Je mehr ich mich mit Dokumentarfotografie beschäftige, desto deutlicher wird das Defizit in Deutschland. Im englischen Sprachraum gibt es mehr, alles was in Deutschland fehlt.
Einige Beispiele:
Cafe Royal Books
Das ist ein englischer Verlag mit dem Schwerpunkt British Documentary Photography von Craig Atkinson. In Deutschland kenne ich so etwas nicht und auch nicht so viel engagierte Fotografie, eher einzelne engagierte Verleger oder Fotografen, wenn es davon überhaupt mehr als eine Handvoll gab oder gibt.
Facing Change Documenting America
Diese Sammlung von Fotos und Reportagen über Amerika im Wandel zeigt wie die USA heute sind in ihrer Vielschichtigkeit. Etwas Ähnliches ist mir für Deutschland nicht bekannt.
Documenting Detroit
Hier wird die Stadt Detroit dargestellt mit Fotografien aus der Gegenwart und aktuellen Serien. Stellt euch vor wir würden so über München oder Berlin oder Köln berichten.
Journey Through the Heartland
Die Geografie der Armut in den USA als Reiseroute mit Fotogeschichten, die die verheerenden Entwicklungen der letzten Jahre zeigen, sind schon länger online. Man stelle sich vor wir würden in Deutschland mit Hilfe von Journalisten die verheerenden Auswirkungen der Altersarmut und von Hartz4 mit einer fotografischen Geografie durch Deutschland ebenso darstellen…
So wird woanders Dokumentarfotografie und Meinungsfreiheit verstanden.
In Deutschland lauert man eher rund um den Presseausweis, den man nur erhält, wenn man sich genau nicht dafür interessiert und nicht so berichtet, wie es in Großbritannien oder den USA gemacht wird (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Engagierte Fotografie erhält dort entweder staatliche oder private Förderung. Hier darf man keinem wehtun, weil man sonst aus den Geldverteilern und Zugängen fliegt und fotografiert deshalb lieber als Fotokünstler.
Armes Deutschland!