Auf den Spuren der Erinnerung von Lara Morri

„Die Beelitzer Heilstätten und die verbotene Stadt in Wünsdorf“ lautet der Untertitel des Buches aus dem Mitteldeutschen Verlag.  Hier präsentiert die Autorin ein gut gemachtes Fotobuch und ein Geschichtsbuch mit Geschichten und eine Dokumentation in einem Einband.

Lost Places, das Fotografieren von verlassenen Orten, wird in den Beeltzer Heilstätten dokumentierend kombiniert mit einer Spurensuche nach der Geschichte. Dabei werden Zeitzeugen befragt und Eindrücke vor Ort fotografisch festgehalten. So entsteht eine interessante und kluge Mischung aus Text und Bild.

Ich halte das Buch für sehr gelungen, weil die Mischung und die Herangehensweisen daraus ein gutes Sachbuch machen. Wer sich auf das Buch einläßt und es wirklich durchliest, erfährt viel über das Denken der Menschen vor Ort und das Leben in der Zeit der sowjetischen Besatzung aus Sicht damals dort Lebender.

Es ist eine Sicht von außen und von unten, weil die kleinen Leute zu Wort kommen und nur öffentlich zugängliche Bereiche mit Fotos gezeigt werden. Aber es ist genau richtig.

Denn das Buch eignet sich ideal für Menschen, die da mal mit der Kamera hinwollen, um sich das anzuschauen und selbst zu fotografieren. Aber genau da bleibt es nicht stehen sondern vermittelt zudem noch Hintergründe und bettet dies gut ein.

Das Layout des Buches gefällt mir auch, weil es in den Texten und Bildern auch betont und so eine visuelle Linie beim reinen Durchblättern entsteht. Das ist sehr geschickt gemacht und führt dazu, daß dieses Buch auch beim einfachen Durchblättern zur Aufnahme von Textinformationen führt, bevor man richtig in der Tiefe liest.

Lara Morri zitiert Helmut Kohl „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen. Wer die Gegenwart nicht versteht, kann die Zukunft nicht gestalten.“

Das passt, weil Helmut Kohl beim Übergang von der DDR zur BRD und beim Abzug der russischen Truppen Bundeskanzler war.

Man merkt dem Buch den Mut an, mehrere Zugänge zu mischen und zusammen zu zeigen. Einerseits einleitende Texte, andererseits Gespräche mit Zeitzeugen und zudem die vielen Fotos der Beelitzer Heilstätten plus hilfreiche Karten.

Dies alles macht aus diesem Buch eine hilfreiche Orientierung, um sich in einer verlorenen Zone mit vielen fotografischen lost places zurechtzufinden – fotografisch und historisch.

Das Buch ist im Mitteldeutschen Verlag erschienen.

Lara Morri
Auf den Spuren der Erinnerung
Bildband

112 S., geb., 270x205mm, s/w- und Farbabb.
ISBN 978-3-96311-017-7

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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