Digitale Retro-Fotografie ist eine neue Wortschöpfung, die es vor 20 Jahren so noch nicht gegeben hätte, weil damals erst langsam die Kameras entwickelt wurden, die man dafür heute nutzen kann.
Hier sieht man die Olympus XZ-1 von 2011 und die Sony RX100 von 2012, die Fuji X100 von 2011 gehört auch dazu. Nach den Jahren auf der Jagd nach der technisch „besten“ Kamera bin ich mittlerweile wieder bei den für mich „guten“ Kameras angekommen im Sinne von Lichtpinseln für meine Art der Fotografie.
Und mit diesen Kameras male ich immer noch am Liebsten seit mehr als zehn Jahren. Sie funktionieren einwandfrei, die Bildqualität ist super aus meiner Sicht und sie sind Kamera pur ohne KI und co.
Das ist eine schöne Zeit.
Aber man sollte sich dem Neuen nicht verschließen und kann alles parallel und zusammen nutzen.
So kann man sich einerseits durch die Beschränkung fordern und andererseits durch neue Technik neue Horizonte schaffen.
Ich kann mich heute in ein KI Abenteuer mit dem Tensor beim Google Pixel 7 stürzen oder den „alten“ monochromen Sensor von Leica im Huawei P9 etc. nutzen oder ich kann Digitalkameras der letzten 15 Jahre benutzen, um mich digital kreativ fotografisch auszudrücken.
Diese Art von Retro umfaßt im Sinne von „alt“ einen Zeitraum von vielleicht 15 Jahren. Es ist die Umbruchzeit der digitalen Revolution in der Fotografie von der Filmzeit in die Sensorzeit. Es ist die Zeit, in der bewährtes Kameradesign aus Filmzeiten umgesetzt wurde für Sensoren.
Meine erste echt für Fotos auf Webseiten eingesetzte Digitalkamera wird gerade auf dpreview nach 24 Jahren als Retro Review besprochen, die Sony DSC-F505.
Sie hatte eine Auflösung von 2,1 Megapixel. Das reichte bei einer Monitorauflösung von 640×480 Pixeln für eine damals gute Darstellung auf dem Monitor aber ein Druck auf Papier war unmöglich. Ihr Design ist unerreicht, weil es unglaublich praktisch haptisch war und ist. Sie war rein als Monitorkamera für beidhändiges Fotografieren designt und klasse. Später kam ein Sucher in neueren Modellen hinzu, aber der paßte nicht zu diesem Design. Das war 1999/2000.
Dies war auch gut zehn Jahre vor den Digitalkameras über die ich in diesem Text schreibe und die ich heute für digitale Retro Fotografie nutze.
Aktuell sind wir technisch wieder gut zehn Jahre weiter und teilweise woanders, weil das Smartphone dominiert und Digitalkameras in ihrer Nische angekommen sind.
In heutigen Smartphones wird vom Sensor und der Software gedacht, die komplett mit einem Monitor und Berührungen bedienbar sind. Besseres Design ist dabei eine andere Frage.
Damit ist das Thema nicht zu Ende, denn ich kann auch noch in den Filtermix einsteigen und analoge Filme auf digitale Art nutzen mit Exposure u.a. auf dem PC oder Hipstamatic etc. auf dem Iphone und Smartphone.
Es gibt also mehr als ich in meiner Lebenszeit digital ausführen und ausdrücken kann.
Ich sehe dies alles aus zwei verschiedenen Blickwinkeln. Ich habe gesehen und erlebt wie diese Produkte entstanden sind und auf den Markt kamen und ich sehe sie nun in der Welt im Verhältnis zu neuen und anderen Geräten und Möglichkeiten.
Die Vergänglichkeit liegt vielleicht woanders.
Jede dieser Kameras macht wunderbare Fotos für den Druck. Sie können technisch jedem Vergleich mit allen analogen Fotos standhalten, die bis heute als Fotoikonen das Denken bestimmen.
Aber heute geht es eben nicht mehr um Druck sondern um digitale Möglichkeiten. Heute ist der Monitor im Smartphone absolut dominierend und danach das Tablet und zuguterletzt der Monitor mit Computer.
Die fotografische Welt ist im Handy zu sehen.
Genau dies erlaubt diesen „alten“ digitalen Kameras nun den Mehrwert im Flow und im Foto, was Smartphones mit Berührung und KI nicht bieten können aber dafür hinterher auf Smartphones gezeigt werden kann.
Die Unvergänglichkeit dieser Kameragenerationen zum jetzigen Zeitpunkt ist für mich eine große Chance, weil ich jetzt großartige Möglichkeiten habe, um mit Licht zu malen. Was Smartphones so nicht bieten können, ist mit diesen „alten“ digitalen Kameras möglich, die mit ihren 10 und mehr Pixeln alles bieten, was man für gute Fotos im Druck und erstklassige Fotos auf digitalen Endgeräten benötigt. Wie diese Sensorklassen entstanden sind und warum sie nun nicht mehr produziert werden, ist u.a. hier erklärt.
Sie kommen aus einer Zeit als noch das Denken in Kameras die Entwicklung bestimmte und nicht das Denken in Software. Das ist nicht besser oder schlechter sondern anders. So kann man sich heute seinen optischen Zauberkasten zulegen oder pflegen…
Und wenn ich möchte, kann ich auch noch mit einer neueren Kamera fotografieren, um festzustellen, daß neu nicht unbedingt besser ist und mehr bietet, aber das Neue einen anderen Reiz bietet, der mit dem Charme der älteren Geräte konkurrieren muß.
Aber auch dies ist nur eine gewisse Zeit möglich. Denn die Bauteile in den Kameras werden irgendwann aufhören zu funktionieren so wie ich aufhören werde zu sein.
Aber das muß nicht morgen sein…
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