Er ist kaum bekannt in Deutschland, obwohl er in Belgien lebt.
Mich hat sein Buch Charleroi sehr beeindruckt.
Er erinnert auf seine Art an Sebastiao Salgado, wenn es um die Wirkung seiner Fotos geht. Aber er schildert visuell nicht nur die großen Fragen der Menschheit sondern geht ganz konkret auf das harte Leben vor Ort ein.
Was das bedeutet, sieht man hier im Video ab Minute 20 verlinkt.
Seine sozialen Szenen machte er oft mit alten Kameras, die einen Aufsichtsucher haben wie eine Rolleiflex. Die Kamera ist dabei nicht sichtversperrend zwischen ihm und seinem Porträtierten sondern sie kommunizieren und er guckt von oben auf die Kamera.
Die Kamera ist dabei Teil der entstehenden fotografischen Situation.
Das geht heute auch bei digitalen Kameras, deren Monitor aufwärts und abwärts geklappt werden kann.

Es ist nicht der schnelle unauffällige Schnappschuss wie bei Henri Cartier-Bresson, sondern die Kamera fällt auf und führt zu sozialen Kontakten, die Motive möglich machen. Die Kamera wird zum Schlüssel und der Kontakt zum Anlaß für alles danach.
Die drei Fotografen sind schon sehr verschieden und haben doch eine wesentliche Gemeinsamkeit.
Alle drei Fotografen fotografier(t)en monochrom, wenn es um Menschen geht.
Und heute geht das ja noch besser.
Dies führt zu immer wieder beeindruckenden Fotografien, die das allgemein Menschliche zeigen wie es war und wie es ist.
Aber wie bin ich überhaupt darauf gekommen?
„Stellen Sie sich die Frage: Was für ein Fotograf bin ich? Dass Fotografieren bedeutet Verstand, Auge und Herz auf eine Linie zu bringen, sagte schon Henri Cartier-Bresson. Welcher Teil dieses magischen Dreiecks bei uns den anderen speist und worin unsere ureigene Rezeptur besteht, um diese Elemente zu verbinden, ist ausschlaggebend dafür, was für ein Fotograf wir sind. Wir alle haben einen Trigger, einen Funken, der die Kiste der Pandora mit unseren fixen Ideen und unserer Neugier öffnet und die Kamera zur Erweiterung unserer inneren Stimme macht. Manche Fotografen werden geistig stimuliert, andere betrachten Fotografie als emotionale Reise oder rein visuelle Entdeckungsfahrt.“
Diesen Gedanken von Benedicte Kurzen fand ich im Buch Das perfekte Bild von Paul Lowe.
Daraufhin fragte ich mich, wie war das bei Henri Cartier-Bresson, wie war das bei Sebastiao Salgado, wie war das bei Stephan Vanfleteren und wie war das bei mir?
Ich falle ja schon kommerziell aus, weil ich immer zum Überleben arbeiten mußte und fotografisch ein Amateur blieb, denn das Netzwerk fehlte mir, das Geld fehlte mir und die Themen, die alle interessieren. Sozialabbau in einer Region, die verloren ist, interessiert nicht mal die dortigen Medien, geschweige denn die Politiker, die es verursacht haben. Und Arbeit und Alter und Rentenbetrug mit 67 als Thema für echte Dokumentarfotografie etc. ist nicht förderfähig…
Aber der Zwang Dinge festzuhalten, die danach verschwunden sind, scheint bei uns allen vorhanden (gewesen) zu sein.
Geld und Anerkennung?
Wer weiß?
Aber nun gibt es eine Antwort auf die Frage, wofür Digitalkameras mit Klappmonitor (statt Schwenkmonitor) heute in sozialen Situationen wichtig sein können: für Situationen, in denen nicht das heimliche Auge des Handys sondern die offenen Augen der Beteiligten zu einem guten Foto führen – sozusagen barrierefrei mit der Kamera.
2 thoughts on “Stephan Vanfleteren zwischen Sebastiao Salgado und Henri Cartier-Bresson”