Fotografie mit Leidenschaft von Dr. Martina Mettner

Das Buch fängt da an wo andere aufhören.

Wie heisst es so schön?

„Die Leichtigkeit, mit der das Medium Fotografie beherrschbar ist, macht es offenbar umso schwerer, zu einer individuellen Bildsprache zu finden.“

Und so schreibt Frau Mettner souverän mit der Erfahrung einer fachkundigen Beraterin, Soziologin und Autorin, die die Abläufe, Zusammenhänge, Personen und Entwicklungen in der Welt der Fotografie kennt.

Es ist ein bemerkenswert gutes Buch und es hat durchgängig Gedanken, die eigenständig sind und weiterhelfen.

„Die zentrale Frage ist: Wie funktioniert künstlerische Fotografie?“

Dieser Satz aus der Einleitung führt als gedanklicher Faden durch die Kapitel dieses Buches.

An den Beispielen von Henri Cartier-Bresson, Robert Frank, Walker Evans und Dorothea Lange zeigt sie mit einem hochinteressanten Mix von Informationen über Leben und Werk wie abhängig öffentliche Anerkennung von Beziehungen ist. Das hat nichts mit gut oder schlecht zu tun sondern mit Zeitgeist und Interesse.

Landschaft, Porträt, Reportage und Kunstmarkt stellt uns Frau Mettner mit Bildbeispielen und Betrachtungen vor, die sie klar interpretiert und sich positioniert – mit Leidenschaft eben.

Ich bin nicht immer ihrer Meinung und bewerte einige Personen und Sachverhalte auch anders. Aber sie hat wenigstens eine Meinung mit argumentativer Substanz und ein gutes Buch zeichnet sich dadurch aus, dass man sich an ihm reiben kann.

Sie schreibt auch über Fotografinnen und Fotografen, die wenig Publikum haben und analysiert die aktuelle Situation in der Welt der Fotografie zwischen Veränderung und Anpassung.

Ihre vielen Bildbeispiele machen es möglich, Ansichten zu entwickeln und zu überprüfen.

Das Kapitel „Der Kunstbetrieb“ offenbart dann auch noch einen Aspekt, der mir auch schon seit einiger Zeit auffällt: „Wie in den vorausgegangenen Kapiteln immer wieder zu sehen war, hatten die Fotografen, deren Arbeiten tatsächlich ausgestellt und gehandelt werden, immer namhafte Fürsprecher und, lange vor Social Media, ein funktionierendes Netzwerk an Fans und Förderern.“

Sie zeigt dann sehr realistisch auf, dass der Traum vom grossen Geld sehr nüchtern betrachtet werden muss.

Aber ihre Leserinnen und Leser läßt sie hier nicht stehen (was ich sehr freundlich finde) sondern nimmt sie mit auf den Weg, der der Fotografie andere Aspekte abgewinnt.

Diese findet man in den Kapiteln „Die Kunst, sein Glück in der Fotografie zu finden“ und im Kapitel „Praktische Tipps zur Realisierung freier Projekte“.

Doch darüber schreibe ich nicht, denn das sollen Sie selbst lesen, wenn Sie dieses Buch in den Händen halten. Wer fotografisch weiterkommen will, der kann sich mit diesem Buch ein großes Geschenk machen, das auch noch in einigen Jahren seinen Wert hat.

Das Buch ist im Fotofeinkost-Verlag erschienen.

Dr. Martina Mettner
Fotografie mit Leidenschaft – Vom Abbilden zum künstlerischen Ausdruck
224 Seiten mit Abb., in Leinen fest gebunden, Lesebändchen, Format 21,5 x 21,5 cm.

ISBN 978-3-9813869-1-2

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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