PR-Agenturen und ihr Umgang mit Publizistik und Fotografie

„Die Verwendung der übersandten Texte und Bilder (oder der unter dem angegebenen Link auffindbaren Materialien) ist für redaktionelle Zwecke honorarfrei.“

Dies ist der Satz, den ich verlange, wenn mir Texte und Fotos zugeschickt werden mit der Bitte um Veröffentlichung. Interessanterweise halten sich nur sehr wenige PR-Agenturen daran. Das sind die Perlen unter den PR-Agenturen mit denen man gerne zusammenarbeitet.

Alle anderen?

Selbst auf Nachfrage kommen dann nicht diese Worte sondern nichtssagende Rückmeldungen.

Nun hatte ich mal wieder einen besonders schönen Fall. Ich sollte zu einer Vernissage und Fotoausstellung einladen mit einem Foto aus einer Kollektion von August Sander.

Meine Nachfrage lautete:

„Sind die Pressematerialien und das Foto honorarfrei abdruckbar und ist es geregelt, dass ich das Foto mit dem aufgeführten Nachweis ohne Schutzrechteverletzung abdrucken darf? Gibt es eine Bestimmung, daß das Foto nur bis zu einem bestimmten Datum online sein darf?“

Die Antwort lautete:

„Das Bild dürfen Sie honorarfrei und zeitlich unbegrenzt abdrucken, insofern Sie den unten stehende Quellverweis auf die xxxx
verzeichnen.“

Wobei xxxx für den Eigentümer der Rechte steht.

Es wurde also weder der einfache Satz mir übermittelt, der für mich eine klare Rechtslage ergeben hätte noch wurde auf meine klaren Fragen klar geantwortet. Es ging ja nicht nur um das Bild sondern auch um den Text.

Dann habe ich mich an den Eigentümer der Bildrechte gewandt und dort stellte sich heraus, daß auch der mir vorgegebene Urheberrechtsvermerk nicht dem entsprach, den mir die PR-Agentur überlassen hatte.

Hinzu kam, daß niemand mir erklären konnte, ob bei der Nutzung nicht noch Ansprüche Dritter anfallen. Der Eigentümer der Rechte erklärt dazu nämlich auf seiner Webseite: „Bezüglich der Reproduktionsgebühren bitten wir, sich mit der VG Bild-Kunst in Verbindung zu setzen.“

Was bedeutet das nun?

Eine PR-Agentur erhält Geld dafür, daß sie für die Interessen ihrer Kunden tätig wird. Dazu gehört, daß Blogs, Zeitschriften und Magazine offline und online darüber berichten.

Die, die darüber berichten sollen, erhalten dafür kein Geld. Dafür könnten sie wenigstens erwarten, daß sie Materialien erhalten, bei denen ihnen rechtsverbindlich erklärt wird, daß diese ohne Kosten und Rechtsverletzungen benutzbar sind.

Stattdessen wird offenkundig in der Mehrzahl der Fälle, die ich erlebt habe, diese eigentlich selbstverständliche Vorarbeit nicht geleistet.

Stattdessen soll sich der, der veröffentlichen soll, dem Risiko aussetzen, Materialien zu nutzen, bei denen nicht klar ist, ob er die Materialien auch kostenfrei und ohne Verletzung der Rechte Dritter benutzen kann.

Das habe ich massiv erlebt als es um Reisefotografie ging. Damals habe ich immer eine Erklärung verlangt, daß die PR-Agentur, die mir Fotos und Texte schickt, auch über die Rechte daran verfügt. Daraufhin kam nichts mehr.

Und nun erlebe ich es bei immer mehr PR-Texten für Fotoausstellungen und zur Fotografie.

Seit Jahren publiziere ich nur noch selbst gemachte Fotos und Texte, es sei denn es handelt sich unzweifelhaft um frei nutzbares Material.

Aber ich wollte noch einmal herausfinden, ob sich irgendetwas geändert hat.

Leider nicht wie ich nun feststellen konnte. Es gibt nur sehr wenige Perlen.

Ich verstehe nur nicht, wieso die Auftraggeber von PR-Agenturen für solche Arbeit Geld ausgeben.

Und ich verstehe die PR-Agenturen nicht.

Es sei denn, ich bin der einzige, der danach fragt.

Dann verstehe ich vieles.

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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