Das schwere Sehen und das leichte Fotografieren

„Ich glaube, das, was es so schwer macht, in der Fotografie besser zu werden, ist die Einfachheit, mit der sie geschieht.”

Dieser Satz ist aus dem Buch “Mein Foto” von Ibarionex Perello.

Das ist die leichte Sache.

Die schwere Sache ist das Sehen jenseits vom Knipsen.

Dazu ein Beispiel:

mit Ricoh GR II

Auf dem Schwarzweissfoto ergibt sich das Bild durch die Abgrenzungen und das Licht. Gerade die helle leere Fläche wird zum Mittelpunkt als dominierendes Motiv.

Farbig wäre das Foto völlig uninteressant.

Das muß man erst sehen, bevor man es knipsen kann.

Damit komme ich zurück zum Anfang.

Technisch ist im Zeitalter des Smartphones die Frage der Aufnahmetechnik schon gelöst.

Das neue Iphone 17pro ist aktuell wohl eines der besten Geräte, um ohne viel Aufwand sehr viel Gesehenes zu fotografieren.

Die Qualität bis zu 200mm ist für mich erstaunlich gut (nach den 120mm beim 16pro) und mehr als befriedigend.

Da muß man nichts Größeres oder Längeres mitnehmen und kommt trotzdem fotografisch auf seine Kosten.

Wenn ich da an die 28-70mm und 70-200mm Objektive von früher denke, bin ich heilfroh über Apple.

Ich vermisse ein bißchen die Performance, wenn ich als Fotograf mit der Kamera durch die Gänge lief. Aber wir sind nun mal in einer neuen Zeit.

Jenseits dieses sozialen Status kann nun jeder mit diesen Geräten auf einfachste Weise Fotos machen.

Als ich vor ein paar Wochen die Gelegenheit hatte, einigen Hochzeiten zuzuschauen, sah ich immer noch die dicken Kameras bei den Fotografinnen und Fotografen.

Ich war als Gast eingeladen und konnte so ohne Erwartungen agieren.

Ich hatte ein Iphone 16 pro dabei und nutzte alles vom Ultraweitwinkel  bis zu 120mm Tele, um entweder die ganze Situation als Gast zu fotografieren oder einige Details bis zum Anstecken der Ringe.

Was soll ich sagen!

Erst mal entfiel der komplette Wechsel von Kameras oder Objektiven an großen Geräten, zweitens war alles schnell, unauffällig und einfach und drittens war die Kreativität und Schnelligkeit beim Fotografieren klasse, die in sozialen Situationen erforderlich ist.

Nach der Trauung waren die Kamerafotos der reinen Digitalkameras noch nicht verfügbar, weil sie ja nachbearbeitet werden mußten.

Aber meine Iphonefotos waren schon da und weil alle Handys hatten, baten sie um Zusendung. Ich lud sie in die Cloud und kurz danach wurden sie weltweit verteilt.

Ich gebe zu, ich wollte eine solche Situation auch mal bewußt mit und ohne Leicalux und den Möglichkeiten der Linsen fotografieren.

Original Leica auf digitale Art.

Das klappte wunderbar.

Bemerkenswerterweise waren aber  Nachbearbeitungen gar nicht mehr gewünscht, weil die Menschen mit den Ergebnissen schon mehr als zufrieden waren. Es hat sich ja auch der Geschmack geändert und den meisten reichen schnelle Fotos.

Leica war eher mein Anspruch. Die vielen Gestaltungsmöglichkeiten, die ich bei Leicalux hinterher noch reinbringen kann wie eine Veränderung des Fokus und des Bokehs, waren kaum noch gewünscht.

Ich war aber sehr zufrieden, weil ich als Gast ohne Zwang dabei war und wunderbar beobachten und ausprobieren konnte.

 

Und so muß ich zur Kenntnis nehmen, daß meine bisherigen Erfahrungen und meine bisherigen Kameras sehr schön sind, aber neue Technik mir jetzt manches erleichtert.

Meine Art zu sehen bleibt, aber manche Situation ist nun viel entspannter als früher fotografisch lebbar.

Bleibt noch anzumerken, daß dies nicht meine ruhige Sucherfotografie ersetzt. Die ist intensiver und anders.

 

 

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

One thought on “Das schwere Sehen und das leichte Fotografieren

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert