Mit Bildern Geschichten erzählen von Kai Behrmann und Thomas B. Jones

„Wie du Storytelling gezielt in deiner Fotografie einsetzt“ ist der Untertitel dieses Buches.

Nun hat es der dpunkt Verlag in den letzten Jahren immer wieder geschafft, Themen am Puls der Zeit umzusetzen.

Und wir leben jetzt in der Phase zwei nach dem Ende der Filmfotografie. Erst kam die Umsetzung der Filmfotografie in die Sensorfotografie und nun dominieren die Möglichkeiten der Sensoren auch das soziale Leben und das Smartphone ist das allgegenwärtige Mittel dabei.

„Kai und Thomas, professionelle Reportagefotografen, Fototrainer und Podcaster, geben dir mit diesem Buch die erforderlichen Storytelling-Werkzeuge an die Hand, mit denen du zu visuell und emotional fesselnden Bildern gelangst. “

Dieser Satz ist aus der Vorstellung des Buches auf der Verlagsseite.

Er spiegelt viel von der neuen Zeit wieder und dem neuen Denken beim Fotografieren und im neuen digitalen Leben.

Was ich damit meine, sieht man sehr schön, wenn man dieses Buch mit einem Buch von 2015 vergleicht, dem Handbuch des Fotojournalismus.

Fast alle wesentlichen Hauptwörter in dem zitierten Satz sind Anglizismen und erfordern von den Leserinnen und Lesern Mehrsprachigkeit. Der Satz ist frisch und jugendlich und spritzig.

Das ist die neue mediale Zeit. Da ich nun schon viele Jahre Fotobücher und Bücher über Fotografie vorstelle, war ich sehr neugierig auf ein neues Buch in einer neuen Zeit.

Es ist ein gutes Buch für eine neue Zeit mit neuen Maßstäben geworden, dem man das Engagement der Autoren anmerkt. Das Buch hat ein gutes Inhaltsverzeichnis – aber leider keinen Index.

Auf Seite 109 findet sich ein Satz, der in meinen Augen für das Buch gilt: „Innovation entsteht aus einem neuartigen Arrangement bekannter Zutaten. Bedien dich also ruhig schamlos bei anderen. Spinn Ideen weiter, kombinier sie anders – und schaff so deinen eigenen Mix.“

Ich denke so ist das gesamte Buch dann auch zu sehen.

Gut gegliedert finden sich hier alle Dinge wieder, die fotografisch und kommunikativ von den Autoren für wichtig gehalten werden. Das können Regeln, Merksätze und Gedanken sein.

Sogar Seneca kommt auf Seite 188 mit einem Gedanken vor, der mich sehr an Epiktet erinnert.

Auf Seite 3 steht: „Wir sind der Meinung, dass Reportage und Storytelling nicht nur etwas für Profis sind“ unter der Überschrift „Werde zum Geschichtenerzähler vor der eigenen Haustür.“

Auf Seite 40 steht: „Wer packende Bilder in Geschichten erzählen möchte, für den lohnt sich daher ein Blick auf die menschliche Evolution.“

Dies alles gibt den Rahmen vor für den Werkzeugkasten, der dann folgt.

Ich habe in anderen Rezensionen gelesen, daß das Buch ein „dicker Schinken“ sei. Das sehe ich anders aber vielleicht ist diese Sicht auch Ausdruck einer neuen Zeit.

Das Buch an sich ist gerade mal 2 Zentimeter dick und wird gefüllt mit sehr vielen Fotos zwischen den Texten. Insofern ist wahrscheinlich die elektronische  Variante auf einem großen Tablet die beste Lösung, zumal man da nach jedem Wort suchen kann als Ersatz für einen Index. Das ist dann gelebte neue Zeit…

Wer nun vor der eigenen Haustür mit Storytelling (deutsch: Geschichten erzählen) anfangen will, der kann sich hier seine Werkzeuge raussuchen, um Heldengeschichten vor der Haustür zu erzählen.

Den Transfer vom Aufbau einer Story über die Auswahl der Fotos, die man erst machen muß, bis zur Umsetzung muß man dann selbst leisten.

Mit Bildern Geschichten erzählen von Kai Behrmann und Thomas B. Jones ist bei dpunkt erschienen.

 

Mit Bildern Geschichten erzählen von Kai Behrmann und Thomas B. Jones

Wie du Storytelling gezielt in deiner Fotografie einsetzt

ISBN 978-3-86490-944-3

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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