Die Fuji X100 Digitalkameras haben ein sehr bewegtes Leben. Sie sind einzigartig und vielfach unverstanden.
Als die erste Fuji X100 auf einer Photokina, der damaligen Leitmesse für Fotografie, vorgestellt wurde, war ihr Erfolg überwältigend. Damals dominierte noch der optische Sucher das fotografische Leben der feinen Fotografie und hier war optisch und digital vereint.
Und Fuji gelang es mit der Finepix X100 Reihe später dann auch noch den optisch-digitalen Messsucher zu kreieren, den sog. hybrid-optischen Sucher.
Was für ein Fest für die Fotogemeinde weltweit!
Aber das Ganz war eingebettet in eine schicksalhafte Zeit. Die ersten Fuji X100 Kameras waren auf dem Weg in die Welt und da kam in Japan der schreckliche Tsunami. Danach war eine weitere Produktion erstmal unmöglich und man mußte fast ein Jahr warten, bevor man eine Kamera kaufen konnte – wenn man nicht eines der ersten ausgelieferten Exemplare der Fuji X100 erhielt.
Und als dann später die Produktion erneut anlief, gab es ein Blendenproblem. Nur die allerersten Exemplare waren fehlerfrei. Das wurde alles kostenfrei vom Service repariert.
Und dann war die Fuji X100 in der Welt. Sie war nicht fehlerfrei und es brauchte tatsächlich ein Jahr, bevor die Software so ausgereift war, daß sie wirklich nutzbar wurde.
Das ist so bei Pionierarbeiten, die Feines und viel Frust und Freude liefern.
Die Fuji X100 steht für die alte Art des Fotografierens in digitalen Zeiten. Insofern ist sie mit der Leica M vergleichbar, weil diese den einzigartigen optischen Messsucher hat. Sie ist die Innovation dieses Denkens, denn die Fuji X100 Reihe hat den einzigartigen optischen Sucher in Kombination mit einem digitalen Sucher.
Die gesamte Reihe steht also für Sucherfotografie vom Feinsten.
Und dann?
Dann ging die Entwicklung weiter. Die Smartphones waren die Gewinner und optische Sucher in Digitalkameras wurden durch Videosucher abgelöst, die immer besser wurden. Das ist der Abschied von der alten Art des Fotografierens.
Nur die X100 Reihe hat heute beide Sucherwelten zu bieten als echte fotografische Kostbarkeit für Genießer dieser Art von Sucherfotografie.
Leica führte die Q ein mit einem Videosucher und einer Festbrennweite von 28mm und Vollformat. Fuji nutzt 35mm und APS-C Format.
Darüber zu streiten was besser ist, halte ich für sinnlos.
Aber klar ist, die Kameras sind alle untereinander nicht wirklich vergleichbar, sondern eher parallele wunderbare fotografische Angebote.
Hier endet die Geschichte aber nicht.
Ich erspare mir die Coronazeit mit ihren Einschränkungen und dem Zusammenbruch vieler Lieferketten.
Weil der Markt für Fans von optischen Suchern und Fuji X100 Digitalkameras überschaubar war, produzierte Fuji erst kaum und dann doch wieder diese Kameras.
Aber dann wurde sie zum Hit der Generation Smartphone, weil sie alles das bot, was Handys so nicht können.
Deshalb kann ich mir bis heute (12/24) keine neue Fuji X100VI kaufen, weil sie einfach nicht lieferbar ist.
Woran das liegt, hat Fuji kürzlich beschrieben. Sie wurden weltweit leergekauft und dann wurden die Fuji X100VI Digitalkameras mit einem hohen Aufschlag weiterverkauft, statt 1800 ca. 2500 Euro.
Vom eigenen Erfolg überwältigt ist die Kamera aktuell hier kaum lieferbar. Dabei wollen die meisten Käufer die Kamera gar nicht wegen des wunderbaren Suchers sondern als Modekamera.
Das ist Paradoxie pur.
Und sie wird dann mit Forderungen überfrachtet, die sie nicht erfüllen kann und nicht erfüllen soll. Einige beschweren sich über die Videofunktion, andere über die Menüs, die man sich erarbeiten muß, wenn man nicht mit der Automatik fotografiert.
Das ist aber nicht das Problem der Fuji X100, die in ihrem Spezialgebiet Sucherfotografie kaum Konkurrenz hat. Sie ist für Kenner konzipiert und nicht für Menschen, die das nicht kennen.
Nun wechseln wir bald in das Jahr 2025.
Ich kann mir vorstellen, daß die Geschichte hier noch nicht endet.
Mal sehen wie es weitergeht.