Fühlen, Freuen und Fotografieren

Das Handy ist der neue Star.

Auch ich habe bewußt seit einem Jahr keine Digitalkamera mehr angefaßt, weil ich wissen wollte, wie es ist nur noch mit Smartphones zu fotografieren.

Nach einem Jahr kann ich sagen, ich fühle nichts mehr und das fehlt mir sehr.

Als ich nun meine Digitalkameras aus den Taschen nahm, wurde mir dies erst so richtig klar.

Das Smartphone ist heute unstrittig die beste Lösung für schnelle Fotos.

Aber wenn es um die Freude am Fotografieren geht, um die Verschmelzung von mir mit dem Entstehungsprozess eines Bildes, dann sind bisherige Digitalkameras unschlagbar.

Zumindest für mich.

Ich zeige hier im Artikel Fotos von der Fuji X10. Es hätte in bezug auf die Bedienung auch z.B. die Ricoh GR II sein können.

Die Fuji X10 ist für mich der Inbegriff des gelungenen Übergangs vom analogen in das digitale Zeitalter.

Der Sucher ist rein optisch aus Glas ohne  Autofokuspunkt.

So muß das Bild im Kopf entstehen und so entstand es seit den Anfängen der Fotografie auch.

Das Gefühl eine Kamera in die Hand zu nehmen und mit Knöpfen und Rädchen zu hantieren, um dann durch den Sucher zu blicken, ist einfach klasse.

Denn es geht auch um die Performance des Fotografierens.

Das Fühlen der Kamera, das Spüren des Augenblicks, das Sehen durch den Sucher, um intensiv den Moment festzulegen – alles dies ist mehr als das Smartphone mir bieten kann.

Es ist die andere Art, die ich als Amateur wieder spüren und fühlen will.

So kehrt der Zauber der Fotografie zurück – für mich.

Das kann man auch mit den aktuellen größeren Kameras – aber noch besser mit den Kameras, die es nicht mehr gibt.

Digitalkamera.de spricht von einer „aussterbenden Spezies“.

Was geblieben ist, sind eher Neudefinitionen von kompakt. Eine Kamera wie z.B. die Fuji X10 gibt es nicht mehr.

Mein fotografischer Zauberkasten ist aber noch viele Jahre auf dem Gebrauchtmarkt erhältlich.

Es lohnt sich sehr, damit unterwegs zu sein.

Manchmal reicht sogar die reine Beschäftigung damit, um sie zu pflegen und darüber zu sinnieren.

Denn man hat ja gar nicht die Zeit, um sich mit allem nebeneinander oder hintereinander zu beschäftigen.

Das Neue ist der Feind des Guten.

Aber ich habe mir nach einem Jahr Abstinenz nun erlaubt, meine digitalen Begleiter wieder gleichberechtigt in mein fotografisches Leben einzubeziehen.

Das ist die neue Welt, die mir gefällt.

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

One thought on “Fühlen, Freuen und Fotografieren

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