Das fotografische Narrativ heute

Konsum Narrativ

Ich habe früher geglaubt, mit neueren Kameras kann ich besser fotografieren.  Das hatte auch seine Berechtigung solange die Produkte noch nicht ausgereift waren, um gute Fotos für Druck und Digital zu erstellen. Aber heute? Da gibt es wohl andere Gründe:

„Um es auf unser Thema einzugrenzen: Das neue Narrativ der Kamerahersteller lautet seit mindestens 2018 höhere Qualität – vor allem mit der Kernbotschaft – höhere Bildqualität.“

Nun würde ich die Frage stellen, was ist ein Narrativ?

Das gucken wir doch mal auf wikipedia.de: „Als Narrativ wird seit den 1990er Jahren eine sinnstiftende Erzählung bezeichnet, die Einfluss auf die Art hat, wie die Umwelt wahrgenommen wird.“

Es kommt also darauf an, was man erzählt, um in die Herzen und Geldbörsen der Menschen zu kommen.

Wenn Reinhold Messner sagt „Klimaschutz gibt es gar nicht“ und der Wandel der Natur ist völlig natürlich, dann ist dieser Blick auf die Welt ein anderer als wenn Klimaaktivisten sagen, wir müssen uns zu Tode dämmen – das ist dann kapitalorientierte Interessenlenkung.

Und so ist auch die Erzählung in der Kameraindustrie. Es gibt natürlich unendlich viele Narrative.

Sony hat z.B. Manuel Neuer mit der Alpha 7c durch die Gegend geschickt, um eine sportliche Erzählung aufzulegen und zu sagen, selbst ein Fußballer kann mit dieser wirklich schönen Kamera einfach fotografieren.

Leica hat immer wieder  Sänger und Schauspieler mit Kameras und Sondereditionen verknüpft, um ein besonderes Gefühl beim Erwerb und der Nutzung der Kamera zu erzeugen. Am besten verkauften sich teure Sammler-Editionen, die so aussahen als ob sie schon benutzt wären…

Die sind für Mr. White.

Fragen Sie doch mal welches Narrativ Fuji, Canon, Nikon und Ricoh haben.

Und jetzt werden diese Narrative ja gerade auf Smartphones übertragen.

Es geht also munter weiter.

Und so setzen sich die Erzählungen (Narrative) fort.

Hier bei mir gibt es auch Narrative.

Ich erzähle immer wie schön die Kameras aus der Zeit vor 2018 sind und wie herrlich die Fotos auch mit 10 Megapixel Sensoren gelingen und ich schreibe gerne über sozialdokumentarische Fotografie und die sozialen Gebrauchsweisen der Fotografie gestern und heute und meine eigenen Erfahrungen damit.

Es sind immer interessengelenkte Blicke auf die Welt und die Welt der Fotografie.

Das wird auch so bleiben.

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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