„Eines der Probleme der Kameraindustrie ist ja, dass ihre Produkte schon seit Jahren viel zu gut sind. Das größte Potential für Verbesserungen der Bildresultate bietet die Kompetenz des Fotografen, ob man diese nun mühsam selbst erwirbt oder einer von anderen trainierten KI die Kontrolle über die Einstellräder und Knöpfe überlässt. Und wenn man die Technik beherrscht, sei es der Fotograf selbst oder dessen künstlich intelligenter Assistent, genügt als Werkzeug oft schon der kleine Sensor im Kameramodul des Smartphone.“
Diese Gedanken stammen von Michael J. Hußmann aus seinem Artikel „Schwellenangst: Warum werden nicht mehr Systemkameras verkauft?“
Dabei beschreibt er den neuen normalen Fotostandard: „Vergleicht man typische Smartphone-Bilder mit out of camera-Versionen der Aufnahmen mit einer Systemkamera, sehen die Handyfotos durchweg besser, jedenfalls gefälliger aus. Die Farben sind kräftiger, freundlicher und entsprechen mehr den Farben, an die man sich erinnert. Die Tonwerte sind kontrastreicher und dank einer Verstärkung lokaler Kontraste (Klarheit) erscheinen die Motive plastischer modelliert. Selbst im hohen ISO-Bereich schneiden die Smartphones oft besser ab, was man ihren kleinen Sensoren früher gar nicht zugetraut hätte, aber durch die KI-gestützte Verrechnung mehrerer Belichtungen können die Smartphones zaubern…“
Das hat mit dem Wechsel ins illustrative Zeitalter zu tun.
Und dann definiert er den neuen Goldstandard der eigenen Fotografie:
„Und die engagierten Fotografen haben ja auch recht: Die Bilder ihrer Kameras geben mehr her, und sie bieten auch ganz andere Möglichkeiten, die Aufnahmen so zu steuern, dass ihre Belichtung ein optimales Ausgangsmaterial für die anschließende Entwicklung der Bilder aus den Rohdaten liefert. Das erfordert allerdings Mühe. Man muss sich mit der Materie beschäftigen, theoretisch wie praktisch, und das ist nicht jedermanns Sache. Wer einfach nur Resultate will, wird sich nicht darauf einlassen. Andererseits geht es den engagierten Fotografen ja gerade darum, zu erleben, was für einen Unterschied die eigene Kreativität und die eigenen Fertigkeiten machen, sich also an der Selbstwirksamkeit zu erfreuen.
Das größte Hindernis vor dem Einstieg in ein Kamerasystem ist also, dass dieses zwar die Bedürfnisse einer Minderheit engagierter Fotografen erfüllt, aber an den Interessen der meisten Menschen vorbei geht. Wer schnelle Resultate erwartet, ist mit dem ohnehin vorhandenen Smartphone (ohne das man in unserer Welt ja längst nicht mehr zurecht kommt) tatsächlich besser bedient.“
So geht Fotografie heute.
Wer sein eigenes Lichtbild will, der kommt mit dem Smartphone nicht immer dorthin – aber manchmal doch.
Darüber hinaus muß ich selbst gestalten.
Dabei ist oft das bessere Lichtbild das Unperfekte mit der Unschärfe.
Das füht dann zur Selbstwirksamkeit und dem eigenen Selbstausdruck jenseits des Normalen, wobei für mich eher der Weg das Ziel ist.
Genau wie die genialen Artikel von Herrn Hußmann ein wunderbarer Ausdruck seiner eigenen Kompetenz sind.
Sie inspirieren und öffnen neue Blickwinkel.
One thought on “Fotografie bis zur Selbstwirksamkeit”