Bilder im Konflikt

Seit einiger Zeit werden Forschungsstände und Ergebnisse teilweise auch öffentlich zur Verfügung gestellt.

Auf der Webseite image-matters-discourse.de gibt es dies auch für das Thema Dokumentarfotografie.

Karen Fromm schreibt in dem Buch Image/con/text: „How to make images matter? Die Suche nach neuen Erzählformen im Feld von Fotojournalismus und Dokumentarfotografie, die den Blick über die Grenzen des konventionellen Verständnisses der dokumentarischen Form erweitern, ist Gegenstand zahlreicher zeitgenössischer Debatten und war ein zentrales Movens der Publikation Images in Conflict / Bilder im Konflikt. Die Frage nach den Möglichkeiten des Dokumentarischen und der Entwicklung visueller Narrationen, die die Stereotypisierungen und traditionellen Sehgewohnheiten und Erwartungshaltungen klassischer dokumentarfotografischer Erzählformen unterlaufen, verfolgen wir mit dem Themenfokus des vorliegenden Bandes weiter. Gerade die Textualität und Kontextualität dokumentarischer Praktiken und das Ausloten ihrer Grenzbereiche, hier insbesondere des Verhältnisses von Kunst, Dokumentation und Journalismus, stehen im Zentrum der Beiträge von image/con/text. Dokumentarische Praktiken zwischen Journalismus, Kunst und Aktivismus. Richtet man den Blick auf gegenwärtige Auseinandersetzungen, dann fällt auf, dass diese oftmals das permanente Ineinandergreifen von Konstruktion und Dekonstruktion dokumentarischer Wirklichkeitsversprechen als Voraussetzung ihrer eigenen Praxis begreifen und damit die Schnittstelle von Dokumentarismus und Herrschaft zum Thema machen. Ein daraus resultierendes Verständnis des Dokumentarischen als kontextbedingtes, gleichsam mobiles Konzept, in dem sich dieses gerade dadurch auszeichnet, dass es permanent infrage gestellt und wieder bestätigtwerden muss, bringen aktuelle Projekte vielfach durch die Integration unterschiedlicher Materialien und Zeugenschaften zum Ausdruck. Anders als die Koppelung von Visuellem und Verbalem in journalistischen Publikationen, denen es vor allem um das Ziel der Lesbarmachung geht, suchen diese Arbeiten einer Vereindeutigung der semantischen Ebenen zu entgehen. Während das Verhältnis von Bild und Bildunterschrift in der Presse meist einen klaren Funktionszusammenhang impliziert und dabei auf eine Einheit der Repräsentation von Wort und Bild zielt, beschreiben jüngere Auseinandersetzungen Bilder nicht durch Texte im deskriptiven Sinne, sondern heben gerade die Polysemie und Kontextualität von Bildern hervor.“

Im Editorial zu Images in Conflict schreibt Karen Fromm: „Damit greift Richard Mosse eines der Kernthemen dieser Publikation auf, die Frage nach dem Verhältnis von Konfliktbildern und Bildkonflikten, die als zentraler Fokus der vorgestellten Beiträge fungiert.
Über das aktuelle Beispiel wird einführend nicht nur deutlich, dass es eine verstärkte Suche nach neuen Erzählformen gibt, die sich quer zu oder an den Grenzen klassischer fotojournalistischer Berichterstattungsmuster bewegen, sondern auch, dass Bilder von Konflikten immer auch Bildkonflikte bedeuten. Bildkonflikte entstehen nicht nur als ‚conflict in the making‘ für die Fotografierenden vor Ort oder weil Bilder mittlerweile Teil eines Kriegs sind, der sich auf die Gesetze der Repräsentation ausdehnt und sich dieser als Mittel bedient, sondern als Konflikte auf der Ebene der Repräsentation. Das Verhältnis von Konflikt und Visualität durchstreift eine Vielzahl von Diskursen – ästhetischer, ethischer und politischer Art. Dabei geht es unter anderem um die Möglichkeiten und Grenzen des Darstellbaren, aber auch um das grundsätzliche Verhältnis von „Darstellbarkeit und Präsenz des Dargestellten“.
Images in Conflict folgt den Verbindungslinien und Berührungspunkten von Bildlichkeit und Konflikt. Wie erlangen Bilder hier Bedeutung, wie werden sie wirksam, wie können Bilder von Konflikten sprechen und wie kommt der Konflikt ins Bild?“

Meine Webseite hier gibt meine Beschäftigung mit dem Thema Dokumentarfotografie wieder. Was ich hier gerade zitiert habe, geht weit darüber hinaus. Das ist der akademische Raum mit vielen gut bezahlten Menschen, die alle ihren eigenen Kopf zu Papier bringen.

Ich thematisierte dies hier nicht weiter aber weise darauf hin.

Wer sich für diese breite Auseinandersetzung interessiert, findet auf der genannten Webseite viele kostenfreie Zugänge zu Literatur und Medien – auch und gerade zur Dokumentarfotografie.

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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