Plakate zwischen Papier und Politik in digitalen Zeiten

Als der Pariser Fotograf Eugene Atget Strassen in Paris fotografierte, waren für ihn zehn Meter hohe Wände voller Plakatwerbung normal wie man hier verlinkt sehen kann.

Heute sind wir zwar hundert Jahre weiter aber nicht besser dran.

Aktuell werden überall digitale Schautafeln installiert – vom Handy als Propagandatafel ganz zu schweigen.

Besonders fiel mir aber ein Plakat ins Auge, weil es noch echt auf Papier war und eher versteckt an einer Straße hing:

Was für ein Anblick!

Da wird für eine Friedensdemo in Berlin geworben – in Remscheid.

Wer soll denn dahin fahren?

Zu dieser Zeit war dann auch noch Warnstreik bei der Bahn. Einsam und still hing dieses Plakat an der Wand und dokumentierte auf seine Art politische Zustände in Deutschland in digitalen Zeiten.

Eine Reise dorthin und zurück kann sich nur wer leisten, der es sich leisten kann. Wer soll sich denn von diesem Plakat angesprochen fühlen?

Für mich ist es dennoch etwas Besonderes, weil im Raum Remscheid seit Jahren nichts Politisches mehr zu sehen war. Kurz vor den Wahlen gibt es zwar ein paar Plakate aber dieses hier wirbt ja für eine politische Kundgebung.

Das habe ich hier lange nicht gesehen.

Es scheint fast aus der Zeit gefallen.

Mittlerweile ist es schon wieder weg und von Waschmittelwerbung ersetzt worden.

So bin ich sehr froh, daß ich diesen kurzen Moment festhalten konnte.

Er fügt sich aber ein in die digitale Werbung auf der Einkaufsstraße, die ich kurz davor aufgenommen habe. Dort wird nämlich für die Bundeswehr geworben.

Auch dies scheint hier wie aus der Zeit gefallen.

Aber nur hier.

Um uns herum ist es voller Kriege und Konflikte.

Ab hier würde es nun sehr politisch und die Fotos würden in einen politischen Zusammenhang eingeordnet. Das ist hier aber nicht das Thema.

Daher endet dieser Text hier.

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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