
Das Buch von Herbert Molderings erschien 2008 und ist elf Jahre später immer noch gut. Es enthält Aufsätze aus 30 Jahren zum Thema „avantgardistische Fotografie im Europa der zwanziger und dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts.“
Joachim Büthe schrieb dazu auf deutschlandfunk.de u.a. folgendes und zitierte Molderings:
„Nicht zuletzt deshalb steht er den poetischen Visionen eines Roland Barthes, die eher ihm als der Fotografie an sich zuzuschreiben sind, skeptisch gegenüber.
„Diese Skepsis kommt zum Ersten daher, dass ich Historiker bin. Das heißt meines Erachtens ist es unmöglich, einen fotografischen Bildbegriff, wie Roland Barthes das tut, ontologisch zu definieren. Das heißt das Wesen der Fotografie ist. Meines Erachtens ist das ein vollkommen unhistorisches Vorgehen. Das Studium der Geschichte der Fotografie zeigt, dass sich das so genannte Wesen der Fotografie im Lauf der Zeit ständig ändert. Das Wesen der Fotografie ist ja immer die Art und Weise der Betrachtung, wie die Betrachter und die Nutzer der Fotografie das Bild wahrnehmen. Und das ändert sich über Perioden, bisweilen über Jahrzehnte. Und deshalb finde ich es viel sinnvoller und sehr viel weiterführender, wenn man versucht, die jeweiligen Werke aus ihren jeweiligen historischen Zusammenhängen zu erklären und zu studieren.“
Dieser Artikel machte mich neugierig auf das Buch.
Und es hält was es verspricht.
Allerdings ist es im Zeitalter fotografischer Beliebigkeit und allumfassender Bilderfluten wie aus einer vergangenen Welt, der überschaubaren fotografischen Welt.
Selbst wenn es die nie gab, so helfen Molderings Aufsätze sehr, um zu verstehen wie Funktionalismus und Sachlichkeit aus dem Zeitgeist heraus Bilder und Mentalitäten bestimmten und bestimmen. Es ist ein sehr gehaltvolles und aufschlußreiches Buch, das fotografische Entwicklungen transparent und klar beschreibt.
„Will man die Entstehung der modernen Fotografie nicht an vereinzelten Fotos … festmachen, dann wird man die Geburt der neuen Fotografie auf das Erscheinungsjahr des Bauhausbuches Malerei, Fotografie, Film datieren müssen, also auf das Jahr 1925.“
Dieser Satz aus dem ersten Aufsatz „Die Geburt der modernen Fotografie“ zeigt die Aktualität dieses Buches. Wenn 2019 das Bauhaus gefeiert wird, dann sollten die Erkenntnisse von Molderings aus seinem Buch nicht fehlen.
Es ist noch bestellbar und gut.
Herbert Molderings
Die Moderne der Fotografie
445 Seiten, zahlreiche Abbildungen
ISBN: 978-3-86572-635-3