Bei der Vielzahl von Modellen und Techniken habe ich mich an einem alten Begriff orientiert, der in einem Wikipedia-Artikel auch sehr schön die Geschichte der Technik zeigt.
„Die Sucherkamera ist ein Fotoapparat, bei dem das Objektiv nur dazu dient, den Film zu belichten.“ So fängt der Wikipedia Artikel an und man kann nachschauen, daß er 2003 entstanden ist.
Einige Jahre später heisst der neue Film Sensor und hat verschiedene Größen. Und als 2010 auf der photokina die Fuji X100 präsentiert wird, erreicht die neue Zeit eine erste digitale fotografische Manifestation:
„Obwohl die x100 eine Messsucherkamera ist, der Sucher also nicht durchs Objektiv guckt, lassen sich wichtige Angaben – etwa Zeit, Blende, Histogramm – einspiegeln. Auch lässt sich zwischen optischem und elektronischem Sucher umschalten. Was man aber bald lässt – nichts macht so viel Spaß, wie ein Foto durch einen großen und kristallklaren optischen Sucher zu komponieren. Das funktioniert selbst mit Brille sehr gut.“
Nun würden eingefleischte Leica M Fans einwenden, daß nur die digitale Leica M eine Kamera mit mechanischem manuellem Messsucher ist. Das ist richtig. Aber sie würden auch nicht abstreiten können, daß die X100 eine Sucherkamera ist, zumindest wenn man den optischen Sucher einschaltet und deren Nachfolger einen digitalen Schnittbildentfernungsmesser haben.
Zudem es geht ja immer weiter mit der Umwertung der Begriffe in digitalen Zeiten.
Wenn ich begrifflich von der Sucherkamera zur Messsucherkamera wechsle, dann gibt es dazu auch einen wikipedia-Eintrag.
Dort lesen wir: „Eine Messsucherkamera ist ein Fotoapparat, dessen optischer Sucher mit einer Scharfeinstellhilfe ausgestattet ist, die mit der Entfernungseinstellung des Objektivs gekoppelt ist. Dieser Entfernungsmesser ist meist als Schnittbildentfernungsmesser oder Mischbildentfernungsmesser ausgeführt.“
Wenn ich nun in digitalen Zeiten einen EVF, einen elektronischen Sucher habe, der durch das Objektiv schaut, aber zugleich einen digitalen Schnittbildentfernungsmesser nutzt – was ist das dann?
„In der X100 wird das Prinzip eines konventionellen Leuchtrahmensuchers mit einem hochauflösenden LCD kombiniert (1,44 Million Bildpunkte). So können Informationen in das optische Sucherbild eingeblendet werden. Im Vergleich zur klassischen Leuchtfensterlösung kann über das LCD eine Vielzahl von Daten gestochen scharf und gut lesbar dargestellt werden.“
So schreibt es Fuji und weist so darauf hin, daß hier mehr als ein Modus möglich ist.
Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.
Es ist eine Sucherkamera neuen Stils entstanden in verschiedenen Ausführungen. Wo der optische Sucher fehlt aber das digitale Schnittbild möglich ist, kann die Kamera die Form einer Sucherkamera haben wie die Fuji XE3 mit Elementen einer Messsucherkamera.
Und wo das digitale Schnittbild fehlt wie z.B. bei der Lumix GX80 kann es sich dennoch um das Design einer Sucherkamera handeln, aber nicht um eine Messsucherkamera.
Gute neue Zeit!
3 thoughts on “Was ist eine Sucherkamera?”