Der Weg war länger als gedacht. Nachdem ich die Fuji erhalten hatte, probierte ich sie eine Weile aus. Dabei wurde mit klar, dass die Kamera keine Fehler verzeiht.
1. Die meisten Probleme macht nicht die Kamera sondern die Person dahinter
Es fängt mit dem banalen Beispiel an, wo ich die Kamera zur Belichtungsmessung hinhalte. Wenn ich zur Belichtungsmessung Richtung Himmel halte, dann wird der Rest dunkler aber dafür kann ich alle Feinheiten später rausarbeiten aus den RAW-Dateien. Wenn ich zur Erde halte oder auf das Motiv, dann ist der Himmel oft ausgefressen und weiss. Allein dieses Beispiel zeigt, wie sehr es auf den Fotografen ankommt.
2. Die Fuji X100 braucht noch ein paar Software-Updates, ist aber schon gut nutzbar
Nach dem Updaten auf die neuste Firmware Version hatte ich das Gefühl, dass die Kamera nun einen nutzbaren Arbeitszustand erreicht hat. Und ich wurde nicht enttäuscht. Sobald man sich wieder an den grossen Sucher gewöhnt hat, wird das Fotografieren fast zur Sucht.
3. Eine Festbrennweite erfordert immer eine andere Art des Fotografierens
Aber die Kamera ist eben mit einer Festbrennweite versehen. Daher ist die Art des Fotografierens anders. Man muß sich mehr bewegen, um den richtigen Standpunkt zu finden. Somit tut man indirekt auch noch was für seine Gesundheit.
4. Reale Beispielfotos sind immer ein Ergebnis von Fotograf, Software und Moment
Dabei sind einige Fotos entstanden, die in den nächsten Monaten ergänzt werden. Ich habe die Fotos bewusst bei flickr reingestellt. Es sind nur eine Handvoll, aber sie zeigen die Möglichkeiten und Grenzen der Kamera.
Ich empfehle besonders das Foto mit dem leichten Morgennebel über dem Wasser, weil es die Feinheiten der Natur wiedergibt. Und bei flickr kann jeder sie ergänzen oder kommentieren.
Wem meine Fotos nicht reichen (mir wären das auch zu wenig), der findet dort zwei weltweite Gruppen mit Fotos der Fuji X100. Wem das nicht reicht, der kann bei dem Prominenten Kai Pflaume noch mehr Fotos finden, wobei mir nicht klar ist, was davon PR und was davon privat ist. Noch mehr Fotos gibt es u.a. bei Fred Miranda.
Mit der Fuji gelingen kreative und schöne Portraits, wie hier zu sehen ist. Und es gibt einen sehr engagierten Fuji X100 Fotografen, der viele Fotos und eine interessante Besprechung zu bieten hat (wer kein Englisch kann, bitte mit translate.google.de übersetzen…)
5. Die alte Art des Fotografierens
Die Philosophie der Fuji X100 ist klar. Sie ist eine Kamera der alten Art des Fotografierens. Sie wird daher keine Freude für Handyfotografen sein. Aber sie ist eine wahre Wonne für qualitätsbewusste Fotografinnen und Fotografen alten Stils.
6. Die Strassenfotografie von heute ist mit anderen Kameras besser zu machen
Eigentlich kam ich ja von Henri Cartier-Bresson über die Leica und die Strassenfotografie zur Fuji. Aber es hat sich eben doch etwas geändert. Unauffällige Strassenfotografie heute erfordert zum Teil andere Kameras als die M-Leicas und die X100-Fujis.
Erforderlich sind blitzschnelle und kleine, kaum auffallende Kameras, um die Situation und das Recht am eigenen Bild auf möglichen Motiven gut zu kombinieren. Dazu sind m.M. die Leicas und Fujis einfach zu groß. Anderen ist die Fuji wiederum zu klein.
Auch andere Systemkameras sind mir persönlich zu gross und zu schwer und zu laut. Davon abgesehen wäre die Fuji für mich aber erste Wahl. Ich komme zu dieser Einschätzung, weil ich es mit der Leica M6 und nun mit der Fuji X100 mehrfach ausprobiert habe.
(Lustigerweise habe ich nach dem Schreiben dieser Zeilen einen Artikel entdeckt, der genau die Leica M6 mit der Fuji X100 vergleicht, auch mit analog zu digital etc. Aber wer die Kommentare dort zu Ende liest, der merkt, dass teilweise Glaubenskriege geführt werden und hinkende Vergleiche zu finden sind. Das schmälert aber nicht den Informationswert dieser Seite und deshalb füge ich dies hier noch in Klammern an.)
Die Kameras erregten Aufmerksamkeit oder provozierten, weil sie zu groß und auffällig sind, obwohl sie es ja eigentlich nicht sind. Aber mit einer Sony TX oder WX oder der Ricoh hatte ich diese Probleme nicht.
Dieses Phänomen habe ich vor Jahren schon einmal erlebt. Damals war die Nikon P5000 akzeptiert und die Canon Powershot G7 nicht mehr. Es gibt offenkundig heute eine sozial unbewußt akzeptierte Größe in unseren Breiten, die nicht über ein Handy hinausgehen darf.
Aber auch dieser Gedanke gilt nur da, wo ich so denke. In San Franciso scheint Streetphotography mit der Fuji X100 möglich und alle Aufgenommenen sind gut zu sehen. Da scheint wohl das Recht am eigenen Bild nicht so eine Rolle zu spielen wie hier.
7. Das Neue ist der Feind des Guten
Und ob ich will oder nicht, damit komme ich wieder auf schnelle, kleine und leise Kompaktkameras zurück.
So ist das im Leben. Wie sagte schon Tucholsky sinngemäß, du wünschst dir eine große Blonde und bekommst eine kleine Schwarze.
Ja, so ist das.