Soziale Gebrauchsweisen der Fotografie im Smartphone-Zeitalter

Der Mensch hat sich nicht geändert – aber die fotografischen Geräte und Möglichkeiten.

Und so sehen wir jetzt wie das Smartphone als Statussymbol eine neue Aufwertung erhält.

Das sozial sichtbare Hauptkriterium ist nicht mehr nur der Monitor, sondern die Größe des Kameramoduls und die Größe des Smartphones, auch wenn immer der Chip genannt wird.

Während vor einigen Jahren noch hochpreisige Fotoapparate Statussymbole waren, so sind es für die nachwachsenden Generationen zunehmend Smartphones.

Leica mischt überall mit und ist in meinen Augen aktuell durch Kooperationen der Weltmeister im Umsetzen sozialer Gebrauchsweisen in fotografische Möglichkeiten.

Mir blieb folgendes im Gedächtnis:

Erst gab es eine Kooperation mit Panasonic bei der Panasonic Lumix DMC-CM1 mit 1 Zoll Sensor

Dann gab es eine Kooperation mit Huawei und einem echten monochromen Sensor im Smartphone. Dabei fing alles mit einem Sensor an und hörte mit einem Softwarefilter auf.

Und jetzt gibt es verschiedene Kooperationen in Japan (Leitz Phone 1)  und China (Xiaomi).

Blur the lines – verschwimmen der Grenzen zwischen professionellen Kameras und Smartphones ist dabei sehr schön in dem verlinkten Artikel ausgedrückt.

Das regt natürlich die fotografische Phantasie von Technikfreunden an zwischen Begeisterung und Ernüchterung.

Aber es geht ja noch weiter.

Soziale Statussymbole der neuen Art waren und sind sehr attraktiv im Ablauf der Geschichte.

Da reicht es heute nicht sein Handy zu vergolden, weil man dies kaum erkennt. Man muß einfach sichtbar größer und letztlich besser(?!) als professionelle Kameras sein wollen.

Das ist wohl die Richtung. Die neuen Smartphones werden immer größer und immer teurer. Die Preise sind dabei soziale Preise, um sich abzugrenzen (und auszugrenzen?).

Es ist fotografisch interessant, daß im Denken der meisten Menschen beim Thema Fotografie nicht mehr die Größe des Sensors sondern das neuste Smartphone für Fotografie entscheidend ist. Das klassische fotografische Denken ist in einer Nische angekommen.

Neuheit ist die neue Sucht.

Weil Smartphones das persönliche Gerät der Gegenwart geworden sind und im Highendbereich aktuell das Kameramodul der entscheidende Faktor für die Kaufentscheidung und die Preisfindung als sichtbares Statuszeichen ist, spielt das Fotografische eine entscheidende Rolle.

Das ist aktuell das Feld von Apple, Samsung und Co, die durch fotografische Äquivalenz die Führung übernommen haben und zugleich bedeutende Herrscher im Smartphonesektor sind.

Hinzu kommt dann natürlich die Funktion der Fotografie als Mittel um sich zu zeigen und Aufmerksamkeit zu erzeugen. So werden social media wesentlicher Bestandteil der sozialen Gebrauchsweisen und ihr Einfluß darauf wichtig für viele persönliche und soziale Belange – nicht bei allen aber bei vielen.

Nachdem ich im letzten Jahr versucht habe im Rückblick zu verstehen, was geschehen ist, habe ich nun versucht nach vorne zu schauen, um die neue Technik und ihren Einfluß auf das soziale Verhalten zu verstehen.

Das erfordert viel Vorarbeit durch Lesen, Beobachten und Durchdenken. Bemerkenswerterweise finden diese Themen auch kaum noch auf Fotoseiten im Web statt sondern es wird sehr vereinzelt und fast nie auf Deutsch auf Technologieseiten darüber geschrieben und diskutiert.

Das ist die neue Zeit mit den neuen gelebten fotografischen Möglichkeiten.

Das Thema ist natürlich viel weiter als dieser appetittliche Artikel.

So wären allein Fragen wie die von Selfies und ihrem sozialem Gebrauch zwischen Selbstbestätigung und Sebstausdruck und die Wirklichkeitswahrnehmung der neuen fotografischen Möglichkeiten ein neues weites Feld.

Aber das überlasse ich denen, die mehr wollen als Orientierung für sich selbst auf neuen Wegen.

Für mich ist der Blick auf diese Entwicklungen genug, um zu sehen, wo ich mit meiner kleinen Nische von alten digitalen Kameras und neuen fotografischen Möglichkeiten stehe. Ich fühle mich an meiner Stelle wohl und kann nun in alter Weise dokumentieren, was neu zu sehen ist.

Denn die neuen fotografischen Zeiten ändern nichts am „alten“ Verhalten des Menschen.

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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