Natürlich gibt es schlechte Fotos. Aber diese sind abhängig vom Betrachter – zumindest heute. Und das ist so wie mit der Kunst. Wenn es Kunst gibt, dann muß sie von Nicht-Kunst zu unterscheiden sein. Nun denn!
Welche Kriterien gibt es überhaupt für „gute“ Fotos?
- Wenn ich nach den klassischen Kriterien gehe, dann sind dies Goldener Schnitt, Schärfe, Figur und Grund und inhaltliche Komposition.
- Doch davon ist man ja ab. Heute gilt eher das Prominenz-Kriterium. Gut ist, über was einige Medien berichten und was bekannt wird.
- Dann gibt es noch den Maßstab der Wettbewerbe. Da gibt es dann immer die „besten“ Fotografen – aus Sicht einer Jury.
- Dann gibt es noch die Verkäufe. Gut ist, was Menschen kaufen.
- Und dann gibt es noch die Fotos, die einem persönlich einfach gefallen.
Da ich das Thema hier nur als Einstieg wählen wollte, will ich es nicht vertiefen. Ich finde, es gibt viel mehr gute Fotos als man sagen darf. Diese Inflation an guten Fotos muß man aushalten. Und dazu gehört auch der richtige Umgang mit kleinen Kameras. Im Jahr 2010 sind ja die meisten preiswerten Digitalkameras so gut, dass sie bei gutem Wetter fast gar keine schlechten Fotos mehr machen können. Das Problem fängt bei schlechtem Licht an, weil dann das Rauschen zunimmt, also im Ergebnis die Sichtbarkeit der Punkte auf dem Foto.
Wenn wir uns nun das Farbfoto betrachten, dann fällt auf, dass es „rauscht“. Beim Blick auf den Teppich sieht man das. Das war aber gar nicht anders möglich. Wenn man nur eine kleine Kamera dabei hat, dann muß man auch damit fotografieren oder es gibt eben kein Bild. In dem Fall gefiel mir der fotografische Auftritt so gut, dass ich lieber diesen Schnappschuss machte als die Situation vorbeigehen zu lassen.
So, und damit kommen wir zu der Möglichkeit aus diesem Foto aus einer kleinen Digitalkamera bei eher schlechtem künstlichen Licht ein anderes Foto zu machen. Und das sieht dann so aus:
Was man sofort erkennt ist, dass dieses Foto kein Problem mehr mit Farbe hat sondern in sich als Schwarzweissfoto wirkt. Und es sieht gut aus, es könnte überall erscheinen. Die Qualität stimmt selbst bei diesem einfachen Foto aus einer einfachen Kamera. Und weil dies so ist, darf es natürlich nicht so sein. Man stelle sich vor, die Menschen würden mit dieser fotografischen Qualität zufrieden sein?
Doch es ist die Zeit gekommen, um sich nicht länger verrückt machen zu lassen. Gute Schnappschüsse erzählen eine Geschichte. Und wenn es in Farbe rauscht, dann ist dies nicht schlimm, doch vielfach hilft die Umwandlung in Schwarzweiss, um die wesentlichen Elemente besser herauszustellen. Das geht nicht immer, weil es auch Fotos gibt, die in Farbe besser wirken.
Ich habe dieses Fotos noch aus einem anderen Grund gewählt. Es zeigt nämlich spontan und ohne Übertreibung wie Menschen mit den kleinen Digitalkameras ohne Sucher fotografieren: nämlich mit dem ganzen Körper in ausholender Weise.
Das hängt einfach damit zusammen, dass ein Monitor ohne Sucher dazu führt, mit beiden Händen vom Körper nach vorne weggestreckt fotografieren zu müssen. So ist zwar die Kamera kleiner geworden, aber das Fotografieren nicht besser. Und genau dies zeigt dieser Schnappschuss authentisch.
Damit zeigt sich, dass aktuell mit den meisten kleinen Digitalkameras nur als Akt der Ganzkörperfotografie auch Fotos gemacht werden können. Das wäre irgenwie schon verbesserungswürdig und ist zugleich selbst ein nicht uninteressantes Objekt der Fotografie.
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