Speaking Photovoice: Life through a Lens – Lens on Life

Lens on Life – Life through a Lens – Mit dem Objektiv auf das Leben blicken – die Welt durch die Kamera – so würde ich die Überschrift sinnvoll aus dem Englischen übersetzen.

Google übersetzt es so: „Objektiv auf das Leben – Leben durch eine Linse“

Lens steht für Linse im Sinne eines Kameraobjektivs.

Objektiv – das ist das Wort.

Das Objektiv zeichnet objektiv auf, was vor der Linse ist.

Damit wären wir bei der Dokumentation.

Ist Dokumentarfotografie objektiv?

Das habe ich hier schon oft diskutiert.

„Zusammenfassung der Dokumentarfotografie

Der Begriff Dokumentarfotografie beschreibt Fotografie, die versucht, reale Situationen und Einstellungen einzufangen. Seit Nicéphore Niépce 1816 die erste Fotografie machte, führte die Fähigkeit der Fotografie, die Realität einzufangen, zu einem begeisterten Interesse an der Dokumentation aller Aspekte des zeitgenössischen Lebens. Infolgedessen wurde die Dokumentarfotografie bereits Mitte der 1800er Jahre zu einem Genre. Mit der Entwicklung des Mediums wurde die Dokumentarfotografie jedoch so diffus, dass sie durch eine ganze Reihe fotografischer Subgenres diskutiert wurde. In Ermangelung einer wirklich präzisen Definition ist Dokumentarfotografie am besten als ein Überbegriff zu betrachten, der viele Stile und Themen umfasst, darunter: Sozialdokumentation; Naturschutzfotografie; Ethnographische Fotografie; Kriegsfotografie; der Fotoessay; Neue Dokumente; und Social Landscape Fotografie. Was diese Stile als Basis vereint, ist das Prinzip, dass die Kamera im Wesentlichen eine Maschine zur Aufzeichnung der Realität ist. Obwohl man nicht sagen kann, dass es objektiv ist, ist es die Absicht des Dokumentarfotografen, eine ansonsten verborgene Realität oder Ungerechtigkeit ans Licht zu bringen. Stilistisch bevorzugen Dokumentarfilmer typischerweise scharf fokussierte und / oder reine Bilder, die Manipulation oder Fälschung in der Dunkelkammer vermeiden. Andere Genres der Fotografie, einschließlich Straßenfotografie und Fotojournalismus, umfassen manchmal bestimmte Werke, die als dokumentarische Bilder betrachtet werden, obwohl sich beide Genres in erster Linie darauf konzentrieren, einen Moment oder einen Bruchteil einer Sekunde festzuhalten, sei es eine Begegnung auf einer Straße oder ein Moment der Eilmeldung.“

Es sind also immer Blicke auf die Wirklichkeit, die sehr verschieden sein können.

Das vorherige Zitat stammt von der Webseite theartstory – die Geschichte der Kunst.

Kunst?

Ja genau.

Damit wären wir bei einem für mich neuen Begriff, der aber schon etwas älter zu sein scheint.

Dafür nehme ich als ein Beispiel Stephanie Calabrese.

Sie bezeichnet sich selbst als Documentary artist, also als dokumentarischer Künstler, google sagt Dokumentarfilmer.

Bei ihr geht es um Fotos und Videos laut ihrer Webseite.

Sie hat auch ein Buch geschrieben mit dem Titel „Lens on Life: Documenting Your World Through Photography“ – Lens on Life: Dokumentieren Sie Ihre Welt durch Fotografie.

Das ist nicht zu verwechseln mit dem Lens on Life Projekt.

Dort steht (google übersetzt): „Lens on Life Project ist eine 501 (c) (3) gemeinnützige Organisation, die fotografie- und computergestützte Schulungen für gefährdete Jugendliche auf der ganzen Welt unterstützt. Durch die Zusammenarbeit mit Gastorganisationen bauen wir Räume, die den Schülern helfen, Traumata zu überwinden, künstlerisch zu wachsen und Fähigkeiten zu erwerben, um in den globalen Markt einzutreten.“

Das hat als Basis dann wohl die Richtung Photovoice.

Kameras und Fotografie sind also im wirklichen Leben auch eine wirkliche Möglichkeit und Methode, um das Leben zu sehen und zu verarbeiten.

Dabei kommt dem Dokumentarischen die entscheidende Bedeutung zu. Der Blick auf das Foto gibt die Möglichkeit der Verarbeitung durch Distanzierung und anderes Sehen. Das Dokumentarische wird zum Schlüssel für den Umgang mit der Wirklichkeit.

Was bedeutet das und wo liegen die Grenzen der dokumentarischen Fotografie?

„Ich glaube, das, was es so schwer macht, in der Fotografie besser zu werden, ist die Einfachheit, mit der sie geschieht.“

Dieser Satz ist aus dem Buch „Mein Foto“ von Ibarionex Perello. Ein schönes Buch, das man gut lesen kann und mehr erfährt als in 100 Stunden auf instagram.

Das alte und frühere Wissen über filmbasierte Fotografie ist weitgehend wertlos geworden, weil neue Technik nur noch den Knopfdruck braucht – Eastmans Werbespruch gilt in sensorbasierten Zeiten heute noch viel mehr: „Sie drücken den Knopf, wir machen den Rest“.

Wobei das „Wir“ schon eine Debatte wert wäre, weil es um social media und soziale Fragen geht.

Genau hier beginnt auch die Grenze der dokumentarischen Fotografie, weil wir nun über die Brücke vom Bild zum Text gehen.

Ich komme aus der Welt der Wörter. Weil mir diese beim Einfangen von Ereignissen und Entwicklungen oft nicht reichten, habe ich mit der Fotografie begonnen.

In der Zwischenzeit entwickelte sich Fotografie durch Handys zu einer eigenen visuellen Sprache.

Aber ich kann nach mehr als 20 Jahren Fotografie in digitalen Zeiten für mich nun feststellen, daß Fotos zwar mehr als tausend Worte sagen, aber nicht unbedingt das, worum es geht.

Fotos zeigen etwas aber Wörter erklären oft das Gezeigte jenseits des Gesehenen.

Visuelle Menschen, die nicht lesen, können in dieser neuen digitalen visuellen Welt gut leben.

Aber wer lesen kann, ist im Vorteil.

Zudem erschließen sich ganz neue Welten, die nur durch Lesen erfahren werden können.

Fotos und Bilder sind oft ideale Ergänzungen für Texte – und Texte sind oft die einzige Möglichkeit, den Sinn von Fotos jenseits der Oberfläche und die Inhalte darin und dahinter zu verstehen.

„Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, dann liest du nicht genug“ – „If your pictures aren’t good enough, you aren’t reading enough“ – Tod Papageorge, nach David Campbell

Lesen war historisch aber nie ein Breitensport, hat Klaus Benesch festgestellt.

Die Bilder ersetzen nicht das Lesen und Schreiben und das Lesen und Schreiben ersetzt nicht das Fotografieren.

Hier beginnt die nächste Stufe.

Das Fotografieren ist so einfach wie nie.

Aber nach dem Foto kommt die Aneignung der Wirklichkeit durch das Foto, die Auseinandersetzung mit dem Dasein und seinen sozialen Situationen und Strukturen.

Das ist der Sinn, wenn dokumentarische Fotografie nicht sinnlos sein soll.

Es sei denn aus dem Foto wird ein Bild als Fotokunst. Dann ist alles anders, zumindest in der Theorie.

Und um die Fotos zu sehen und zu deuten, muß man etwas wissen oder wissen wollen. Dies führt zum Lesen, wenn man Antworten haben möchte.

Und so hat die Vereinfachung des Fotografierens die Welt nicht einfacher gemacht aber die Möglichkeit zur Aneignung und Auseinandersetzung damit vielfältiger.

Es gibt also viel zu tun.

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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