Am 20.1.2010 habe ich meinen ersten Beitrag in diesem Blog publiziert. Er trug den Titel „Von der Leica zur Ricoh“.
Es war der Tag der Aufspaltung, weil der Blog fotomonat.de zu groß geworden war.
Der Siegeszug der Smartphones war noch nicht in Sicht, dafür hatten kleine Kompaktkameras den Markt überschwemmt und das war wie Geld wegwerfen, weil pro Jahr Dutzende von neuen Kameras auf den Markt kamen und die davor nichts mehr wert waren.
Wer will das noch wissen?
Wer heute mit der Fotografie beginnt, erhält mit solchen Artikeln keine relevanten Informationen mehr für seine fotografischen Entscheidungen . Damals war es wichtig, um sich auf dem Markt zu orientieren.
Zumindest für mich war es wichtig.
Zwischen Sucher und suchen verlief mein fotografisches Leben.
Ich suchte Orientierung in einer Welt, die sozial zerfiel und der Rahmen eines Bildes wurde meine Begrenzung, um Dinge erfassen und verstehen zu können. Das Geheimnis lag in der Beschränkung.
Als Akteur half es mir und als Chronist ersetzte es oft die Worte, die vielleicht später kamen, um der festgehaltenen Wirklichkeit dann nachträglich einen verbalen Rahmen zu geben.
Ich dokumentierte auch die Umwertung aller Werte am Beispiel Arbeit, Rente und Würde und was die Politik daraus gemacht hat und die Veränderungen vor Ort, sozial und städtebaulich. Das war politische dokumentierende Fotografie, die zeigte, was Entscheidungen vor Ort anrichten.
Dies war der dominierende soziale Teil meines Lebens.
Der Rest danach war Selbsterfahrung durch Fotografie und Schreiben.
Und jetzt haben wir bald den 20.1.2020.
Dann sind die zehn Jahre um und das elfte Jahr beginnt.
Angetrieben wurde und werde ich von einem dokumentarischen Impuls, der reflektierend und aufklärend ist und sich heute auch seiner sozialen Grenzen bewußt ist – was vor zehn Jahren so noch nicht war.
In der Auseinandersetzung mit Gedanken von Stuart Franklin schrieb ich vor ein paar Jahren hier:
„Und der dokumentarische Impuls ist eben ein Impuls – also eine umfassende Mischung aus persönlicher Eitelkeit, sozialem Bewußtsein und konkretem Einsatz, der zu der Motivation führen kann, sich zu engagieren. Wer nicht davon überzeugt ist, etwas zeigen und verändern zu wollen, der wird auch nicht den Mut aufbringen, sich auf den Weg zu machen. Ohne den Einzelnen mit seiner Sichtweise ist Dokumentarfotografie nicht praktizierbar. Daher ist die dokumentarische Darstellung das Ergebnis individueller Wahrnehmung von Wirklichkeit mit technischen Geräten.“
Eine andere Erkenntnis war, daß bekannte Fotografen immer aus reichen Elternhäusern kamen und weniger durch Können bekannt wurden als durch die Personen, die sie kannten … So ist das.
Wenn man nicht beim Kennen sondern „nur“ beim Können war, stand man nicht im Licht sondern im Schatten.
Ein anderer Aspekt ist die Themenwahl: wer interessiert sich für Fotos von armen, aufrechten Menschen oder sozialem Wandel?
Außer mir nicht viele mußte ich zur Kenntnis nehmen. Es gibt viele Fotografen, die einzeln in Reportagen etwas zeigen wie man z.B. im ZEKE Magazin sehen kann.
Aber die soziale Einordnung, der Hinweis darauf und der Vergleich in zeitlicher und kultureller Systematik fehlt dabei fast immer.
Das habe ich dann hier aus meiner Sicht als Publizist, Historiker und Dokumentarfotograf bei meinen Themen gemacht soweit ich das konnte – mit meinem kleinen Eimer und meinem Horizont!
Und dann ist da noch die Museumsqualität, der Weg zu Geld und Anerkennung.
Museumsqualität ist natürlich auch eine Frage von Beziehungen.
Viel erkannt, viel genannt und nichts genutzt weil meine Themen weder für die Reichen noch für die Herrschenden noch die Regierenden relevant sind – nur ihr Verschweigen.
Und so nähert sich das Jahr 2020 mit Riesenschritten und mit vielen Erkenntnissen.
Was tun?
Dokumentarfotografie ist auch 2020 ein Thema unter den Bedingungen des neuen Zeitgeistes.
Sozialer Wechsel ist ersetzt durch einen Bilderwechsel.
Wie sieht das neue Gesicht der Zeit aus?
Ich habe meinen dokumentarischen Impuls noch nicht verloren.
Aber nur wer sich ändert bleibt sich treu.
In diesem Sinne
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