Ana María Arévalo Gosen oder die neue Dokumentarfotografie

Sie fällt auf und sie ist für mich die Vertreterin der neuen Art zu dokumentieren:

„1.8 billion images are produced every day. We live in the era of the “democratization of the image”. Images are not the creation of magicians, artists or niche professionals any more.

The fundamental difference between a photographer and a visual storyteller lies in the reason why they create images and tell stories – also called life purpose.

To us visual storytellers, photography is a vehicle to satisfy our curiosity and enable us to put our audience in the skin of those whose essence we capture, reveal and magnify.

In my field work of visual storyteller, I witness hopelessness in the eyes of my protagonists, who are usually in underprivileged and vulnerable situations. Through the creation of powerful stories, I advocate for minorities and give visibility to injustice.

What I ultimately want to achieve with my work is to raise awareness about social issues. I dedicate my life to trigger change and improve the human condition.“

Auf Deutsch mit google: „1,8 Milliarden Bilder werden täglich produziert. Wir leben im Zeitalter der „Demokratisierung des Images“. Bilder sind nicht mehr die Kreation von Zauberern, Künstlern oder Nischenprofis.

Der grundlegende Unterschied zwischen einem Fotografen und einem visuellen Geschichtenerzähler liegt darin, warum sie Bilder erstellen und Geschichten erzählen – auch Lebenszweck genannt.

Für uns visuelle Geschichtenerzähler ist Fotografie ein Vehikel, um unsere Neugier zu befriedigen und es uns zu ermöglichen, unser Publikum in die Haut derer zu versetzen, deren Essenz wir einfangen, enthüllen und vergrößern.

In meiner Feldarbeit als visueller Geschichtenerzähler beobachte ich Hoffnungslosigkeit in den Augen meiner Protagonisten, die sich normalerweise in unterprivilegierten und verletzlichen Situationen befinden. Durch das Schaffen kraftvoller Geschichten setze ich mich für Minderheiten ein und mache Ungerechtigkeit sichtbar.

Letztendlich möchte ich mit meiner Arbeit das Bewusstsein für gesellschaftliche Themen schärfen. Ich widme mein Leben, um Veränderungen anzustoßen und den menschlichen Zustand zu verbessern.“

Schön geschrieben!

Sie zeigt den Unterschied und die Gemeinsamkeiten zu meiner Art des Dokumentierens.

Ich wollte immer dabei sein und fotografisch festhalten, was geschah. So wollte ich Ereignisse und Entwicklungen in Bild und Text festhalten – recording, aufzeichnen. Das geht auf meine Erfahrung als Historiker zurück. Als ich in den Archiven saß, gab es oft nichts außer den Polizeiberichten über die Menschen, die sich gegen ihre Arbeits- und Lebensverhältnisse wehrten. Die armen und kleinen Leute hatten keine Stimme und es gab fast keine Dokumente, Aussagen und Lebenszeugnisse über sie. Daher ist das Dokumentieren mit Text und Bild von Ereignissen und Entwicklungen und Situationen so wichtig, um darüber schreiben und berichten zu können und eine Erinnerungskultur aufbauen zu können.

Und nun gibt es neue Menschen, die weitermachen.

Ana María Arévalo Gosen steht für diese neue Art, die neuen Blicke und die neue Weltsicht, die nun mit der neuen digitalen Technik Einzug gehalten hat.

Sie thematisiert und engagiert sich dabei.

Das ist im alten Vokabular politische und/oder soziale Fotografie bzw. sozialdokumentarische Fotografie und im neuen Vokabular visuelles Geschichten erzählen mit sozialen Themen, um Aufmerksamkeit zu erlangen – mit der Hoffnung, daß es gesellschaftliche Kräfte gibt, die dies dann ändern wollen….

Ich finde es ganz wunderbar, daß es immer wieder Menschen gibt, die mehr tun als nur das zu fotografieren, was als Auftrag bezahlt wird. Geld führt und leider gibt es dafür meistens kein Geld – zumindest hier bei mir war es immer so.

Politische bzw. dokumentarische Fotografie in diesem Sinne ist sehr wichtig, weil sie Problembewußtsein schaffen kann. Da liegt ihre Chance und ihre Grenze.

Ich war ein spezieller Vertreter der alten Art (als unbezahlter fotografischer Amateur) und freue mich nun sehr, daß es neu weitergeht.

Das ist dann wohl die Dokumentarfotografie der neuen Zeit, hoffentlich auch bezahlt.

Schön, daß es Menschen wie Ana María Arévalo Gosen gibt.

 

 

 

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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