Fotografie und Alter

Früher

Es war vor zehn Jahren als das Alter politisch gewollt  in Deutschland gestrichen werden sollte.

Das hat fast geklappt.

Jetzt bin ich zehn Jahre älter und möchte noch mal draufblicken aus heutiger Sicht.

Was ist eigentlich das  Alter?

„Der Altersbegriff kann weiter differenziert werden in:

kalendarisches (chronologisches) Alter
biologisches (körperliches Alter)
psychologisches Alter
funktionales Alter und
soziales Alter….“

Schon der verlinkte Text führt in fast unendliche Dimensionen.

Doch hier geht es um Fotografie und Fotografieren.

Deshalb weise ich zunächst auf meine fotografische Arbeit zum Thema Arbeit und Alter hin als der Bundestag die Arbeitsgrenze als neue Armutsgrenze nach oben setzte durch die Einführung der Rente mit 67.

Das zeigt wie Alter zum politischen Kampfbegriff wird, indem man alt als jung definiert, um Geld zu sparen.

Arthur Schopenhauer hat einmal geschrieben:

„In der Jugend herrscht die Anschauung, im Alter das Denken vor.“

Die Folge davon ist, daß Bilder und Fotos bei der Jugend wirken und auch bei denen, die älter werden, wenn sie nicht zum Denken kommen….

Damit nähern wir uns der Bilderproduktion und der Fotografie, wobei hier und heute nicht die sozialen Gebrauchsweisen der Fotografie im Mittelpunkt stehen.

Dann würden wir die Matrix verlassen.

Meine eigenen Gebrauchsweisen der Fotografie haben sich verändert.

Als ich jünger war,  fotografierte ich mehr,  um den richtigen Moment „einzufangen.“

Heute weiß ich, daß mehr oft ohne Mehrwert ist.

Heute schreibe ich mehr über das Fotografierte und beim Fotografieren ist weniger oft mehr.

Denken ist schwieriger als zu fotografieren und zu schreiben ist noch schwieriger als zu denken.

Allerdings entstehen Bilder im Kopf…

ich schaue heute mehr auf das, was ich anschaue.

Und dann ist da das Loslassen statt Festlegen bei Fragen der Technik und das Annehmen aller Möglichkeiten des Aufnehmens in digitalen Zeiten.

Früher habe ich mich öfter festgelegt: entweder nur Zoom oder nur Festbrennweite, nur große Kamera oder nur kleine Kamera.

Und heute?

Heute faszinieren mich die Möglichkeiten der optischen Instrumente von gestern und heute gleichermaßen.

Es ist eine neue digitale Freiheit entstanden.

Es geht nicht mehr um soziale Attribute oder die Jagd nach dem „besten“ Bild oder dem Zwang zum Dokumentieren sondern um die Einordnung des Sehens in die eigene Lebenszeit.

Die Relativität von guten und schlechten Fotos, die Zufälligkeit von Erfolg und ausbleibendem sozialem Erfolg und die fehlenden Möglichkeiten, um darauf Einfluß zu nehmen, führen zur widerwilligen Akzeptanz der sichtbaren Ungerechtigkeit.

Diese „Ungerechtigkeit“ ist aber nur aus meiner Sicht so, andere sind von ihrem „berechtigten“ Erfolg überzeugt.

So wird es immer sein und bleiben.

Geld führt und die Vergessenen werden an der Nase herumgeführt.

Deshalb ist es im Alter in meinen Augen sinnvoll, sich der fotografischen Lust statt dem sozialen Frust zuzuwenden.

Und diese Lust ist die neue fotografische Freiheit zwischen alt und neu, klein und groß, bunt und monochrom frei wählen zu können.

So schafft Leidenschaft kein Leid und Lust keinen Frust sondern läßt mich teilnehmen an der Welt mit meinen Blicken auf meine Art jenseits der Illusionen.

Ein Hinweis zum Schluß. Bitte benutzen Sie die Verlinkungen im Text, sonst wird die ganze Dimension nicht wirklich deutlich.  Ich hätte natürlich alles das, was sich hinter den Verknüpfungen befindet, in den Text schreiben können aber das ist eigentlich nicht der Sinn des Internets.

Text 1.1

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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