Bresson.

Ich hätte nie gedacht, daß ich dies noch erleben würde, weil das Buch so rar und damit so teuer wie Juwelen war, also für mich unerreichbar.

Nun hat der Steidl-Verlag mit der Neuauflage ein großartiges Projekt umgesetzt.

Dafür kann man dem Verlag nicht genug danken.

Ich habe begonnen mit dem Fotografieren ohne Orientierung und traf dann Cartier-Bresson in Büchern.

Er führte mich zu der Frage, wie ich besser fotografieren kann.

Und er brachte mir das Sehen bei.

So konnte ich mich entwickeln.

Bei mir fing die selbstgestaltete Fotografie mit Cartier-Bresson an.

Er war mein Lehrer, auch wenn er mich nicht kannte.

In seinem Sinne begann ich dann digital zu schreiben und meine fotografischen Kenntnisse umzusetzen.

Danken möchte ich auch meinem Freund Bernd Schiele, der mich auf manche Fotoausstellung mitnahm oder begleitete, wenn es mit der Gesundheit oder dem Geld nicht so klappte.

Stundenlanges Studieren von Fotos und der Besuch von Museen in Dresden und Düsseldorf half mir ebenfalls weiter.

Ich lernte auch andere Fotografen kennen.

Ich entwickelte mich sogar weiter und von Cartier-Bresson weg, weil ich andere Wege gehen wollte.

Aber letztlich brachte mich gerade seine Strenge in der Anwendung der Geometrie (die ich übernahm) dazu frei zu werden beim Sehen und beim Fotografieren.

Selbst wenn ich die Regeln der visuellen Grammatik breche sind sie die Grundlage.

Und bis heute habe ich Freude daran, Fotos zu komponieren und habe das Gefühl, es ist ein gutes Foto, wenn es geklappt hat.

Das Komponieren ist das Fotografieren.

Das Foto ist das fertige Musikstück, die visuelle Grammatik ist das Repertoire der Noten und die Anwendung der visuellen Grammatik in Form von Techniken ist die Melodie.

Es könnte sein.

Und deshalb ist dieses Buch etwas ganz besonderes für mich.

Denn wer es aufschlägt und die Größe der Fotos anschaut, sieht erst einmal wie schwierig es ist, ein großes Foto so zu gestalten, daß es nicht nur wirkt, wenn es klein ist.

Dabei meine ich keine Kunstprodukte am PC sondern echte Momente, aufgenommen mit der Kamera und hinterher so groß gedruckt wie in dem Buch The Decisive Moment.

Übrigens, so hätte wohl  Monsieur Cartier-Bresson die Szene gesehen:

Foto: Michael Mahlke
Foto: Michael Mahlke

Mit Cartier-Bresson fing alles an.

Nun ist der Kreis geschlossen.

Mit einem Happy-End.

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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