Nick Hedges, Shelter und die Dokumentarfotografie

Armut und Reichtum - Foto: Michael Mahlke
Armut und Reichtum – Foto: Michael Mahlke

Können Sie sich vorstellen, daß die Bundesregierung einen oder mehrere Fotografen beauftragt, die mehrere Jahre durch Deutschland reisen  und die Armut der Bevölkerung dokumentieren?

Das wäre der Job für mich, wenn ich nach zehn Jahren Hartz 4 die Verarmung weiter Teile der Bevölkerung dokumentieren könnte, um ein Bewußtsein für Veränderungen zu schaffen.

In den USA in den 30er Jahren und in Großbritannien in den 60er Jahren des 20. Jhrdts. wurde dies so gemacht.

In Großbritannien wurde damals der Fotograf Nick Hedges von der neu gegründeten Organisation Shelter beauftragt, das Leben der Armen zu dokumentieren.

Dankenswerterweise hat spiegel.de nun zum 50jährigen Bestehen eine Fotostrecke publiziert, die zeigt, wie gut, aussagekräftig und lebendig sozialdokumentarische Fotografie sein kann.

Die Fotos sind stark und lebendig und werden ihre dokumentarische Kraft kaum verlieren.

Ich habe noch kein Buch gefunden, das diese Fotos enthält und ich bin auch früher noch nie über sie gestoßen. Sie spielten in der deutschen Wahrnehmung der Dokumentarfotografie wohl keine Rolle, so daß Nachgeborene wie ich nur zu solchen Anlässen darauf stoßen können.

Deshalb will ich dies auch so umfangreich erwähnen.

Nick Hedges arbeitet bis heute an Projekten zu diesen Themen.

Das ist aber anders als in Deutschland, wo Fotografen dann für NGOs arbeiten und irgendwo Reportagefotos machen. Bei Nick Hedges und anderen geht es um Projekte, die Menschen in sozialen Zusammenhängen in der eigenen Gesellschaft zeigen.

Das gibt es so in Deutschland nicht. Da wird der Fokus auf  Fotojournalismus gelegt und es gibt eine völlig andere Struktur Richtung NGOs.

Das ist vielleicht auch einer der Gründe, warum eine Webseite wie diese hier nie vorher existiert hat und unter diesen gesellschaftlichen Voraussetzungen auch nach mir nicht mehr existieren wird – wer weiß!

Aber bei spiegel.de war nun schon was, das gibt Anlaß zu etwas Hoffnung obgleich dies eigentlich eine eher staatliche Aufgabe wäre für die Bilder zu sorgen, die Veränderungen im Sinne der Armut 2.0 einleiten. Aber das widerspricht ja total der herrschenden Ideologie.

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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