Alle guten Dinge sind drei. Nun schreibe ich zum dritten Mal über diese Frage in 11 Jahren.
Als er intensiv zu fotografieren begann, hat er sich für eine Kleinbildkamera von Leica entschieden, weil dies die kleinste Kamera auf dem Markt mit Wechselobjektiven war. Es ging also primär um technische und praktische Gesichtspunkte, die für seine Art unterwegs zu sein, Momente schnell und diskret aufzunehmen und fotografisch zu sehen entscheidend waren.
Es war die Zeit der Momentfotografie. Mit den filmbasierten Kleinbildkameras von Leica u.a. konnte man im Gegensatz zu vorher sich die Orte für die Momentaufnahmen aussuchen und mußte nicht an einem Ort mit einer großen Kamera warten.
Momentaufnahmen wurden mobil.
2011 plädierte ich für die Canon Powershot G11 und 2016 plädierte ich für die Panasonic Lumix TZ71, und zusätzlich war und ist es bis heute als sinnvolle Ergänzung eine Ricoh GR xxx.
Und heute?
Heute würde ich ihm sogar zwei Digitalkameras empfehlen. Beide sind schnell, haben einen guten Sucher und sind unauffällig.
Es handelt sich um die Panasonic Lumix TZ96 und die Canon Powershot G5X.
Es ist interessant zu sehen, wie sich die Technik ändert und doch in der Haptik gleich bleibt.
Wenn es um kleine und schnelle Digitalkameras mit Sucher und guter Bildqualität mit RAW geht, dann hätte Henri Cartier-Bresson sicher seine Freude daran.
Beide Kameras kosten zusammen mit Zubehör aktuell 10/21 keine 800 Euro.
„Die Straßenfotografie gehört zu den wenigen fotografischen Genres, die ohne teure Ausrüstung, exotische Locations oder umfangreiches technisches Wissen auskommen.“
Das schreibt Brian Lloyd Duckett in seinem richtig gut lesbaren, sehr gut aufbereiteten Buch aus der Fotopraxis über Streetfotografie mit dem Titel „Masterclass Strassenfotografie.“
Und heute sind gute Fotos keine Frage des Geldes.
Nur bei der Umsetzung in soziale Chancen kommt es dann darauf an, daß die richtigen geldwerten Leute die eigenen Fotos für „gut“ im Sinne von verkaufsfähig und geeignet für Museumsqualität halten.
Das hat aber praktisch nichts mit dem Fotoapparat zu tun, sondern nur mit denen, die entscheiden, was fotografisch sozial relevant wird.
Nun muß man heute noch die Frage stellen, ob Henri Cartier-Bresson mit dem Smartphone fotografiert hätte?
Natürlich, warum auch nicht, würde ich sagen!
Und da er zu seiner Zeit schon von der Leica M zur Minilux gewechselt ist, habe ich keine Bedenken, daß er auch einen Monitor geliebt hätte.
Und so habe ich mich nun in 11 Jahren drei Mal mit der Frage beschäftigt, welche Kamera mein virtueller Lehrer Henri Cartier-Bresson aktuell nutzen würde.
Meine Kriterien waren „seine“ Kriterien mit Sucher, haptisch gelungen, unauffällig in der heutigen Zeit, flexibel und schnell.
Der Schnappschuss und sein Meister – da war Leica damals für ihn richtig.
Heute gibt es mehr flexible Möglichkeiten und in vielen ist sogar Leica drin.
HCB war der Ansicht, dass nur schwarz-weiß ernsthafte Fotografie sei. Das schliesst wohl schon mal einige Kameras aus.
Wenn man das ausser Acht lässt, dann sind die Fujis sicher interessant, weil sie die Möglichkeit eines echten Suchers bieten und hinreichend lautlos sind. HCB sah sich als „Fliege an der Wand“ und konnte es sich daher nicht leisten, beim Fotografieren „erwischt“ zu werden.
Wenn ich den Aspekt des „nicht auffallen wollens“ am Höchsten priorisiere, würde er heute vermutlich mit einem Smartphone fotografieren. Die Qualität ist sehr gut, einige Magnum Fotografen haben beachtliche Werke mit Smartphones erzeugt, und jeder fotografiert damit, überall. Man fällt nicht mehr auf – alle denken man macht ein Selfie. Was kann man sich mehr wünschen?