Arbus, Friedlander, Winogrand, New Documents 1967, Die legendäre Ausstellung

Ein Buch über eine Ausstellung, die 1967 war?

Als ich mich diesem Buch näherte und neugierig wurde, war mir noch nicht klar, daß es sich um ein echt historisches und zugleich aktuelles Werk handelte.

Denn es ist erst 2017 erschienen und bietet einen Blick auf damals und jetzt.

Je mehr ich mich diesem Buch widmete, desto interessanter wurde es.

Denn hier wird gezeigt wie im Moma eine Fotoausstellung aussah als Fotos noch Fotogröße hatten.

Und es wird deutlich wie wichtig Beziehungen sind, um Menschen bekannt zu machen. Es kommt auf´s Kennen an!

Wären Arbus, Friedlander und Winogrand auch ohne die Hilfe des Moma so bekannt geworden?

Heute finden wir in diesem Buch die Erklärung, daß die Ausstellung New Documents der entscheidende Türöffner war.

Weil es damals keinen Katalog der Ausstellung gab (!), hat man 50 Jahre danach ein Buch über die Ausstellung und seine Wirkung gemacht…

Das Buch ist echt klasse.

Und dann schreibt darin auch noch Max Kozloff einen neuen Essay, nachdem er vor 50 Jahren eine Kritik der Ausstellung verfaßt hat.

Das ist mehr als selten.

Und man sieht auch an seinen Artikeln und anderen Rezensionen wie unterschiedlich Bewertungen sind und was alles vom Zeitgeist abhängt.

„Die Mehrzahl derer, die vor einer Generation Dokumentarphotographen genannt wurden – als der Begriff noch neu war -, stellten ihre Aufnahmen in den Dienst einer gesellschatlichen oder sozialen Sache. Ihnen ging es darum zu zeigen, was mit der Welt nicht in Ordnung war…

In den vergangenen zehn Jahren hat eine neue Generation von Photographen, die dokumentarische Sichtweisen für persönliche Zwecke eingesetzt. Ihnen geht es nicht darum, das Leben zu reformieren, sondern es zu erfahren.“

Diese Worte von John Szarkowski standen auf einer Wandtafel der Ausstellung.

Und Max Kozloff hat dies alles in dem neuen Essay von 2017 auf sehr substanzielle und wunderbare Weise rausgearbeitet und eingeordnet.

Er arbeitet auch die Unterscheide zwischen den Generationen heraus, wenn er eine Ausstellung von 1966 und die von 1967 im MOMA bespricht.

Nicht zuletzt sind dann auch noch seine Gedanken zur Straßenfotografie aktuell (2017) und mit 50 Jahres Rückblick sehr klug und substanzreich und er erklärt gewissermaßen, warum diese in New York ihren Ursprung hatte.

Es ist eine wahre Wonne dies zu lesen in einer Zeit, in der viele von nichts mehr wissen wollen und alles irrelelvant wirkt.

Hier findet man noch Einblick, Rückblick und Überblick. Aber die Klugheit im Rückblick zeigt auch den fehlenden Weitblick als Zeitgenosse. Gerade dadurch sind die beiden Essays von Kozloff etwas sehr Besonderes.

Ich finde dieses Buch ganz wunderbar, zumal ich es für einen bezahlbaren Preis von 19,80 Euro kaufen konnte und dafür große Gedanken und großartige Fotos erhalten habe.

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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