Ich dokumentiere aus meiner Sicht sozial relevante und irrelevante Dinge meiner Zeit in meinen eigenen Publikationen.
„Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung.
Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren.“
So steht es im Textkasten zu meinen Artikeln hier.
Aber das ist zeitgebunden wie alles auf der Welt.
Damals galten meine Ansichten eher als links, heute gelten meine Ansichten eher als rechts.
Es kommt ja immer auf den Blickwinkel an und darauf welches Interesse man an Etiketten und Klebezetteln hat.
So wird man dann auch Wechselwähler solange man eine Wahl hat.
Aber mit dieser Ansicht bin ich nicht allein.
Wie sagt es Albert von Tschirnding?
“Wir neigen dazu, vergangene Epochen dem Maßstab der jeweils herrschenden Überzeugungen zu unterwerfen. Das ist erstens ungerecht der Vergangenheit gegenüber und verkürzt zweitens unser Weltwissen, macht uns also ärmer. Weisheit verfährt anders….”
Und so verhält es sich auch in der Fotografie.
Heute entdecken jüngere Menschen Kameras von früher mit denen ich vor 30 Jahren fotografierte und schreiben darüber. Sie haben eine ganz andere Sicht. Während es damals darum ging überhaupt mal bessere Bildqualität auf digitalen Sensoren zu haben, sieht man heute mit den tollsten digitalen Sensoren auf die damaligen Produkte.
Andere Blicke in anderen Zeiten!
Aber das gilt für alles.
Wenn ich mich so anschaue, bin ich auch keine Ausnahme.
Die Haare verschwinden, Narben nehmen zu und die Menschen meiner Zeit verlassen die Welt und ich bin auch irgendwann dran. Man geht dahin zurück, wo man hergekommen ist.
Fotografisch entziehe ich mich heute meist dem sozialen Leben und bin eher kreativ mit gebrauchten Kameras, die mir gefallen statt zu gefallen.
Auch hier zu schreiben ist endlich. Aber Lesen und Schreiben sind für den kreativen Umgang mit Fotografie unendlich wichtig.
Wenn ich es richtig sehe, ist es eine schöne Zeit, die ohne Erwartungen immer wieder Ergebnisse produziert.
Ich kann diese fotografische Freiheit und diese Zeit dafür nur jedem Menschen wünschen und die Zufriedenheit im fotografischen Tun.
Denn aus meiner Sicht gibt es ein kleines Geheimnis: die feinsten digitalen Kameras gibt es heute meist nur gebraucht. Die aktuellen neuen Kameras haben zwar mehr Megapixel aber oft weniger Charme als ältere Digitalkameras.
Wobei auch hier wieder gilt, es kommt darauf an.
In diesem Sinne lassen wir es doch drauf ankommen…