„Man weiß nie, wann man das entscheidende Bild schießt“

Das ist die Überschrift eines Artikels auf radio.cz. 

Prager Galerie zeigt Dokumentarfotografie:

„…So gehören dem Künstlerkollektiv neben Karel Cudlín und Jan Dobrovský auch Alžběta Jungrová, Antonín Kratochvíl, Jan Mihaliček und Tomki Němec an – ebenso wie Martin Wágner.

„Wir interessieren uns alle für klassische, schwarz-weiße Dokumentarfotografie“, sagt Wágner. Aber was genau ist das eigentlich, Dokumentarfotografie?

„Das ist eine Art von Fotografie, die einfach aus dem Leben hervorgeht. Es geht nicht darum, die Realität zu inszenieren, vielmehr soll sie vor dem Hintergrund verschiedener Kontexte und Zusammenhänge so festgehalten werden, wie sie ist“, sagt Cudlín. Die Herangehensweise sei dabei eine andere, als bei der Reportagefotografie: „Die Reportage nimmt ein aktuelles Ereignis in den Blick, da geht es um News und Berichterstattung. Dokumentarfotografie hingegen geht eben in die Tiefe, im Zentrum steht der Kontext des Dargestellten, und zumeist fotografiert man über längere Zeit.“

Diese Sätze aus dem Artikel zeigen die wunderbare Essenz dessen, was Dokumentarfotografie auch noch ist und war.

Dies alles habe ich über einen Suchalgorhythmus von google gefunden auf einer Webseite, die die Möglichkeit einer deutschen Übersetzung anbietet.

Das ist heute die internationale Welt, die von google gesteuert wird.

Natürlich kann ich da nicht hinfahren trotz offener Grenzen, weil die EU mit offenen Grenzen nur für Menschen ist, die es sich leisten können  –  und der Artikel wird wohl nach einiger Zeit nicht mehr auffindbar sein.

Aber wenn man einen Blick werfen will auf das, was in einem Nachbarland fotografisch passiert, dann ist google an dieser Stelle natürlich ungemein hilfreich.

Früher war Prag in der Tschechoslowakei, heute ist es die Tschechische Republik.

Der nonkonforme Blick – Ivan Kyncls Fotografien der tschechoslowakischen Gesellschaft in der Zeit der „Normalisierung“ lautet ein Artikel von Heidrun Hamersky in den Zeithistorischen Forschungen 2011. Denn Kyncl hat echte Dokumentarfotografie praktiziert und wurde nicht bekannt.

Ich vermute, daß fast kein Leser hier jemals diesen oder die anderen Namen gelesen oder gehört hat, aber interessant ist es trotzdem.

So klein ist nämlich die fotografische Welt.

Oder so groß – denn fast jeder, der sich mit Dokumentarfotografie beschäftigt hat, kennt sicherlich die Fotoagentur Magnum und den Namen Josef Koudelka. Er wurde mit seinen Bildern vom Prager Frühling weltbekannt, also mit reinen Reportagefotos.

Nun ist er mittlerweile 85 Jahre alt.

Warum habe ich diese Infosplitter hier aufgeschrieben?

Weil sie zeigen, wie wenig man doch weiß, wenn man denkt, daß man schon viel weiß.

Hinzu kommt heute, daß neues Wissen oft nur durch google erfolgt und digital.

Wenn ich nun überlege, was nicht in google ist…

Dann ist es trotzdem in der Welt – nur nicht bei google.

Deshalb darf man nicht auf den Gedanken kommen, daß google die Welt ist, aber zumindest kann man mit diesem Bewußtsein google nutzen, um mehr von der Welt zu sehen.

So erweitert man seinen Horizont.

In diesem Sinne!

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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