Henri Cartier-Bresson Interviews and Conversations

HCB Interviews

Es ist für mich ein Juwel. Ich habe fotografisch Henri Cartier-Bresson alles zu verdanken. Ohne seine Fotos und ohne seine Bücher, von und über ihn, hätte ich nicht gelernt, so zu fotografieren und eine dauerhafte Orientierung zu erhalten.

Und jetzt kommt ein Buch vor meine Sinne, das seine raren Interviews sammelt.

Es ist Essenz pur.

Nur ein Gedanke von ihm:

Wenn ich gefragt werde, wie viele Fotos ich an einem Tag mache, kann ich nur antworten, wie viele interessante Dinge hören Sie an einem Tag und wie viele davon schreiben Sie auf?

So ungefähr lautet die Übersetzung der Aussage, die er 1961 in einem Interview machte mit Yvonne Baby.

Es geht um das Bewußte leben und erleben.

1952 sagte er in einem anderen Interview, daß er nicht daran glaubt, man könne gute Fotos machen, wenn man dabei einen Zweck verfolgt.

Dies alles spielt ja heute im kommerziellen Bereich sowieso keine Rolle mehr und bei Amateuren fast auch nicht.

Gerade deshalb bin ich so froh, verlorene Wege zur Entdeckung der Wirklichkeit hier wiederzufinden. Er erläutert auch warum ihm die Leica so wichtig war. Der Grund war das Format 24×36 als Gestaltungsmöglichkeit. Das Rechteck ist eben visuell besser zu gestalten als das Quadrat mit den Regeln der Geometrie, die auch in der Malerei genutzt werden.

Heute ist der recheckige Sensor überall zu finden und kann sogar oft eingestellt werden. Leica ist nur noch eine fotografische Ausdrucksmöglichkeit und kann auch mit anderen Namen adäquat umgesetzt werden.

Und wer wie Cartier-Bresson fotografieren will, der muß keinen Leica-Stil mit spezieller Farbgebung beachten sondern eher die Wahl des richtigen Ausschnitts bei Schwarzweissaufnahmen.

Diese pure monochrome Art ist heute nur noch für Wenige eine zu bewältigende Herausforderung, weil alle anderen lieber im digitalen Filtermix versinken.

Aber das ändert für mich nichts.

Nur wenn ich zu seiner Art des Fotografierens zurückgekehrt bin, kann ich andere Arten und Weisen als vorübergehende Moden anwenden und wahrnehmen.

Ohne ihn wäre da alles nichts. Mit ihm wird auch anderes interessant.

Denn Fotografie bedeutet natürlich auch nicht stehenzubleiben, sondern eigene Wege auszuprobieren. Nur die Grenzüberschreitung erlaubt neue Blicke.

Aber es ist mir eine wahre Freude, im Jahr 2019 dieses Buch lesen zu können, denn Henri Cartier-Bresson hatte wirklich was zu sagen.

Ich kenne so gut wie alle Filme über ihn mit den großen Gesprächen, aber die sind dann doch anders. Die Filme und dieses Buch ergänzen sich wirklich wunderbar und geben, zumindest mir, noch einmal die Möglichkeit, mit ihm gedanklich Gespräche zu führen.

Dafür danke ich allen Beteiligten an diesem Buch ganz herzlich.

 

 

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert