Königsklasse der Fotografie oder entscheidender Moment und gezielter Augenblick

Erster Sonnentag nach wochenlangem Regen – Sonne trifft auf Nässe

Der echte entscheidende Moment, den man sieht und dann unauffällig fotografiert, ist die Königsklasse der Fotografie. Wenn man dies dann noch in eine neue Wirklichkeit bringt, ist es in diesem Sinne das beste Bild.

Was ich damit meine und wie ich das umgesetzt habe, sehen Sie z.B. wenn Sie auf diesen Link klicken.

Das ist Original Streetfotografie der Königsklasse wie ich sie meine – klassisch und unverfälscht sozusagen der Goldstandard.

Diesen entscheidenen Augenblick/Moment gibt es in fast jeder Situation.

Ob sich da ein Foto lohnt, muß man dann selbst entscheiden. Das obige Foto ist auch ein entscheidender Moment aber kein Goldstandard, weil das Foto einen nicht „beißt“.

Jetzt kommt für mich der Silberstandard.

Wenn man den Ort und die Bühne schon bereitet hat, dann kann der König Zufall schneller zuschlagen. Das sind die Situationen, in denen man einen Rahmen für sein Motiv ausgewählt hat und nun wartet, bis die passende Kombination kommt. Das kann ein schöner Hintergrund sein, vor dem nun noch jemand im Vordergrund vorbeilaufen muß etc.

Dies hat auch Cartier-Bresson ebenso wie Elliott Erwitt gemacht – nicht nur aber auch – , weil die wirklichen Momente der Königsklasse sich eher selten ergeben, gesehen und dann auch noch fotografiert werden und sehr zufällig sind.

Wichtig bei Gold und Silber ist die Unauffälligkeit, denn es geht um ungestellt – unposed streetphotography.

Dies ist die klassische Streetfotografie gewesen wie sie früher und heute möglich war und ist, aber von nur sehr wenigen Menschen ausgeübt wird. Sie ist heute sogar mit Smartphones möglich aber bisher am Besten immer noch mit Digitalkameras, weil damit besser gestaltet werden kann.

Und jetzt kommt Bronze.

Weil das aber alles schwer ist und viele heute einfacher zu ähnlichen Ergebnissen kommen wollen, hat man diese klassische Sicht im Marketing und auf der Straße umgemünzt.

Ein sehr gutes Beispiel für diesen Prozess bietet die aktuelle Kampagne von Leica, wobei dies für alle Arten von Kameras und Marken gilt.

Sehr viele der darin gezeigten Fotos sind nicht unauffällig aufgenommen sondern wahrscheinlich sogar gestellt.

Bleibt das Wort witnesses – Zeugen. Auf der verlinkten Webseite steht: „Mit dieser Kampagne zollt das Unternehmen, dessen Wurzeln mehr als 150 Jahre zurückreichen, all jenen Tribut, die mit ihrer Leica Kamera die Schönheit und Poesie der Welt dokumentieren – Fotografinnen und Fotografen, die entscheidende Momente der Geschichte einfangen und die Verletzlichkeit der Conditio humana durch ihre Sensibilität und einzigartige Sichtweise zeigen. Diese Bilder sind mehr als bloße Fotos, es sind wichtige Berichte von Augenzeugen – ob sie nun globale Ereignisse festhalten oder kurze, private Momente.“

Da geht es nur noch um das Foto und nicht mehr um den ungestellten Moment. Es geht quasi um Urlaubsfotos und alles andere, die mit Leica Kameras die Schönheit und Poesie der Welt dokumentieren.

Man kann natürlich auch mit einer Lumix und dem dazugehörigen Leica-Objektiv die Schönheit der Welt dokumentieren und sich fragen wieviel Leica ist Leica? …. oder einer anderen Kamera.

Mir geht es aber eigentlich um das, was anders wurde.

Aus der unauffälligen Fotografie ungestellter Momente wurde die Nutzung von Fotoapparaten auf jede Art und Weise und dabei wurde der Wortinhalt verändert.

Aber wie will man unterscheiden, wenn alle Wörter alles beinhalten?

Die klassische Streetfotografie, die ich oben beschrieben habe, ist nicht dieselbe wie die neue Streetfotografie, die auch andere Motive hat wie cityscapes und urban landscape oder einfach abstrakte Formen.

Gemeinsam ist allen die Suche nach Motiven in städtischen Umgebungen.

Aber unterschiedlich sind

  • Autofokus oder manuell,
  • ungestellt oder gestellt,
  • unauffällig oder gestellt,
  • soziale Situationen oder menschenleer
  • und vieles mehr.

Für das Zeigen der Fotos spielt das eher keine Rolle aber für den eigenen Anspruch sehr wohl.

Gerade weil das Fotografieren heute so einfach ist wie nie zuvor, sind die Bedingungen des Entstehungsprozesses eine wichtige Dimension.

Dadurch entstehen entscheidende Momente der eigenen fotografischen Lebenszeit im besten Sinne.

Ob die im Museum landen, ist dann keine Frage von Können sondern von Kennen.

Das ist der Kontaktstandard – der eine hat goldene soziale Kontakte und der andere keine.

Sie wissen, was ich meine …

 

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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