Bilderwelt – Bild der Welt

Foto: Michael Mahlke
Foto: Michael Mahlke

Wenn Sie ins Kaufland gehen (oder in einen anderen Laden) wonach entscheiden Sie dann, was sie kaufen?

Fast jedes Produkt hat ein Produktbild. Das soll Sie zum Kaufen anregen.

Bilder kann man kaufen, Bilderwelten kann man kaufen.

Die Welt der Bilder ist eine Welt der Oberflächen. Das Sichtbare ist die Welt.

Die Welt ist die Bilderwelt.

Hier sieht man sie einzigartig gut.

„Hol dir deine Lila Lieblinge“ steht links und rechts blickt eine blonde Schönheit verführerisch „Maximum Girls“.

Mehr Haben statt Sein und mehr Konsum geht nicht.

Die Welt ist nur Oberfläche.

Das Unsichtbare findet nicht statt, der Akt des Kaufens und die Welt der Bilder bestimmen unser Denken und Handeln.

Was hier zu sehen ist, ist überall zu sehen. Es ist der Mechanismus unserer Welt. Die Welt als Ware, der Mensch als Ware, Schokolade als Ware, Sex als Ware. Und alles besetzt den öffentlichen Raum und füllt unsere Köpfe – erlaubt und ohne Grenzen.

Susan Sontag schrieb:

„Die überkommene Vorstellung der Wirksamkeit von Bildern setzt voraus, daß Bilder die Eigenschaften der realen Gegenstände besitzen. Wir indessen neigen dazu, den realen Gegenständen die Qualitäten eines Bildes zuzuschreiben.“

Das schrieb Susan Sontag und die Herausgeber  des Buches Theorie der Fotografie Kemp/v. Amelunxen fassen dann den weiteren Gedankengang so zusammen:

„Die Bilder hätten den Spieß gegenüber der Realität umgedreht, aus Nachbildern seien Vorbilder geworden. Das hätte zur Folge, daß die Theorie der Fotografie sich zur eigentlichen Gesellschaftstheorie ausbreiten muß.“

Damit ist die Fotografie der entscheidende Schlüssel, um die Gegenwart in Theorie und Praxis zu verstehen.

Und das Bild hier enthält den Mechanismus der ganzen Welt.

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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