Zeit und Wert von Digitalkameras und Fotografie – 10 Jahre Fuji Finepix X100

Am 30.04.2011 habe ich meinen ersten Artikel über die Fuji X100 hier auf diesem Blog geschrieben. Das war die Zeit als ich die Kamera als einer der Ersten in Deutschland von Foto Rutten in Wuppertal nach Vorbestellung bekam.

Diese Kamera war sogar ohne Blendenfehler. In diese Zeit fiel die Tragödie von Fukushima, die bis heute und noch lange wirken wird.

Ich fotografiere immer noch mit der Fuji X100.

Ich fotografiere also seit zehn Jahren mit derselben Kamera und ich bin es noch immer nicht leid.

Fotografieren mit dieser Kamera bedeutet für mich, ich nehme sie mit und mache damit an einem Tag eher 5 als 50 Fotos.

Und ich nehme sie nur an Tagen ohne Regen mit und wenn ich dorthin gehe, wo ich sie wahrscheinlich einsetzen kann.

Das hat sich ja in den letzten Jahren durch die veränderte Wahrnehmung von Kameras und Smartphones auch sehr geändert.

Früher fielen Kameras nicht auf, heute fallen Smartphones nicht auf.

Früher war die X100 gut für unauffälliges Fotografieren, heute sind Smartphones eher gut für unauffälliges Fotografieren.

Ich habe für die Kamera damals ca. 1000 Euro bezahlt und danach nichts mehr außer einer Speicherkarte und einem Zusatzakku.

Die Kamera mußte bis heute nicht zur Wartung und ist intakt.

Seitdem sind viele andere Kameras erschienen, die mehr können, deren Sensoren empfindlicher sind, deren Autofokus schneller ist und noch viel mehr.

Brauche ich das?

Natürlich habe ich mir zwischenzeitlich auch noch andere Kameras gekauft.

Erwähnen möchte ich die wunderbare Ricoh GR II und die Lumix GX80 bzw. LX 100. Es gibt noch mehr.

Auch diese Kameras benutze ich immer noch. Da ich immer nur mit einer Kamera fotografieren kann, ergibt sich daraus schon, daß es nicht immer die Fuji X100 sein kann.

Und seit zwei Jahren nutze ich die Fuji XE3 und die Fuji XE2s mit manuellen Objektiven. Daher muß die Fuji X100 mit noch mehr Kameras meine Zeit teilen.

Aber gerade die Einfachheit der Fuji X100 führt mich immer wieder zu ihr zurück.

Dabei habe ich noch nicht über die Zeit mit einem Smartphone gesprochen.

Wenn ich mit dem Smartphone fotografiere, kommen schnell 100 Fotos zusammen, weil ich einfach eher und schneller abdrücke, um Schnappschüsse zu machen statt langsam zu fotografieren.

Wenn ich mir überlege, das ich meine ersten Artikel zur Fuji X100 auch schon auf diesem Blog geschrieben habe, dann bedeutet dies, daß ich allein an dieser Steller länger als zehn Jahre über Kameras und Fotografie schreibe.

Dabei habe auch ich mich verändert. Bedingt durch einschneidende Ereignisse konnte ich vieles nicht machen und kann ich vieles nicht machen.

Umgekehrt konnte ich diesen Blog aufrecht erhalten. Selbst in dieser Form war es teuer und zeitaufwändig und ohne Hilfe von aussen. Aber nur so konnte ich eigenständig bleiben und schreiben. Das merkt man an der Auswahl der Themen, die oft interessant für tiefsinnige Menschen und Fotografiebegeisterte sind, aber nicht unbedingt für die Masse.

Bis heute schreibe ich „gerne“ über Menschen, die es nicht leicht hatten und die viel Leid erleben mußten, bevor sie vielleicht in ihrem Rahmen Frieden in der Seele fanden und dabei die Fotografie sozial und dokumentarisch nutzten.

Im Prinzip ist dies ein Spiegel meiner eigenen Biographie, weil ich ja selbst sozialdokumentarisch tätig war und zugleich mich selbst in Bezug zur Gesellschaft und dem Zeitgeist setzte und dies mit Texten und Fotos immer reflektierte.

Und so entstand insgesamt alles dies hier

Offenkundig gehörte die Fuji X100 die ganze Zeit dazu.

Nun sind wir zehn Jahre weiter. In dieser Zeit ist viel passiert, privat und politisch.

Was hier vor zehn Jahren stand, ist heute Geschichte.

Dieser Artikel ist gerade Gegenwart aber morgen auch schon bald Geschichte.

Fotografie bleibt immer jung und die neuste Technik ist Teil dieser Jugend.

Darauf müssen Sie hier weitgehend verzichten, weil ich mir kaum noch neue Kameras kaufe und ich keine Sponsoren habe.

Daher mache ich etwas aus dem, was ich habe, denn für gute Fotos und gute Gedanken braucht man weder neue Kameras noch neue Köpfe.

Eher braucht man gutes und neues Denken und neues Sehen.

Am 12.11.2010 habe ich hier den ersten Artikel geschrieben mit der Überschrift „Ist neu besser?“.

Das ist insofern bemerkenswert, weil wir diese Frage ja gerade wieder beantworten müssen. Sie kehrt immer wieder zurück.

Damals schrieb ich: „Wenn man diesen Artikel, der eigentlich gar nicht enden kann, doch zu einem Ende bringen will, dann wäre mein Fazit, neu ist immer neuer aber nicht immer besser. Daher haben ältere Kameras bis heute ihre Berechtigung und sind manchmal sogar die besseren Kombinationen.“

Damit höre ich heute hier einfach auf.

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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