Smarter fotografieren ohne Smartphone und mit Sucher

Kunstpause - Foto Michael Mahlke
Kunstpause – Foto Michael Mahlke

Aktuell werden ca. 80% aller Fotos mit Smartphones und 20% mit Digitalkameras aufgenommen. Die Smartphonefotos sind Fotos, die Teil der visuellen Kommunikation sind. Es sind nicht die Fotos, die nur mit speziellen Digitalkameras aufgenommen werden können.

Und es fehlt der Sucher.

Ich habe diesen Sommer viel mit elektronischen Suchern in Digitalkameras fotografiert. Sobald die Sonne blendete und ich den Monitor kaum noch erkennen konnte wechselte ich auf den Sucher und konnte darin fast genauso wenig sehen, weil er nicht richtig abgeschottet war. Nur wenn ich die Hand schützend über den Sucher legte hatte ich klare Sicht.

Das war bei optischen Suchern besser und so wurde mir klar, daß das Neue nur neu ist aber nicht unbedingt auch besser.

Das ist eben auch so eine 80:20 Regel. In 80% Prozent aller fotografischen Situationen sind die neuen elektronischen Sucher ok, aber in den entscheidenden 20% aller Situationen ist der optische Sucher besser wie z.B. starke Sonne, viele verschiedene Lichtquellen oder maximale Unauffälligkeit.

Daher bin ich ganz froh, daß ich noch ältere Digitalkameras nutzen kann wie die Fuji X10.

Damit bin ich aber raus aus dem Rennen zum Thema neuste Technik und drin im Thema wie fotografiere ich authentisch?

Stattdessen bin ich immer up to date, wenn ich smart berichte über zeitlos gute Dinge. Zeitlos bedeutet, es sind Fotos und Themen, die authentisch aus ihrer Zeit berichten oder heute brennen aber nicht unbedingt prominent waren. Zeitlos gut sind z.B. die Fotos von Friedrich Seidenstücker.

Daher erscheinen hier eher wenig Artikel über neuste Technik, dafür aber aktuelle Artikel über gute alte oder neue Fotografie in sozialen Zusammenhängen.

Auf der Photokina dieses Jahr hatte ich ein sehr intensives Gespräch mit einem kompetenten Mann, dem ich sagte, daß ich nicht verstehe, wieso mir Kamerahersteller nie langfristig Kameras zur Verfügung stellen sondern lieber über ihre PR-Agenturen Frauenblogs oder reine Technikblogs unterstützen und dort auch werben. Es gab eine Zeit, da hat es mich sehr frustriert, daß ich hier alles privat bezahlen muß. Der Mann lachte und sagte zu mir: „Ich kenne ihre Blogs und die stehen für sich voller Kompetenz, Authentizität und Engagement. Wollen Sie sich wirklich davon abhängig machen, daß man Ihnen für sechs Monate eine Kameraausrüstung für 2000 oder 3000 Euro zur Verfügung stellt und Sie dann gezwungen sind, ihre ganze Arbeitsweise davon abhängig zu machen? Und was haben Sie denn letztlich davon außer Abhängigkeit ohne echte Gegenleistung?“

Diese Worte taten mir richtig gut und das war die Befreiung. Der Mann hatte so was von Recht, daß ich ihm mit diesen Zeilen noch einmal unbekannterweise danken möchte – zumal hier im Schnitt täglich gut 5000 echte Besucher auf den Fotoblogs lesen.

Und nun?

Fotografieren nach dem Weltuntergang in unserer Endzeit kann für mich bedeuten, das Humanistische in trostlosen Zeiten festzuhalten.

Es gibt ja keine Alternative dazu, weil die eigene biologische Lebenszeit klare Grenzen setzt und die politischen Bedingungen aktuell sozial nur Unsicherheit schüren.

So ist dieser Artikel eine Skizze wie auf einem Blatt Papier, die dazu dient, einen Blick darauf zu werfen und sich dann zu entscheiden ob, ob hier oder ob nicht…

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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