Made in China als Kern der Fotografie und Metapher der Welt?

Made in China – die neue Welt

Wenn man sich mit sozialer Fotografie beschäftigt und als Dokumentarfotograf arbeitet, dann ist Armut und Ausbeutung in verschiedener Form fast immer ein Thema.

Aus meiner Sicht möchte ich einige Fragen stellen, um einen Rahmen abzustecken:

  • Wieso kann sich eine in Deutschland produzierte Digitalkamera fast nur ein Zahnarzt, Anwalt oder Banker in Deutschland leisten?
  • Wieso kommen fast alle Digitalkameras und Objektive aus China?
  • Wieso ist das amerikanische Iphone ebenfalls in China gebaut?
  • Würden die Fotos von Sebastiao Salgado auch gezeigt, wenn es den Westen nicht mehr gäbe und China, Russland bzw. Autokratien dominieren?
  • Warum kaufen sich so viele reiche Menschen aus Diktaturen Digitalkameras aus Deutschland?

Weil ich mir solche Fragen stelle, werde ich mit der Realität unserer Welt konfrontiert. Die Antworten sind klar, Ausbeutung, Armut, Machtverhältnisse, Demokratie, Diktatur, Religion, Marxismus, Kapitalismus – alles ist da und je nach Sichtweise fällt die Antwort aus.

Aber man kann natürlich auch eine andere Rechnung aufmachen, wie ich sie bei meinen Gedanken über die politisch korrekte Kamera einmal aufgeschrieben habe.

Ich zitiere:

„Wahrscheinlich ist diese Frage schon typisch deutsch oder entspringt einem gestörten Denken.

Denn was ist politisch korrekt?

Da wäre der Maßstab ja die Anwendung der Menschenrechte der Vereinten Nationen, oder wären es die Grundrechte des Grundgesetzes?

Und wenn man dies anwendet, dann müßte man ja wissen, ob die Produktion der jeweiligen Digitalkamera auch so abläuft, ohne Unterdrückung, ohne Teile aus Diktaturen, ohne soziale Repression etc.

Das ist ja ein bißchen so wie die Suche nach einer besseren Welt.

Man kann es sich auch leichter machen. Wenn auf einer Digitalkamera „Made in Japan“ steht wie dies auf der Fuji X10 und der Fuji X100 der Fall ist, dann wären diese wohl politisch korrekt. Denn Japan ist eine Demokratie und wenn dort eine Digitalkamera produziert wurde, dann ist das wohl politisch korrekt. Wenn die Firma (nicht nur Fuji) aber auch Digitalkameras in China produzieren lässt, was dann? Es betrifft ja mittlerweile von Leica über Fuji, Nikon, Canon fast alle Kamera-Firmen.

Und wenn ich diesen Artikel auf einem Ipad lese mit Teilen aus China? Da wird es ebenso klar und kompliziert.

Aber ist dieser ganze Artikel nicht sehr ausgrenzend?

Denn es gibt ja parallele Welten und parallele Zeiten. Deutschland hatte ein Kaiserreich, also eine Diktatur und die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, eine neue Art der Diktatur.

Heute leben wir hier in einer Demokratie, die wir nicht uns selbst zu verdanken haben. Sollen wir dann alle anderen Länder verdammen oder uns nicht eher dem Austausch, dem Auftreten mit unseren Ideen und auch dem Handel stellen?

Ohne Handel wären wir hier ein Entwicklungsland. Insofern ist Moral und der Kampf um Demokratie und die besten Ideen auch immer situationsabhängig.“

Wir sind also mittendrin in dieser Welt und müssen die Fakten anerkennen. Die Mächtigen und die Herrschenden haben viel in ihrem Sinne geregelt und wir stecken da mitten drin.

Auch Demokratie wandelt sich und wir müssen unsere Antworten erneuern in einer erneuerten Welt. So war es auch schon früher.

Demokratie mit Werten wie Meinungsfreiheit konkurriert mit Diktaturen ohne Meinungsfreiheit. Und dann ist da noch das Wohlstandsversprechen. Wenn ich sehe, daß alle anderen europäischen Länder um Deutschland herum ihren Einwohnern mindestens 1200 Euro Rente garantieren und Sicherheit im Alter durch den Staat, dann trägt dies viel zum sozialen und politischen Frieden einer Demokratie bei und der Absicherung und Angstminderung auch junger Menschen, denn Demokratie kann man nicht essen. Das Sozialstaatsgebot im Grundgesetz ist auch so gemeint aber es wird nicht mehr so gemacht.

Es ist eine Frage der Politik und verantwortlich sind die, die in der Demokratie herrschen und regieren.

Es gibt eben keine Formel für die Welt aber eine Welt ohne Formel und jeder ist sein eigener Lebensversuch, wie Alfred Adler feststellte.

So versuchen wir unser Glück, vielleicht finden wir es auch in der Fotografie.

Nachtrag:

Gut zwei Monate später gibt es einen anderen Artikel zu dem Thema, der meine Sicht erweitert und die Richtung bestätigt.

 

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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