Matschie, Jürgen: Tief im Osten

Es ist ein starkes Buch geworden.

Jürgen Matschie hat von 1976 bis 2020 in der Lausitz fotografiert wie es eigentlich gewesen ist. Es ist ein Buch über die Menschen und ihre sozialen Bedingungen.

Das Buch ist still und stark und hat Format.

Vor allem im Längsschnitt zeigen die Fotografien, wie sich die Menschen neu orientieren mussten, wie Wünsche und Träume und Wirklichkeit aufeinander prallten und wie viel oder wenig öffentlicher Protest bewirken kann.

Es ist ein Buch voller gut anzuschauender Fotografien und es zeigt wirklich das, was bei vielen Menschen den Alltag ausmachte.

Eine Frau kocht Windeln in einem großen Topf.

Was so unscheinbar erscheint, bestimmte doch den Alltag von Millionen und sagt viel über damals und heute.

Ich habe das Buch einigen „Ostfrauen“ in die Hand gedrückt und es war immer die gleiche Reaktion „Ja so war es, das habe ich auch gemacht.“

Aber nicht nur das.

Man sieht in diesem Buch auch andere Dinge wie z.B. den Kampf um den Erhalt der Altstadt, Plakate mit falschen Versprechungen oder die Proteste gegen Werksschließungen.

Bernd Linder hat dies alles sehr schön in seinem Vorwort beschrieben.

Es ist ein schönes Fotobuch geworden, das die DDR und das neue Deutschland in der Region Lausitz  aus der Sicht der Menschen zeigt.

So geht gute Dokumentarfotografie, die visuell Geschichte schreibt und aufschreibt.

Das Buch ist im Mitteldeutschen Verlag erschienen.

Jürgen Matschie
Tief im Osten
Die Lausitz im Wandel 1976–2020
Bildband
Mit einem Vorwort von Bernd Lindner

160 S., geb., 220 × 260 mm, s/w-Abbildungen
ISBN 978-3-96311-403-8

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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